"Warum stehen hier Wohnungen leer?": Was es mit diesen Plakaten in München auf sich hat

München - Die Zahl ist hoch. Sehr hoch. Überraschend hoch. Doch die Münchner Linke ist überzeugt. Dass tatsächlich 47.000 Wohnungen in der Stadt trotz Wohnungsnot leer stehen. Das hätten Hochrechnungen ergeben. Die Leerstandsquote liege in der Stadt bei 6,2 Prozent. Man gehe davon aus, dass etwa 30.000 Wohnungen aus den verschiedenen Gründen sogar dauerhaft gar nicht genutzt werden.
Auf diesen Skandal will die Linkspartei nun aufmerksam machen. In der Nacht auf Montag klebte man Plakate an 40 Häuser in München. Darauf steht: "Warum stehen hier Wohnungen leer?" Zum Beispiel an der Agnesstraße 48, wo ein Investor nach Angaben der Linken das Haus leer stehen lässt, nachdem Mieter ausziehen mussten.

"Leerstand beenden"-Plakate in München: Die Linke will auf "verfehlte Politik" hinweisen
Bei der Plakat-Aktion soll es aber nicht bleiben. Die Linke ruft auf, Leerstände zu melden an leerstand@die-linke-muc.de. "Es geht uns darum, den Leerstand in der Stadt viel sichtbarer zu machen", sagt Theo Glauch, der Linken-Landtagskandidat für Milbertshofen, der AZ.
Die bayerische Spitzenkandidatin Adelheid Rupp rechnet im Gespräch mit der AZ vor: "Wenn man von einer Belegung von jeweils mindestens zwei Personen ausgeht, könnten rund 100.000 Menschen ein Dach über dem Kopf haben – bei aktuell über 10.000 Obdachlosen in München." Der Leerstand sei "Ausdruck einer verfehlten Politik auf jeder Ebene".
Linkspartei: Enteignung bei Leerstand kann eine Option für München sein
Was der Grund für den vielen Leerstand sei? Rupp ist überzeugt: "80 bis 85 Prozent reine Spekulation." Was die Linke vorschlägt? "Alle sind untätig: die Stadt, Bayern, der Bund. Wobei man natürlich unheimlich viel machen könnte: zum Beispiel Maßnahmen von Staat oder Kommune, wenn sich innerhalb eines Jahres keine Weitervermietung einstellt."
"Das kann sein, dass bezogen werden darf und Sanierungskosten auf den Eigentümer umgelegt werden, dem dann natürlich eine Miete bezahlt wird. Das kann in ganz harten Fällen auch eine Enteignung sein", so die Spitzenkandidatin der bayerischen Linken weiter.

Das könne bei Erbschaftsstreitereien – "die in München bei einigen großen Wohnblöcken Hintergrund des Leerstandes sind" – aber auch eine "zwingende Mediation sein". Doch was könnten Behörden tun, um den realen Leerstand zu ermitteln? Auch da hat die Linke eine Idee. "Das könnte man ganz einfach über Stromzähler machen", hieß es am Montag.