Wahnsinn an den Wertstoffhöfen: Polizei muss Verkehr regeln

München - Um acht Uhr, rekordverdächtige zweieinhalb Stunden vor Beginn der Öffnungszeit also, stellt sich der Münchner Andreas Schneble mit seinem schwarzen Kombi vor die Tore des Wertstoffhofs Thalkirchen. "Ich wollte heute der Erste sein", sagt Schneble, Chef der Marketingabteilung einer Münchner Firma.
Fast fünf Wochen habe er den Tag herbeigesehnt. Schneble ist gut gelaunt, als er mit Laptop, Smartphone und Teekanne in seinem Auto sitzt. Car-Office statt Homeoffice also. Er ist extra früher aufgestanden, damit er alles wegschmeißen und zum nächsten Termin um 11.30 Uhr hasten kann.

Riesen-Ansturm: Polizei muss Verkehr regeln
Bis kurz vor der Öffnung um 10.30 Uhr bildet sich hinter ihm eine etwa 200 Meter lange Warteschlange. Die Polizei muss den Verkehr auf der Thalkirchner Straße regeln, damit das Chaos beherrschbar bleibt. "Wir wussten, dass viel los sein wird", sagt ein junger Polizist mit Maske, "aber mit dem Andrang hätten wir auch nicht unbedingt gerechnet."
Für Schneble war die Situation nur allzu ideal, um daheim entrümpeln zu können. Denn während er im Homeoffice arbeitete, hatte er immer wieder Zeit, irgendwelche Sachen aus dem Keller und aus der Garage zu holen. Und wohin damit? Natürlich in den Kombi. Schließlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die Wertstoffhöfe wieder öffnen.

Kombi mit reichlich Gerümpel vollgepackt
Und da sammelte sich so einiges an in Schnebles Kombi. Nicht nur der Kofferraum und die Rückbank sind bis unter die Dachkante vollgepackt. Den Beifahrersitz kann man unter dem Gerümpel auch kaum erkennen: Skischuhe, Stangen, Ski, Blumentöpfe, Lampen, kaputte Elektrogeräte... All das stapelt sich im Auto. Als es endlich losgeht und je zehn Parteien einfahren dürfen, braucht Schneble am längsten unter ihnen und ist der Letzte, der wieder vom Hof fährt.
Weiter hinten in der Warteschlange steht das Rentner-Paar Pöschl. "Normal is des ned, aber mia ham Zeit", sagt der ehemalige Spediteur Richard Pöschl, "in einer Stunde kommen wir bestimmt dran." Seit vier Jahren genießt das Paar den Ruhestand in München. Früher lebten sie in Landshut. Viele kleine Möbelstücke, hauptsächlich Regale und Schränke, haben sie heute dabei, die sie entsorgen wollen, "damit wieder mehr Platz ist und wir uns neu einrichten können", sagt Helena Pöschl.

Und während die Pöschls das alles gegen 11 Uhr erzählen, stellen sich die nächsten Münchner mit vollbepackten Autos hinter ihnen an. Die Warteschlange hat sich um etwa 20 Meter verlängert.