War in München ein Anschlag auf Ursula von der Leyen geplant?

Nahezu zeitgleich mit einem Besuch der Ministerin in München wird im Biedersteiner Kanal eine Handgranate gefunden.
von  Nina Job, Paul Nöllke
Eine der intakten Handgranaten, die im Biedersteiner Kanal gefunden wurden.
Eine der intakten Handgranaten, die im Biedersteiner Kanal gefunden wurden. © LKA

Am 19. Juni 2017 ist Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zu Besuch in München, beim Beförderungsappell vor dem Nymphenburger Schloss. Wie erst jetzt bekannt wird, wurde an diesem Tag im Biedersteiner Kanal eine Handgrante gefunden. War auf die Bundesministerin ein Anschlag geplant?

München - Es war ein sonniger Tag, als Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am 19. Juni 2017 vor dem Nymphenburger Schloss im blauen Blazer und brauner Hose mit Goldknöpfen an 521 Offiziersanwärtern vorbeischritt. In ihrer Festrede zum Beförderungsappell gratulierte die Bundesministerin den jungen Männern und Frauen anschließend zu ihrem "mutigen Bekenntnis" und dankte für die "Bereitschaft, Verantwortung für unser aller Sicherheit zu übernehmen".

Laut der Zeitung "Welt am Sonntag" sollen Sicherheitskräfte während dieses Besuchs befürchtet haben, dass die Ministerin Ziel eines Angriffs werden könne – aus den eigenen Reihen, also von einem Bundeswehrangehörigen beziehungsweise ehemaligen Bundeswehrangehörigen.

War auf von der Leyen ein Anschlag in München geplant?

Erst im Mai waren zwei Studenten von der Bundeswehruni in Neubiberg aus dem Dienst der Bundeswehr entlassen worden. Ursprünglich sollten beide beim Festakt in Nymphenburg befördert werden. Doch dann stieß der Militärischer Abschirmdienst (MAD), also der interne Geheimdienst, auf Verbindungen zur rechten Identitären Bewegung.

Bei einem von ihnen vermutete die Staatsanwaltschaft später, dass er Waffen hortete. Doch gefunden wurden bis heute keine. Das Verfahren wegen Verdachts des illegalen Waffenbesitzes gegen den Mann ist mittlerweile eingestellt worden.

In denselben Zeitraum wie der Besuch der Ministerin fällt allerdings der Fund einer intakten Handgranate, wovon die Öffentlichkeit erst vor zwei Tagen erfuhr. Auch ein zweiter Fund wurde jetzt erst publik: 16 Monate nach dem Besuch von der Ministerin wurde noch eine weitere funktionstüchtige Handgranate gefunden. Beide waren zufällig im Nymphenburg-Biedersteiner Kanal entdeckt worden.

Eine der intakten Handgranaten, die im Biedersteiner Kanal gefunden wurden.
Eine der intakten Handgranaten, die im Biedersteiner Kanal gefunden wurden. © LKA

Funktionstüchtige Handgranaten in Kanal gefunden

Die eine Granate trieb in einem olivgrünen, verschraubten Behältnis parallel zur Barlachstraße im Wasser. Die andere wurde im Oktober 2018 unverpackt auf dem Grund des Kanals am Petuelring Ecke Belgradstraße gefunden.

Wer den Sprengstoff ins Wasser geworfen oder aber dort deponiert hat, ist bis heute nicht geklärt. Obwohl Polizeitaucher den Bach mehrmals absuchten – zuletzt vor wenigen Wochen bis zur Leopoldstraße – wurden keine weiteren Waffen oder Hinweise auf den Besitzer gefunden. Die Spurenauswertung an den Granaten brachte die Ermittler auch nicht weiter: DNA, Fingerabdrücke oder andere Spuren gab es keine.

Beamte des Landeskriminalamtes hofften, der Besitzer würde zurückkommen, um die Waffe zu holen. Der Bereich wurde überwacht. Doch der Besitzer kam nicht wieder.

Nun bittet das Landeskriminalamt (Telefon: 089 - 121-20) die Öffentlichkeit um Mithilfe. Wer im Juni 2017 und Oktober 2018 im Bereich Belgradstraße Ecke Petuelring und entlang der Barlachstraße Verdächtiges beobachtet hat, wird gebeten, sich zu melden.

Anschlagsversuch? Kein Dementi vom MAD

Konkrete Hinweise, dass die Handgranaten etwas mit den beiden entlassenen Bundeswehrstudenten zu tun haben und/oder mit einem geplanten Anschlag, gibt es derzeit nicht. Landeskriminalamt und Staatsanwaltschaft München I wussten gestern nicht einmal von einer möglichen Gefährdung der Ministerin bei ihrem München-Besuch 2017.

Dies muss allerdings nicht unbedingt heißen, dass keine Gefahr bestand. Bei Ministerbesuchen sind die Feldjäger und der MAD für die Sicherheit rund um das Ereignis verantwortlich. Auf AZ-Anfrage wollte der MAD eine Gefahr weder dementieren noch bestätigen.

Klar ist: Die Sicherheitsvorkehrungen sind streng. Auch die Offiziersanwärter werden vor dem Beförderungsappell kontrolliert. Michael Brauns, Sprecher der Bundeswehr-Uni: "Dann fahren sie von Neubiberg gemeinsam zum Schloss."

Lesen Sie hier: Volle Kraft für Europa - Von der Leyen gibt Ministeramt ab

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