Wahlplakat-Flut in München: Völlig verkopft

München - Wenn Sie in den letzten Tagen einmal durch die Stadt gegangen sind, werden Ihnen die vielen Wahlplakate aufgefallen sein, bestückt mit all den Köpfen derer, die am 14. Oktober gewählt werden wollen.
Man kann in München keine Sehenswürdigkeit mehr fotografieren, ohne irgendein Wahlposter mit im Bild zu haben, zu groß ist die Kopfdichte derzeit – völlig verkopft, könnte man meinen. Ganze Alleen sind gepflastert mit den Häuptern unserer Politiker. Reihenweise alles, was politisch Rang und Namen hat.
Auch in der Menge werden die Köpfe nicht schöner
Wie ich so durch die Stadt laufe, überlege ich mir, was sich Touristen denken, die zur Zeit München besuchen. Was stellen die sich vor, wer das auf den Plakaten sein könnte?
Werden die gesucht? Sind das Räuber, bestimmt sehr gefährlich, wenn so viele Bilder überall hängen – und auf welchem ist Donald Trump? Nicht dass sich plötzlich eine japanische Reisegruppe auf einen vermeintlich Gesuchten wirft und laut "Tsukamaeta!", ruft – "Wir haben ihn!"
Hoch oben: Mit dem Heißluftballon über München
Ehren die Münchner die Verstorbenen der vergangenen Monate, oder ist das "Bauer sucht Frau", oder Mann? Ist das ein Model Contest und man sucht gerade Munichs next Topmodel? Oder gar eine Werbung für digitale Bildbearbeitungsprogramme: Falten weg in drei Minuten?
Wie erklärt man die Plakate all denen, die unsere Stadt besuchen? Ich weiß es nicht.
Ich muss zugeben, fast tun mir die Abgebildeten ein bisschen leid. Manche wirken doch ein wenig vorgeführt. Aber auf die inneren Werte kommt's ja an. Wissen wir doch. Nur dass die leider nicht auf den Plakaten sind. Die Köpfe werden wirklich nicht schöner, wenn man fünf oder zehn annähernd gleich ausschauende Plakate nebeneinanderhängt. Aber wir haben ja noch Platz in unserer großen Stadt, noch längst sind nicht alle Bäume bestückt. Aber das wird noch in nächster Zeit. Ganz sicher.
In diesem Sinne eine schöne Woche,
Ihr Sigi Müller