Vorsicht! Taxifahrer!
MÜNCHEN - Mehr Unfälle, höherer Schaden: Versicherer klagen über die hohen Kosten von Taxifahrern - auch in München. Sind sie die schlimmsten Autofahrer der Stadt? Einige wahnwitzige Unfälle lassen es vermuten.
Die Schicht läuft ab, der Umsatz ist schwach – eine letzte Fahrt will der Taxler noch machen. Völlig gestresst fährt er los und rammt ein Auto an der nächsten Kreuzung. Kein Wunder: Seine Frontscheibe ist völlig vereist.
Ganz schön blöd. Doch er ist nicht der Einzige.
Die Zahl der Unfälle mit Taxi-Beteiligung steigt in Deutschland seit Jahren an, meldet die Isarfunk-Zeitschrift „Taxi News“ – und die Versicherer ächzen: Sie müssen derzeit für jeden Euro, den sie als Beitrag einnehmen, 1,50 Euro ausgeben.
Der Gesamtschaden ist in München um 20 Prozent gestiegen
Die Taxler sind auch in München ein Sicherheitsrisiko. Von 2006 bis 2007 stieg der durchschnittliche Schaden um 20 Prozent, meldet Deutschlands größte Taxi-Versicherung VDK Signal Iduna. Die Zahl der Taxi-Unfälle sei „seit Jahren unverändert hoch“. Können Münchens Taxler nicht Auto fahren?
Die Frage stellt sich Stefan Ballnath oft. Seit 1982 verkauft er Autoversicherungen an Taxifahrer und kann so manche skurrile Anekdote erzählen.
Zum Beispiel der Fahrer, der rückwärts in die Einfahrt eines Münchner Hotels wollte. Er rollte, rollte, rollte und rammte einen BMW – und das mit Einparkhilfe. Ballnath kennt viele solcher Fälle: „Überholrennen auf schneebedeckter Fahrbahn“ etwa oder Taxler, die in ein Stau-Ende fahren – und später klagen: „Da ist doch nie einer!“
Rückwärts durch die Taxischlange
Wie kopflos manche am Steuer sitzen, zeigt der Fall des Taxlers am Hauptbahnhof. Er reihte sich von hinten in die Taxi-Schlange ein, legte aber nach kurzer Zeit den Rückwärtsgang ein und rammte einen Kollegen. Ballnath ist fassungslos: „Wissen Sie, was seine Ausrede war? Als ich kam, stand da noch keiner!“
Hans Meißner redet solche Fälle nicht klein – der Chef der Taxi-Zentrale München und des Landesverbands bayerischer Taxi-Unternehmer nimmt aber die Mehrzahl der Fahrer in Schutz: „70 Prozent haben eine normale Schadensquote“, sagt er. „Die übrigen 30 Prozent aber – die können’s nicht. Einige Unternehmer nehmen jeden, der zwei Haxn hat.“ Viele von ihnen kämen mit dem Stress aber nicht zurecht. „Die geben voll Stoff, um schnell zu fahren und mehr zu verdienen. Die haben nicht die Nerven.“
Und auch keine Fahr-Praxis. „Die theoretische Prüfung ist in München sehr schwer, 80 Prozent fallen durch“, sagt Meißner. „Bei der praktischen aber schaut keiner, ob der Bursche gut fährt – sondern bloß, ob er sich auskennt.“
Thomas Gautier
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