Waldemar Hartmann klärt auf: Die Wahrheit im Weißbier

Waldi Hartmann klärt Bayern-Irrtümer auf: Sein Buch ist ab Montag im Handel – mit der AZ hat der Bayernversteher schon jetzt gesprochen
von  Abendzeitung

Waldi Hartmann klärt Bayern-Irrtümer auf: Sein Buch ist ab Montag im Handel – mit der AZ hat der Bayernversteher schon jetzt gesprochen

AZ: Welches Bayern-Klischee nervt Sie als Urbayer am meisten?

WALDI HARTMANN: Diese Seppl-Beschreibung. Die Preißn reden gern von den Seppln, die laut gröhlend aus möglichst großen Behältern Bier trinken und derb und polternd seien. Wenn man einen Spaziergang durchs Wiesnzelt macht, könnte man sogar auf die Idee kommen, dass sich tatsächlich all diese Vorurteile dort verabredet haben.

Und jetzt wollen Sie mit dem ganzen Schmarrn ein für alle Mal aufräumen – und haben ein Buch geschrieben...

Mir hat die Idee gleich gefallen, als der Verlag auf mich zugekommen ist. Gerhard Drexel hat die Recherchen gemacht, einen Großteil der Dinge hab ich vorgeschlagen.

Welcher Irrtum ist Ihnen am ersten eingefallen?

Die Weißwurst darf das 12-Uhr-Läuten nicht hören. Das sagt jeder Preiß, dabei ist es längst überholt. Die Wurst bleibt heute länger frisch.

Einige Kapitel, zum Beispiel das übers Weißbier, dürfte Ihnen ja nicht allzu schwer gefallen sein...

Ja, ich bin jetzt genau sieben Jahre Weißbier-Botschafter. Am 6. September 2003 war die Eruption von Rudi Völler auf Island. Da hat er im Interview gemeint, ich hätte vorher doch drei Weißbier getrunken. Und eine Woche später hat Paulaner bei mir angerufen. Das Honorar: wöchentlich ein Kasten Weißbier.

Was hat Sie am meisten überrascht bei der Recherche?

Albrecht Dürers Familie, die die Nürnberger für alteingesessene Franken halten, stammt aus Ungarn und dann die Schuhplattler – dass des ein Balztanz der Männer war.

Sie selbst leben nicht mehr in Bayern, vermissen sie München wenigstens ab und zu?

Dort, wo ich wohn, in Graubünden, ham die Leute im Prinzip die gleiche Mentalität. Ich glaube auch, dass die funktionierendste politische Einheit eine Alpenrepublik wäre. Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Bayern, Graubünden und Südtirol.

Ein populärer Irrtum über Waldi Hartmann, den Sie im Buch vergessen haben aufzuklären?

Den einen kläre ich ja auf, dass ich vor jedem Interview drei Weißbier trinken würde. Was den Rest betrifft, habe ich keinen missionarischen Eifer. Weil auch mein Freund Harald Schmidt mir mal geraten hat: Suche nie die Vorurteile der Leute abzubauen, bediene sie einfach.

Gibt es einen bayerischen Mythos, bei dem Sie sich wünschen, er wäre nie entlarvt worden?

Die Stabilität Bayerns, die auch zur Größe und zur Stärke geführt hat, die gibt es so nimmer. Des waren halt amal die 60 Prozent CSU, die viele Wirtschaftsentscheider dazu gebracht hat, hierher zu kommen. Damit muss man jetzt nicht ganz zufrieden sein. Aber es war die Blütezeit, München war die heimliche Hauptstadt. Wenn Strauß was gesagt hat, kam das in der Tagesschau, wenn der Seehofer heut was sagt, schreibt vielleicht der Merkur was drüber.

Int.: Johanna Jauernig

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