Vorwürfe wegen Erpressung in Flüchtlings-Zentrum weiten sich aus

Sie flohen aus oftmals korrupten Ländern und sollen im Ankunftszentrum in München gleich wieder auf Kriminelle gestoßen sein: Flüchtlinge haben Anzeigen gegen Sicherheitsmitarbeiter wegen Betrugs und Erpressung gestellt. Deren Arbeitgeber reagierte sofort.
dpa |
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In der Ankunftsstelle für Asylbewerber im Münchner Euroindustriepark haben Sicherheitsdienst-Mitarbeiter Flüchtlinge über Monate hinweg erpresst.
dpa In der Ankunftsstelle für Asylbewerber im Münchner Euroindustriepark haben Sicherheitsdienst-Mitarbeiter Flüchtlinge über Monate hinweg erpresst.

München - Nach der Durchsuchung eines Münchner Ankunftszentrums für Flüchtlinge hat sich der Kreis der wegen Betrugs und Erpressung beschuldigten Sicherheitsmitarbeiter ausgeweitet. Nachdem am Vorabend noch von Ermittlungen gegen drei Security-Mitarbeiter die Rede gewesen war, zählte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag bereits sechs Beschuldigte. Ihnen wird Betrug und Erpressung vorgeworfen, wie der zuständige Sprecher der Staatsanwaltschaft München I, Thomas Steinkraus-Koch, sagte. Obwohl die Vorwürfe noch nicht bewiesen sind, reagierte das Unternehmen sofort: Die ersten drei Beschuldigten verloren bereits ihren Job.

Ermittler hatten am Mittwoch das Ankunftszentrum durchsucht, nachdem mehrere Flüchtlinge Anzeigen erstattet hatten. Demnach hatten die Mitarbeiter ihnen gegen Zahlung von 100 bis 300 Euro angeboten, Bargeld über der für den Eigenbedarf zulässigen Höchstsumme nicht wie vorgeschrieben einzuziehen. Ihnen sei zudem mit Abschiebung gedroht worden, sollten sie nicht mitmachen, erläuterte Steinkraus-Koch. Hintergrund ist, dass Asylbewerber maximal 750 Euro behalten dürfen - höhere Summen werden von der Regierung von Oberbayern einbehalten und mit Unterkunft und Verpflegung verrechnet.

Lesen Sie auch: Sicherheitsdienst hat Flüchtlinge in München erpresst

 

Pflichtverletzungen der Sicherheitsfirma wird geprüft

 

Die Münchner SPD-Stadtratsfraktion kritisierte, dass die Regierung die Tätigkeit frei ausgeschrieben habe, statt erfahrene Träger der freien Wohlfahrtspflege zu beauftragen. Die Regierung von Oberbayern hingegen betonte, dass es bei einem Ankunftszentrum - wo die Flüchtlinge nur wenige Stunden für ihre Registrierung bleiben - keine tiefgehende Sozialbetreuung brauche. Außerdem habe es keine Anhaltspunkte gegeben, an der Eignung der Firma zu zweifeln. "Allgemein ist festzuhalten, dass das Fehlverhalten Einzelner nicht automatisch die fehlende Zuverlässigkeit eines Unternehmens als Ganzes in Frage stellt", hieß es in einer Reaktion. Dennoch würden nun etwaige Pflichtverletzungen der Firma geprüft.

Die zunächst sechs beschuldigten Mitarbeiter kamen nicht in Untersuchungshaft. Dennoch reagierte deren Arbeitgeber sofort und setzte die drei zuerst Beschuldigten vor die Tür: "Ich kann nicht jemanden weiter in diesem Bereich beschäftigen, wenn so ein Vorwurf im Raum steht", sagte der Pressesprecher von Siba security service, Joachim Feldhaus. Allerdings stellten sich für ihn viele Fragen, und er vermute in erster Linie Kommunikationsprobleme zwischen den Mitarbeitern und den Flüchtlingen.

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