"Waka Waka" oder Klassiker: Was wird der Wiesn-Hit 2010?

MÜNCHEN - Zu welchem Lied werden die Massen auf dem Oktoberfest 2010 am lautesten grölen? Diese Frage beschäftigen die Wiesn-Kapellen. Wird es der WM-Song oder doch wieder ein alter Klassiker?
Die Wiesn naht: In knapp drei Wochen beginnt in München das größte Volksfest der Welt. Wie in jedem Jahr stellt sich auch heuer die Frage nach dem Wiesn-Hit. Wie eine ddp-Umfrage ergeben hat, ist für 2010 allerdings noch kein klarer Favorit in Sicht. Die Spekulationen der Experten reichen von den Hymnen der Fußball-WM „Waka waka“ von Shakira und „Waving Flag“ von K'naan bis zur aktuellen Nummer eins der deutschen Single-Charts „We no speak Americano“ von Yolanda Be Cool & Dcup.
Fest an „Waving Flag“ glaubt beispielsweise Anderl Laubert von der Weinzelt-Band „Blechblos'n“. Die Gruppe spielte kürzlich auf dem Straubinger Gäubodenfest – nach dem Oktoberfest das zweitgrößte Volksfest im Freistaat. Dort sei das Lied äußerst populär gewesen, da es international bekannt und gut zum Mitsingen geeignet sei, berichtet Laubert: „Da reißts einfach jeden mit.“
Auch Martin Kerscher ist mit seiner “Charly-M-Band„ auf dem Gäubodenfest aufgetreten. Seitdem setzt er auf „Disco Pogo“ von „Atzen“ – ein Hit, der in Straubing ebenfalls sehr gut angekommen sei. Allerdings hat er noch einen „Geheimtipp“: Eine neue Version von „Rivers of Babylon“ mit dem Titel „Fassl voll Bier“, gedichtet von der Oberpfälzer Band „Hoaß“. „Das hat schon Potenzial“, meint Kerscher. Die Melodie sei schließlich international bekannt.
Für andere Bierzelt-Musikanten war die Suche nach dem Wiesn-Hit 2010 bisher ergebnislos. Sie wünschen sich einen echten Erfolgsschlager – wie einst „Fürstenfeld“, „Wahnsinn (Hölle, Hölle, Hölle)“ oder „Hey Baby“. Schließlich gab es schon 2009 keinen neuen Hit, stattdessen war das „Fliegerlied“ von 2008 der Bierzelt-Dauerbrenner. Thomas Wohlschläger, Chef der Hacker-Festzelt-Band „Kirchdorfer“, klagt: „Es gibt noch keinen Schlager, der sich so gemausert hätte, dass er ein Wiesn-Hit werden könnte.“ Man brauche ein möglichst einfaches und eingängiges Lied - da sei das „Fliegerlied“ nach wie vor schwer zu toppen, sagt er. Auch Otto Schwarzfischer, Kapellmeister im Schottenhamel, ist ratlos. „Mia ham scho überlegt, aber da is einfach nix“, sagt er. Aus seiner Sicht liefert die Fußball-WM keine guten Vorlagen. „Da war ja heuer gar nix dabei„, meint er.
Die Frage nach dem Festzelt-Hit beschäftigt auch die Blaskapellen des Rosenheimer Herbstfestes, das bereits am kommenden Samstag beginnt. Die Volksfestveranstalter haben deshalb auf ihrer Internetseite Besucher zu Vorschlägen aufgerufen, über die nun abgestimmt wird. Zur Auswahl stehen Lieder aus den Charts wie „Waka Waka“ und “We no speak Americano„ – und auch das von Kerscher erwähnte, relativ unbekannte „Fassl voll Bier“.
Die Kapellen-Chefs Wohlschläger und Schwarzfischer hoffen jetzt noch, dass womöglich kurzfristig ein potenzieller Wiesn-Hit aufflammt. So erinnert sich Wohlschläger, dass etwa der “Ketchup Song„ 2002 erst wenige Wochen vor der Wiesn erfolgreich wurde. Die Musikanten hätten ihn damals unter Zeitdruck einstudieren müssen. Zur Not bleibt aber immer noch der Rückgriff auf altbewährte Klassiker. „Sierra Madre“, „Skandal im Sperrbezirk“ und „Living next door to Alice“ würden auch in diesem Jahr wieder rauf und runter gespielt, sind sich die Experten sicher.
ddp