Wanderzirkus sucht Platz: Wannda wohin?

Der Kulturverein gastiert derzeit auf dem Viehhof. Doch die Macher suchen dringend eine feste Bleibe für ihren Wanderzirkus.
von  Jasmin Menrad
In einer umgebauten Reitbahn wird jetzt Feuerzangenbowle getrunken.
In einer umgebauten Reitbahn wird jetzt Feuerzangenbowle getrunken. © Jasmin Menrad

München - Daniel Hahn (26) ist ein Sachensucher und -finder. Vor sechs Jahren hat er sein erstes Zirkuszelt gefunden. Derzeit steht das Zelt zwischen liebevoll selbstgebauten Standln mitten im Märchenbazar, dem alternativen Weihnachtsmarkt seines Kulturvereins Wannda auf dem Viehhofgelände.

Es stand auch schon am Leonrodplatz, in Fröttmaning, Freimann und Berlin. Jetzt sucht Daniel Hahn nach einem Ort in München, an dem er mit seinen 25 Seecontainern voller Wannda-Sachen bleiben kann. Hahn wollte sich damals beim Zeltkauf nicht übers Ohr hauen lassen und den Planen- und Stangenhaufen aufgebaut sehen.

Der Wanderzirkus hat viele Namen

Er telefonierte von Pontius zu Pilatus, bis er die Erlaubnis der Waldorfschule Solln bekam, auf deren Parkplatz das Zelt aufzubauen. „Wir sind x-Mal mit dem VW-Bus hin und her gefahren, die Stangen standen meterweit raus“, sagt Hahn. Mit seinen Vereinsfreunden versuchte Hahn, das Zelt mit Logik und handwerklichem Geschick aufzubauen. Doch dann zog ein Sturm auf. Und nach einem nassen Wochenende wanderte das Zelt unaufgebaut in ein Lager vom Pathos Transport Theater.

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Daniel Hahn kann viele solcher Geschichten erzählen, während er mitten im bunten Treiben in einem seiner Zirkuszelte auf dem Viehhof sitzt und Kartoffeleintopf isst. Geschichten, wie aus einem kleinen Verein von Freunden, die Musik, Theater und Party zusammenbringen wollten, eine Münchner Institution geworden ist.

„Die Idee von Wannda ist, Begegnungsorte zu schaffen, an denen alles möglich ist.“ Dafür zieht Wannda mit seinen zwei Zirkuszelten, einem Schienenbus von 1952 und selbstgebauten, umgebauten Buden und Standln temporär auf freie Flächen. „Wannda Circus“ heißt das oder „Märchenbazar“. Oder auch „Bahnwärter Thiel“.

25 Seecontainer brauchen einen Platz

Gemeinsam haben alle diese Orte, dass hier Musik, Theater, Lesungen, Kinderspaß, Filmabende, gemütliche Gastronomie und wilde Partys aufeinandertreffen. Dafür haben Daniel Hahn, seine zwei Brüder und rund hundert andere 2011 Wannda gegründet. Mittlerweile haben sie ein Büro und zwei Veranstaltungskauffmann-Azubis. Aktive Rumtreiber waren sie in dieser Clique schon immer: Mit 18 hatte Daniel Hahn ein Festival im Theater Bel Etage organisiert und sich bei Anfragen an Sponsoren als Azubi ausgegeben, weil er so jung war. „Wir hatten zwar jede Menge Sponsoren, waren danach aber heillos überschuldet. Heute arbeiten wir ohne Sponsoren und am Ende schreiben wir irgendwie schwarze Zahlen. Wirtschaftlich lohnt sich das nicht. Das ist aber auch nicht unser Ziel.“

Als Hahn mit 16 den fixen Plan hatte, aus dem Bahnhäuschen an der Unterführung bei der Poccistraße ein Kulturzentrum zu machen, beauftragte er eine Immobilienfirma, für ihn bei der Bahn anzufragen. „Das wäre immer noch mein Traum, mit dem Bahnwärter Thiel in dieses Häuschen zu ziehen. Es wird Zeit, dass wir einen Ort haben, an dem wir länger als ein paar Monate bleiben können.“

Für die 25 Seecontainer, die sich auf dem Viehhofgelände stapeln, haben sie keinen Lagerplatz. Sie haben keine Werkstätten, in denen sie ihre Buden und wunderlichen Fabelwesen bauen können. Immer wieder müssen sie in wochenlanger Arbeit ihren Zirkus auf und wieder abbauen. Das kostet Zeit und Kraft, die Daniel Hahn und seine Mitstreiter lieber in Projekte investieren würden. „Wir können derzeit nur einen kleinen Teil unserer Ideen umsetzen.“

Deshalb sucht der Sachensucher jetzt einen Ort in München, wo der „Wannda Circus“ sesshaft werden kann.

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