Vorsicht Viren: Aufpassen beim "Wiesn-Busserl"
MÜNCHEN - Beim "Wiesn-Busserl" ist in diesem Jahr Vorsicht geboten. Denn bei Großveranstaltungen bestehe ein höheres Ansteckungsrisiko mit der Schweinegrippe, warnt Günther Dettweiler vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin.
Beim obligatorischen Wiesn-Busserl ist in diesem Jahr Vorsicht geboten. Denn bei Veranstaltungen, bei denen viele Menschen zusammenkommen, bestehe ein höheres Ansteckungsrisiko mit der Schweinegrippe, warnt Günther Dettweiler vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin. Durch den engen Kontakt zu anderen Wiesn-Besuchern könnte das Virus beispielsweise beim Trinken aus demselben Maßkrug, beim Schunkeln oder Ratschen über den Biertisch übertragen werden. Die Behörden beobachten die Situation wachsam. Bei der derzeitigen Infektionslage ist es nach Angaben einer Sprecherin des Gesundheitsministeriums aber nicht geboten, das Oktoberfest abzusagen.
Der Sprecher der Wiesn-Wirte, Toni Roiderer, hält zusätzliche Desinfektionsmaßnahmen wegen der Schweinegrippe in den Zelten für überflüssig. „Wir achten immer auf die Hygiene, vonseiten der Wirte gibt's nichts zu verbessern.“ Die Spülmaschinen funktionierten einwandfrei, die Behörden kontrollierten regelmäßig. Viel effektiver wäre es seiner Ansicht nach, wenn jeder Besucher einen eigenen Maßkrug hätte. Auch sollten keine fremden Frauen geküsst werden, schlägt er scherzhaft vor.
Dettweiler betont, dass durch einfache Verhaltensregeln die Ansteckungsgefahr minimiert werden könne. Dazu gehörten beispielsweise regelmäßiges Händewaschen, das Vermeiden von Küsschen oder das Niesen in den Ärmel statt in die Hand. Dettweiler räumt allerdings ein, dass es in den dicht gedrängten Bierzelten schwierig sein könnte, Abstand zu halten.
Auch der Landesarzt des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), Peter Sefrin, geht davon aus, dass das Risiko einer Schweinegrippeinfektion wohl nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. Dazu dürften sich die Besucher nicht die Hände geben, nach jeder Berührung müssten sie die Hände waschen oder sie müssten einen Mund- und Nasenschutz beim Plaudern tragen. „Das können sie dort gar nicht gewährleisten, das ist gar nicht vorstellbar“, betont Sefrin.
Die Organisatoren des Oktoberfests sehen das Thema Schweinegrippe ziemlich entspannt. „Das Thema scheint nicht akut zu sein“, beruhigt Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl. Der Mediziner Sefrin verweist darauf, dass die Schweinegrippe derzeit nicht gefährlich sei. Sollte sich das Virus jedoch verändern, könnte der Krankheitsverlauf schwerer und weniger vorhersehbar sein. Auch Weishäupl betont, dass man abwarten müsse, welche Dimension das Problem in den kommenden Wochen vor der Wiesn annehme.
Klaus Kirchmann vom Münchner Kreisverwaltungsreferat sieht wegen der derzeitigen Infektionslage keinen akuten Handlungsbedarf. Es müsste einen eklatanten Anstieg der Erkrankungen geben, bis konkrete Vorkehrungen getroffen würden, stellt er klar. Dann wäre seiner Einschätzung nach aber nicht nur das Oktoberfest betroffen. Das Gesundheitsministerium müsste dann entscheiden, ob und wie mit Massenveranstaltungen verfahren werde. Kirchmann ist sich jedoch sicher: „Das Oktoberfest findet statt.“ Anweisungen, wie sich die Besucher zu verhalten hätten, werde es nicht geben.
Selbst wenn im Herbst ein Impfstoff gegen das Virus zur Verfügung stehen sollte, wäre eine Impfung aller Oktoberfestbesucher aus Sicht von Sefrin überzogen. Außerdem werde der Impfstoff ohnehin lediglich für rund 30 Prozent aller Bundesbürger reichen. Schwangere, chronisch Kranke und Rettungskräfte müssten seiner Ansicht nach bevorzugt geimpft werden – nicht jedoch Wiesn-Gänger. Wiesn-Wirt Roiderer hat sich bei seinem Hausarzt nach dem wirkungsvollsten Mittel gegen die Schweinegrippe erkundigt. Dieser habe ihm geraten: „Nach drei Maß sind die Viren eh tot“.
ddp