Warnung vor Ticket-Schleppern

Die Bahn überführt bei einer verdeckten Aktion acht Betrüger. Jetzt will sie ihre Fahrgäste dafür sensibilisieren, was legal ist – und was nicht.
Julia Lenders |
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Am Fahrkartenautomat greifen Schlepper ihre „Mitfahrer“ ab. Mit ihrem Geschäftsmodell verdienen sie locker 100 Euro am Tag.
Am Fahrkartenautomat greifen Schlepper ihre „Mitfahrer“ ab. Mit ihrem Geschäftsmodell verdienen sie locker 100 Euro am Tag.

 Die Bahn überführt bei einer verdeckten Aktion acht Betrüger. Jetzt will sie ihre Fahrgäste dafür sensibilisieren, was legal ist – und was nicht.

München - Die Bahn sagt Schleppern, die mit organisiertem Schwarzfahren Geld verdienen, den Kampf an. Die Fälle hatten sich zuletzt stark gehäuft. Jetzt will das Unternehmen hart durchgreifen. Erste Strafanzeigen gab es bereits. Mitarbeiter in Zivil überführten bei einer konzertierten Aktion acht Täter.

Die Masche der so genannten Schlepper funktioniert so: Sie kaufen ein Bayernticket, mit dem fünf Personen für 38 Euro reisen dürfen. Am Automaten trommeln sie Mitfahrer zusammen– von ihnen verlangen sie in der Regel acht Euro pro Fahrt.

So weit ist das Ganze noch ausdrücklich erlaubt. Reinhard Saß von der DB Regio Bayern sagt: „Wir haben nichts dagegen, dass unsere Kunden in Gruppen fahren.“
Erst im nächsten Schritt wird’s kriminell. Dann nämlich, wenn die Schlepper den ganzen Tag mit demselben Ticket, aber jeweils mit unterschiedlichen Gruppen unterwegs sind. Denn freilich gilt die Fahrkarte nur für die ursprünglichen fünf Fahrgäste.

Schlecht verdienen die Schlepper mit diesem „Geschäftsmodell“ nicht. Bei der Bahn geht man von einem Mindest-Ertrag von 100 Euro am Tag aus. Theoretisch könnte es sogar noch mehr sein. Zum Beispiel wenn die Täter mit ihren diversen Gruppen den ganzen Tag zwischen München und Nürnberg pendeln würden. Dann läge der Verdienst sogar bei 176 Euro. Tatsächlich aber sind die Schlepper meistens auf Rundkursen unterwegs – und machen auch mal Pause.

All das fand die Bahn bei einer verdeckten Aktion an elf Tagen im August heraus. Nachdem sich die Beschwerden von Mitarbeitern und Kunden gehäuft hatten, wurden Zivilstreifen eingesetzt. Die Einsatzkräfte hängten sich an die Fersen von Verdächtigen. Bestand kein Zweifel mehr, gaben sie sich zu erkennen und informierten die Bahnpolizei.

Ärger bekamen aber nicht nur acht Schlepper, sondern auch 18 Mitfahrer. Egal ob sie wussten, auf was sie sich einließen, oder nicht. Sie mussten 40 Euro Schwarzfahrer-Buße blechen.
Für die Bahn ist das Vorgehen der Schlepper nichts anderes als gewerbsmäßiger Betrug. Welcher Schaden entsteht dadurch?

Der Konzern geht von 30 bis 50 Schleppern aus. Für die Einnahme-Ausfälle wurden drei Berechnungen angestellt. Beim negativsten Szenario beliefe sich der Schaden auf 1,375 Millionen Euro im Jahr, beim positivsten auf 432 000. „Sicher werden die Einkünfte auch nicht versteuert“, meint Reinhard Saß.

Auch künftig sollen Bayernticket-Betrüger konsequent verfolgt werden. Ihnen drohen neben der Anzeige auch Hausverbote. Ab Ende des Jahres müssen auf den meisten Tickets zudem die Namen aller fünf Mitreisenden eingetragen werden – und nicht mehr, wie bisher, nur einer.

Die Bahnkunden sollen nun aufgeklärt werden, welche Art der Gruppenbildung legal und welche illegal ist. Sowohl vor Ort an Automaten als auch im Netz unter www.bahn.de.

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