War FJS ein Agent der USA?

München - Brisante Veröffentlichung zum 100. Geburstag: Ein Forscher hat Hinweise auf eine mögliche Agententätigkeit des späteren bayerischen Ministerpräsidenten für den amerikanischen Militärgeheimdienst OSS im Zweiten Weltkrieg gefunden.
Das schreibt der Jurist und Universitätsdozent Enrico Brissa in einer wissenschaftlichen Forschungsarbeit, die die Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlicht hat und über die zuerst die „Welt am Sonntag“ berichtete.
Demnach enthielten „neu entdeckte Akten des vormaligen Ministeriums für Staatssicherheit der DDR sowie des Bundesnachrichtendienstes bislang unbekannte Hinweise auf eine mögliche nachrichtendienstliche Verbindung von Strauß zu den USA“.
Darin werde behauptet, Strauß habe im Oktober 1944 geheime Unterlagen zur Luftverteidigung süddeutscher Städte, darunter Würzburg, an amerikanische Agenten übergeben.
Strauß’ Treffen mit den Kontaktmännern des Office of Strategic Services (OSS) soll danach im Schweizer Grenzort St.
Margarethen stattgefunden haben. Die Behauptungen lassen sich laut Brissa aber „weder beweisen noch entkräften“.
Der Präsident der Bundeszentrale, Thomas Krüger, sagte der „Welt am Sonntag“: „Wir haben uns nach genauer Prüfung zur Veröffentlichung entschlossen, weil dem Bild einer zeitgeschichtlich wichtigen Person hier ein völlig neuer, bisher unbekannter Aspekt hinzugefügt wird.“ Brissas Dokumentation werde „Freunde und Gegner von Strauß gleichermaßen überraschen und beschäftigen“.
Der „Spiegel“ hat Zweifel an den Behauptungen
Der „Spiegel“, dessen früherer Chefredakteur Stefan Aust die Enthüllungen in der „Welt am Sonntag“ publik gemacht hat, äußerte gestern Zweifel an der Agententätigkeit von Strauß: Die Akten des US-Geheimdienstes OSS seien früher von Historikern ausführlich auf deutsche Zusammenhänge untersucht worden und dabei sei man nicht auf FJS gestoßen. Auch in den 2002 freigegebenen Akten gebe es keinen Hinweis auf den späteren Politiker.