Waldschwaigsee: Münchner Badeperle mit Wildgänse-Insel

München - Wer mit dem Radl aus dem Westen anfährt, muss sich an manchen Tagen beim ersten Blick auf den Waldschwaigsee erst mal die Augen reiben: Helltürkis schimmernd, wie eine Südseelagune? Hammer! Die fantastische Farbe hat damit zu tun, dass der Untergrund hier bei Karlsfeld aus dem hellen Kies der Münchner Schotterebene besteht.
Waldschwaigsee: Hübscher Baggersee zwischen Äckern und Wiesen
Vor den Olympischen Spielen 1971 hat man an dieser Stelle, wo früher der Einödhof Waldschwaige gestanden hat, eine fast 15 Meter tiefe Kiesgrube ausgehoben. Der Kies wurde für den Bau der B471 zur Regattastrecke in Oberschleißheim gebraucht. Es ist, nachdem Grundwasser eingesickert ist, ein wirklich hübscher Baggersee zwischen Äckern und Wiesen entstanden, rund 400 Meter lang und breit, umrandet von Bäumen, die Schatten spenden.

Und aus den Wurzelstöcken, Lehm- und Erdschichten, die man bei den Bauarbeiten mittig zu einem Haufen zusammengeschoben hat, hat sich eine kleine Insel verfestigt, auf der Sträucher und Bäume wachsen. Romantisch sieht das aus. Nur hinschwimmen darf man nicht, das kleine Eiland ist Vogelschutzgebiet, viele Wildgänse und andere Bodenbrüter leben hier.

"Rock den Waldi": 1000 Feiernde beim Open Air am Karlsfelder See
Auf mehreren Liegewiesen rund um den See und an der "Babybucht" kann man werktags vor allem Einheimische auf Picknickdecken und Liegestühlen antreffen, Familien mit Kindern, Rentnerinnen und Rentner oder Anwohner, die über Mittag schnell zur Abkühlung in den See springen und dann wieder ihrer Arbeit nachgehen. Weil der Waldschwaigsee an der tiefsten Stelle 14,60 Meter tief ist, bleibt er auch in heißen Sommern erfrischend kühl. Ein Mal im Jahr, im Juli, wird hier auch ein Open-Air-Bühne mit viel Musik und Party bespielt. Bei "Rock den Waldi" vor zwei Wochen seien 800 bis 1000 Einheimische da gewesen, heißt es.

Uriger Kiosk mit tollem Seeblick
Den Karlsfeldern ist das auch ganz recht so, weil es jedenfalls unter der Woche dazu führt, dass sie ein bisserl unter sich bleiben können am See. Wenn nämlich am Wochenende die Ausflügler aus der Stadt einfallen, sei es mit der Beschaulichkeit vorbei. "Dann ist alles zugeparkt, dann haben wir eine Endlos-Schlange am Kiosk, da geht's dermaßen zu", sagt der Betreiber, "da macht's den Einheimischen keinen Spaß mehr."
Das munterste Fleckerl am See ist dort, wo der Karlsfelder Ralf Bogenrieder mit seiner Frau Diana seit 15 Jahren von März bis Oktober einen Kiosk betreibt. Ein uriges Holzhäusl ist das, direkt am Nordwestufer. In der Wiese davor stehen rustikale Biergartengarnituren unter Sonnenschirmen, der Seeblick ist toll. Hierher kommt man nur zu Fuß oder mit dem Radl – vom sehr kleinen Parkplatz aus muss man ein ganzes Stück weit gehen.
Kiosk am Waldschwaigsee: Pommes für drei Euro
Die Bogenrieders haben alles da, was man von einem Badeseekiosk erwartet: Pommes (für drei Euro), Eis, Kaffee und Eiskaffee, selbst gebackene Kuchen, Limos, Biere, Aperol, Hugo und Campari mit Holler, Fischsemmeln und Sandwiches. Donnerstags ist Burger-Tag (auch vegan) und sonntags gibt's Steckerlfisch. Was auch fein ist: Neben dem Kiosk ist eine Reparaturstation für Radl installiert. Mit Werkzeug, Luftpumpe und einer Möglichkeit, das Radl aufzubocken.
Und ebenfalls gut zu wissen: Die Öffnungszeiten richten sich nach dem Wetter, und ein bisserl auch nach der See-Lust der Kioskbetreiber. Auf dem Öffnungszeitenschild liest sich das dann so: "Manche Tage sind wir überhaupt nicht hier, in letzter Zeit aber fast immer." Die Anreise klappt am besten mit dem Fahrrad, von der Münchner Freiheit in Schwabing sind es je nach Route 16 bis 18 Kilometer. Oder mit der S-Bahn (S2) nach Karlsfeld, dann sind es noch 3,6 Kilometer zu Fuß zum See.