Wähler müssen Tüten kleben

MÜNCHEN - Schon wieder eine Wahlpanne: Wegen einer chemischen Reaktion halten die Kuverts für die Briefwahlunterlagen nicht dicht. 40000 Umschläge in ganz Bayern sind betroffen. Jetzt müssen die Wähler zu Tesa greifen!
Peinliche Panne vor der Landtagswahl am 28. September: Ein Teil der rosafarbenen Rücksende-Kuverts für die Briefwahlunterlagen lässt sich nicht richtig verschließen. Bei rund 40000 Wahlbriefumschlägen, die in Bayern verschickt wurden, versagt die Klebegummierung den Dienst. Das Kuvert hält nicht dicht.
„Betroffene Briefwähler werden gebeten, die Wahlbriefe erforderlichenfalls mit Klebefilm beziehungsweise Klebestift zu verschließen“, hieß es gestern in der Rathausumschau. Das heißt: Die Bürger sind dringend zur Tesa-Spende aufgerufen. Denn wenn ein Briefwahlumschlag offen im Kreisverwaltungsreferat eintrudelt, ist die abgegebene Stimme ungültig. Schließlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass nicht doch noch jemand nachträglich an den Wahlunterlagen herumpfuschte.
„Bislang waren aber alle Briefe, die uns erreicht haben, zugeklebt“, heißt es im Kreisverwaltungsreferat. Auch leere Umschläge seien noch nicht eingegangen.
Was ist der Grund für das Klebe-Chaos? „Das Papier enthielt eine Substanz, so dass der Kleber nicht reagiert“, heißt es beim Horst Maier Verlag in Vilsbiburg, der einen Teil der Briefwahlunterlagen für mehrere Kommunen in Bayern herstellt. Eine chemische Reaktion. Die Umschläge seien allerdings nicht im Verlag selbst hergestellt worden, sondern von einer Kuvertierungsfirma.
„Trotzdem fällt die Sache natürlich auf uns zurück“ , erklärt die zerknirschte Verlagsmitarbeiterin Petra Aigner. „Das Ganze tut uns sehr leid. Wir wollen unsere Kunden natürlich zu deren vollster Zufriedenheit beliefern.“
Von einer Million Kuverts sind den Angaben zufolge 40000 betroffen. Wohin genau diese verschickt worden sind, ist unklar. Aber die meisten Beschwerden kamen offenbar aus München. Auch aus Würzburg gab es einige Reklamationen.
Das ist schon die zweite Panne
Die mangelhaften Briefumschläge sind schon die zweite Panne vor der Landtagswahl. Wegen eines Fehlers mussten bereits 3,2 Millionen Stimmzettel neu gedruckt werden (AZ berichtete). Betroffen waren die kleinen blauen Zettel, auf denen der Direktkandidat für den Bezirkstag angekreuzt wird. In der Überschrift hatte sich ein Fehler eingeschlichen. Dort wo eigentlich „Bezirkstag“ stehen sollte, war auf ihnen das Wort „Landtag“ zu lesen. Die Rückrufaktion begann sofort.
Julia Lenders