Warum ein China-Bier Hauptsponsor beim Münchner Sommernachtstraum im Olympiapark ist

Bei der Veranstaltung im Münchner Olympiapark ist ausgerechnet eine der größten Brauereien Chinas Hauptsponsor. Einen München-Bezug gibt dennoch. Was dahintersteckt.
Michael Schleicher |
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Die chinesische Großbrauerei Tsingtao ist in diesem Jahr Hauptsponsor des Münchner Sommernachtstraums. (Symbolbild)
Die chinesische Großbrauerei Tsingtao ist in diesem Jahr Hauptsponsor des Münchner Sommernachtstraums. (Symbolbild) © imago/Pond5

München - Für viele Münchnerinnen und Münchner ist es immer wieder eines der Highlights im Jahr: Der Sommernachtstraum im Olympiapark. Am kommenden Samstag (15. Juli) steigt das Festival mit dem traditionellen Feuerwerk am Abend.

Kurios: Beim Blick auf die Sommernachtstraum-Website fällt auf, dass Tsingtao Hauptsponsor der Veranstaltung ist. Tsingtao. Klingt beim ersten Hören wenig Münchnerisch. Und das zurecht: Denn Tsingtao ist die zweitgrößte Brauerei Chinas, deren Bier in mehr als 100 Länder exportiert wird.

Tsingtao: China-Brauerei mit deutschen Wurzeln

Warum aber übernimmt eine chinesische Großbrauerei das Sponsoring für eine Veranstaltung in München – und nicht etwa eine der großen lokalen Brauereien? "Wir haben in diesem Jahr beim Sommernachtstraum wieder einen 'Presenting Sponsor', worüber wir sehr froh sind. Tsingtao ist auf uns zugekommen, weil die Brauerei einen München-Bezug hat", antwortete ein Sprecher des Olympiaparks auf AZ-Nachfrage.

Hoppla! Die China-Brauerei hat einen lokalen Bezug? In der Tat. Um den Zusammenhang zu verstehen, muss man allerdings einige Jahre in die Vergangenheit reisen. Oder um genauer zu sein: 120 Jahre.

1903 wurde die Brauerei von deutschen Siedlern in der ehemaligen deutschen Kolonialstadt Tsingtau (das heutige Qingdao) gegründet – damals noch unter dem Namen Germania-Brauerei. Tsingtau war die Hauptstadt von Kiautschou – ein Gebiet, das unter der Kontrolle des deutschen Kaiserreichs stand. Deshalb waren die deutschen Einflüsse in dem Gebiet sehr groß, auch heute ist die deutsche Vergangenheit noch deutlich vor Ort zu bemerken. Unter anderem machen historische Gebäude deutlich, dass es sich bei Qingdao einst um eine deutsche Kolonie handelte.

Europäisch angehaucht: Das Gebäude des Tsingtao-Biermuseums in Qingdao.
Europäisch angehaucht: Das Gebäude des Tsingtao-Biermuseums in Qingdao. © imago/Imaginechina-Tuchong

Qingdao Bierfest: Einer der größten Oktoberfest-Ableger der Welt

Zurück zur Brauerei, die sich in der Werbung bis heute auf ihre deutschen Wurzeln beruft: Der spätere Name Tsingtao ist eine besondere Schreibweise und eine Abwandlung des alten deutschen Ortsnamens Tsingtau. Wer häufiger im Osten Münchens unterwegs ist, könnte möglicherweise einen weiteren Bezug zwischen der chinesischen Brauerei und der bayerischen Landeshauptstadt entdeckt haben. Denn in Trudering-Riem ist die Tsingtauer Straße zu finden – benannt nach der Hafenstadt im Osten Chinas.

Für den Münchner recht amüsant: In Qingdao wird seit 1991 jährlich das Bierfest, einer der größten Oktoberfest-Ableger der Welt, gefeiert. Für zwei Wochen locken die Veranstalter, die das Event gerne als "Chinas Oktoberfest" bezeichnen, Jahr für Jahr Millionen von Besuchern in die Stadt.

In Qingdao findet Jahr für Jahr ein Wiesn-Ableger statt – so sieht es vor Ort aus.
In Qingdao findet Jahr für Jahr ein Wiesn-Ableger statt – so sieht es vor Ort aus. © imago/ZumaPress

Zudem soll der Gründer der Brauerei dem Olympiapark-Sprecher zufolge in München das Bierbrauen gelernt haben. Daher also auch der Zusammenhang zwischen chinesischer Großbrauerei und bayerischer Landeshauptstadt.

Chinesisches und Münchner Bier beim Sommernachtstraum

Der Olympiapark war laut Sprecher auch mit den Münchner Brauereien in Gesprächen, "aber die wollten sich nicht zusätzlich engagieren". Denn je nach Location seien große Münchner Marken ohnehin schon allesamt im Olympiapark vertreten. "Im Veranstaltungsgelände des Sommernachtstraums sind das Hacker-Pschorr, Löwenbräu, Franziskaner und Augustiner", erklärt der Sprecher.

Weniger experimentierfreudige Besucher des Events können also erstmal durchschnaufen, denn: "Es gibt also auch Münchner Bier beim Sommernachtstraum", wie der Olympiapark-Sprecher versichert.

Für alle anderen gibt es wegen des Sponsorings aber freilich auch einen extra Tsingtao-Verkaufsstand, an dem das chinesische Bier probiert werden kann. Ansonsten ist die Brauerei laut Sprecher mit Logos und einer Promotionaktion auf der Bühne vertreten.

Was für ein Spektakel: das Feuerwerk 2019.
Was für ein Spektakel: das Feuerwerk 2019. © imago images / Stefan M Prager

Olympiapark und Tsingtao arbeiten nur beim Sommernachtstraum zusammen

Im Internet ist eine Annonce zu finden, die darüber Aufschluss gibt, um welche Aktion es sich dabei handeln könnte: "Wir suchen für den 15.07. eine männliche Person, die den Hauptsponsor auf der Bühne präsentiert", heißt es da. Und weiter: "Konkret geht es darum, eine XXL-Flasche Tsingtao zu öffnen und mit dem Publikum (ca. 10.000 Leute) anzustoßen. Du solltest Dich auch nicht davor scheuen, eine Lederhose zu tragen." Die Anzeige ist mittlerweile gelöscht, möglicherweise wurde also ein potenzieller Flaschen-Anstoßer gefunden.

Übrigens: Bei weiteren Projekten arbeiten der Olympiapark und Tsingtao nicht zusammen, lediglich beim diesjährigen Sommernachtstraum. Bleibt abzuwarten, welchen (internationalen) Hauptsponsor die Organisatoren im nächsten Jahr präsentieren werden...

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19 Kommentare
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  • Knoedel am 15.07.2023 07:09 Uhr / Bewertung:

    Mei, das mal mit dem chinesischen Bier finde ich jetzt mal nicht so schlimm.
    Was mich mehr stört ist der sehr starke Zuwachs vom Gösser Radler. Damit verstopfen monatlich hunderte von LKW zusätzlich die Salzburger Autobahn auf der Strecke von Linz nach München. Es gibt auch Münchner Brauereien die Radler mit mindestens der gleichen Qualität anbieten. Das verstehe ich nicht. Oder die Plörre von Desperados...........
    Ein Franzose würde nicht mal gratis einen Rotwein vom Balkan trinken.

  • Der wahre tscharlie am 15.07.2023 17:57 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Knoedel

    Das beste Bier ist das Puntigamer!!!

  • am 14.07.2023 23:44 Uhr / Bewertung:

    China ist doch eh das neue Vorbild der klimaglobalistischen Grünroten.

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