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Wählers Wunsch: "Klimaschutz ist Tierschutz"

Was wünschen sich die Wähler vor der Bundestagswahl? Tierpfleger Nitsch hofft auf mehr Bewusstsein und Unterstützung für seinen Beruf.
von  Leonie Fuchs
Tierpfleger Jacek Nitsch.
Tierpfleger Jacek Nitsch. © privat

München - AZ-Interview mit Jacek Nitsch: Der Tierpfleger (32) arbeitet in der Wildtierabteilung des Tierheims München.

AZ: Herr Nitsch, was erwarten Sie sich von der neuen Regierung?
JACEK NITSCH: Dass sich unser Beruf lohnt. Tierpfleger werden gerne von der Politik vergessen. Wir sind auch bei Gewerkschaften unterrepräsentiert. Wenn an Pflegeberufe gedacht wird, dann an humane.

"Dafür, dass wir Spezialisten auf unseren Gebieten sind, sind wir unterbezahlt"

Was muss sich Ihrer Meinung nach also konkret verändern?
Was ich mir von der neuen Regierung wünsche, ist mehr Aufmerksamkeit und ein stärkeres Bewusstsein für den Tierschutz. Es gibt keine große Partei, keine staatliche Anlaufstelle, wo man etwa nach Fördergeldern fragen kann, oder Unterstützung erhält. Dafür, dass wir Tierpfleger Spezialisten auf unseren Gebieten sind, sind wir unterbezahlt. Wir sind gut ausgebildetes Fachpersonal. Wir kümmern uns um Hunde, Katzen, Klein- und sogenannte Nutztiere auf einem anderen Niveau, als es ein privater Tierhalter kann. In meinem Team kümmern wir uns etwa um heimische Wildtiere. Dieser Bereich ist in der Regel kein Teil der Tierpflegerausbildung und erfordert den Willen sich selbst fortzubilden.

Sie wünschen sich ein faires Gehalt und ein stärkeres Bewusstsein. Wie kann das genau aussehen?
Tierheime werden oft mit Ehrenamtlichen in Verbindung gebracht. Jedes Tierheim ist sehr froh um jeden Ehrenamtlichen und braucht diese auch. Für das Personal ergibt sich dadurch aber manchmal in der Gesellschaft ein falsches Bild. Warum fordern Tierpfleger mehr Gehalt, wenn der Beruf so schön ist, dass es Menschen gibt, die ihn umsonst machen wollen? Das vermittelt den Eindruck, dass Tierpfleger den ganzen Tag nur Tiere streicheln. Das ist aber weder bei den Ehrenamtlichen der Fall und erst recht nicht bei den Tierpflegern.

Wo hakt es derzeit aus Sicht der Tiere gesprochen?
Die Klimakrise ist, gerade bei uns in der Abteilung der Wildtiere, ein riesiges Problem. Je schlechter es den Tieren draußen in der Natur geht, desto mehr haben wir hier auf der Wildtierstation. 2010 haben wir etwa 1800 Tiere aufgenommen, 2020 waren es 4.000.

Was könnte die Politik da tun?
Die Landwirtschaft muss reformiert werden. Bewirtschaftete Wälder, Monokulturen - das ist ein Problem. Den Menschen müssen Alternativen zu Steingärten gezeigt werden. Diese beispielsweise nehmen Wildtieren Lebensraum und Nahrungsquellen. Jeder kann einen Beitrag leisten und die Leute sollten sich mit solchen Themen mehr auseinandersetzen. Aber solange die Politik nicht handelt, nutzt jede private Anstrengung nichts. Klimaschutz ist Tierschutz.

Welche Partei werden Sie demnach wählen?
Vermutlich die Grünen.

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