Kommentar

Was Autofans, Anwohner und Demonstranten an der IAA in München nervt

Die IAA in München war ein Erfolg. Aber kein voller Erfolg, wie Veranstalter und Stadt-Politik ohne jeden Zwischenton jubeln, kommentiert AZ-Lokalchef Felix Müller.
von  Felix Müller
Viel Polizei und abgesperrte Plätze: ein tägliches Bild für viele Münchner während der IAA.
Viel Polizei und abgesperrte Plätze: ein tägliches Bild für viele Münchner während der IAA. © IMAGO/Action Pictures

München — Ja, die Fundamentalkritiker der IAA machen es sich arg einfach. Natürlich spricht per se nichts gegen eine Automobilmesse in München. Und: Die Besucherzahlen wie die Eindrücke aus der Innenstadt zeigen deutlich, dass sich sehr, sehr viele Menschen für die kostenlosen Angebote interessieren. Ganz im Gegensatz etwa zu vielen der von Grün-Rot recht wahllos für Autos gesperrten Sommerstraßen in den Stadtvierteln (sorry!).

Die Proteste waren insgesamt kleiner – und deutlich friedlicher! – als davor mal wieder nach alter bayerischer Art herbeigeredet worden war, hatten mit der saudummen und symbolisch gruseligen Farb-Attacke auf den Landtag vorab aber auch einen echten Tiefpunkt zu bieten. Dass die Stadt-Politik die IAA auf ganzer Linie parteiübergreifend ohne kleinsten Zwischenton feiert, bleibt trotzdem irritierend. Drei kleine Anmerkungen.

Drei Kritikpunkte an der IAA in München: Eintritt, Polizeimaßnahmen, überfüllte Innenstadt

Erstens: Sauer auf die IAA sind keineswegs nur Menschen, die das Auto ablehnen. Warum macht man es Autofans, die sich auch abseits der großen Konzerne und ihrer Innenstadt-Show über Neuigkeiten informieren wollen so schwer? Menschen also, die die eigentliche IAA fasziniert. Es gibt in Riem keine Publikumstage, bei der letzten IAA 2021 gab es Tagestickets für 20 Euro, dieses Mal hat man die breite Öffentlichkeit quasi ausgesperrt bei Preisen knapp unter, vor Ort sogar über (!) 200 Euro Eintritt.

Zweitens: Ganz hässliche Bilder sind glücklicherweise ausgeblieben. Und doch gelingt es Innenministerium, Polizei und leider auch der Stadt nicht, einen angemessenen Umgang mit IAA-Protesten zu finden. 4.500 hochgerüstete Polizisten zum Schutz einer Messe, tagelang massenhafte Kontrollen alternativ aussehender Menschen in der Stadt, etliche Leute in Präventivhaft: All das steht München sehr schlecht zu Gesicht – und schadet dem liberalen Image.

Drittens: Die September-Tage vor der Wiesn sind in München die Ruhe vor dem Sturm – einem Sturm mit sehr vielen Belästigungen für sehr viele Hiesige. Das Großevent IAA direkt vor den Anstich zu legen, passt überhaupt nicht. Ständig knatternde Hubschrauber, extreme Verkehrsbehinderungen etwa für die Maxvorstädter, eine teils total überfüllte Innenstadt – all das sollte man den Münchnern künftig bitte in einer anderen Jahreszeit zumuten.

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