War der Bankraub nur gespielt?

38-Jähriger überfällt Sparkassen-Filiale und droht "alle in die Luft zu sprengen"
John Schneider |
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Der Bankräuber vor der Verhandlung.
Daniel von Loeper/dpa Der Bankräuber vor der Verhandlung.

38-Jähriger überfällt Sparkassen-Filiale und droht "alle in die Luft zu sprengen". So lief der erste Verhandlungstag.

München - Er habe sich vor der Abschiebung in die Türkei gefürchtet, deshalb sei er zum Bankräuber geworden. Diesen seltsamen Zusammenhang stellt Ali K. her, der seit Mittwoch wegen schweren Raubes vor Gericht steht.

Die Tat: Laut Anklage hat der vor 38 Jahren in Hanau geborene Türke am 16. November des vergangenen Jahres eine Filiale der Stadtsparkasse in der Ingolstädter Straße überfallen. Dabei ging er äußerst dreist vor. Unmaskiert betrat er um 13.52 Uhr die Filiale und sagte einer jungen Bankangestellten: "Her jetzt mit dem Geld, sonst spreng ich Euch alle hoch!" Dabei habe er demonstrativ ein schwarzes Mobiltelefon gezeigt und sich mit einer Hand den Bauch gehalten. Als ob er dort einen Sprengstoffgürtel versteckt hielte. Und per Handy jederzeit eine Explosion auslösen könne. Diesen Eindruck hatten jedenfalls die vier Bankangestellten in der Filiale. Tatsächlich war Ali K. aber unbewaffnet.

Im Zeugenstand erinnert sich die 16-jährige Auszubildende, dass die erste Aufforderung des Räubers noch mit leiser Stimme kam. Ihre Stimme bricht ein wenig, als sie sich an den Überfall erinnern muss. Sie habe dann eine Kollegin verständigt, die wiederum die Filialleiterin informierte.

Ali K. wurde laut Anklage ungeduldig. "Jetzt schnell, jetzt schnell, Geld her", rief er und "Ich sprenge Euch alle in die Luft".Die Filialleiterin übernahm die Initiative und ließ von einer Kollegin einen Tresor öffnen. Ali K. griff zu und verließ sofort danach die Sparkasse. Wie sich herausstellte mit einer Beute von 4.400 Euro.

"Ich bin dann ganz normal weggegangen", berichtet Ali K. seinen Richtern. Dann sei ein Polizeiwagen an ihm vorbeigefahren. Der Wagen sei umgedreht und er sei auf die Polizisten zugegangen, habe den Arm gehoben. Ali K. wurde festgenommen.

Das sei auch seine Absicht gewesen, der Überfall war nur gespielt. Der Hintergrund: Er habe als Helfer der Gülen-Bewegung die Festnahme und Folter in der Türkei befürchtet. Deswegen sei er nach Deutschland ausgereist und deswegen wollte er auch auf keinen Fall zurück. Dann lieber Stadelheim. Am Morgen des 16. November war er betrunken und sei dann auf die Idee gekommen, zu diesem Zweck eine Bank zu überfallen.

Was er seinen Opfern damit angetan hat, darüber habe er sich zuvor keine allzu großen Gedanken gemacht. Jetzt tut es ihm leid. In der Haft verfasste er einen Entschuldigungsbrief. Doch sein 16-jähriges Opfer bleibt skeptisch: "Ich hatte mir mehr erwartet." Der Prozess wird fortgesetzt.

Lesen Sie hier: Bankräuber schwingt Schlagstock in Sparkasse

 

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