Vulkanasche sorgt für Hummernotstand in München

So langsam trifft das Flugverbot die Münchner Schickeria empfindlich. Wegfliegen können die Schönen und Reichen nicht mehr, und auf gewohnte exotische Spezereien müssen sie nun auch noch verzichten.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - So langsam trifft das Flugverbot die Münchner Schickeria empfindlich. Wegfliegen können die Schönen und Reichen nicht mehr, und auf gewohnte exotische Spezereien müssen sie nun auch noch verzichten.

Bei Feinkost Käfer droht durch die isländische Vulkanwolke ein Hummernotstand. Normalerweise komme zwei- bis dreimal pro Woche frische Ware aus Kanada, sagte Unternehmenssprecherin Marion Weiß am Montag. „Jetzt müssen wir ausweichen auf bretonischen Hummer. Der ist aber deutlich teurer, weil seltener.“ Noch habe man einige der Krustentiere vorrätig, aber wenn das Flugverbot anhalte, „dann gibt's halt einfach mal weniger Hummer als normalerweise“. Selbiges gilt für Ananas aus Ghana in Afrika.

Auch am Viktualienmarkt werden einige Lebensmittel inzwischen rar. „Wir merken es beim Thaispargel. Mangos werden auch bald ausfallen“, sagte eine Verkäuferin des Kumpf Obst und Gemüsestandes am Montag. Auch an Leo's Obst-Standl sind die Auswirkungen bereits deutlich spürbar. Einem Verkäufer zufolge wurden die üblichen Waren aus Afrika bisher nicht geliefert: „Wenn nichts mehr kommt, werden wir die Auswirkungen ab Mittwoch zu 100 Prozent merken.“

Bei Fruchtimporteur Zelger, von dem viele Münchner Obsthändler ihre Ware beziehen, sind es zum Beispiel Minibananen und Mangos aus Brasilien, die er momentan nicht besorgen kann. „Von der Menge her fallen diese Produkte aber nicht so ins Gewicht“, betonte Marcus Niebisch aus der Geschäftsleitung. „Die sind so hochpreisig, die liefern wir ohnehin nur auf Bestellung.“ Eine per Flugzeug transportierte Mango koste mit rund fünf Euro etwa zehnmal soviel wie eine per Schiff gelieferte. „Das betrifft die Volksernährung also nicht so sehr.“

Keine Papayas aus Hawaii

Auch beim noblen Feinkosthändler Dallmayr fehlen inzwischen einige Früchte im Sortiment. „Da geht's vor allem um Südfrüchte wie Mangos aus Thailand oder Flugananas. Die gibt's im Augenblick nicht“, sagte der Leiter des Zentraleinkaufs, Stefan Weiß. Auch Papayas aus Hawaii sind ihm ausgegangen. „Das spürt aber nur der, der ganz was Exotisches sucht“, betont Weiß.

Meist ließen sich die Kunden von dem inspirieren, was in der Theke liege. Und ein paar besondere Früchte habe man von vergangener Woche noch auf Lager. „Wenn aber das Flugverbot noch eine Woche länger dauern sollte, dann wird's eng“, räumt Weiß ein.

An Leo's Obst-Standl am Viktualienmarkt sieht es der Verkäufer locker: „Tatsache ist, dass es nicht geht. Man muss das Verhältnis sehen. Früher war das auch nicht möglich und wir werden mit den vorhandenen Lebensmitteln schon auskommen, da brauchen wir uns keine Sorgen machen.“ Es gebe ja gute Alternativen: Schrobenhausener Spargel zum Beispiel oder Erdbeeren und Äpfel aus Europa.

(Ulrich Meyer und Sabrina Segl, ddp)

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