Vorsicht, Radler-Falle!

Nicht nur in der City ist das Fahrrad das schnellste Verkehrsmittel. Aber der kürzeste Weg ist nicht immer erlaubt. Die AZ dokumentiert die Stellen, die zum Regelbruch geradezu auffordern
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Petra Schramek Illustration

MÜNCHEN - Nicht nur in der City ist das Fahrrad das schnellste Verkehrsmittel. Aber der kürzeste Weg ist nicht immer erlaubt. Die AZ dokumentiert die Stellen, die zum Regelbruch geradezu auffordern

Kein Stau, kein Parkplatzproblem und kein Ärger über die verpasste U-Bahn – am besten kommt man in München mit dem Radl ins Büro und in den Biergarten. Das finden immer mehr Einwohner der Landeshauptstadt, knapp 1,5 Millionen Räder gibt es. Aber Vorsicht: Der schnellste und bequemste Weg ist nicht immer der, den die Verkehrsregel vorschreibt.

Viele Stellen laden gerade dazu ein, die Regeln zu brechen. „Als Fahrradfahrer ist man einfach anonym“, sagt Stefan Sommer von der Polizei, „das Risiko erwischt zu werden ist ungleich geringer. Deshalb fahren auch viel mehr Radfahrer als Autofahrer bei Rot über die Ampel.“

Aber die rote Kelle der Verkehrspolizei geht auch für Radler hoch. Dann hagelt es Bußgelder und Punkte in Flensburg. Die AZ zeigt ihnen nervige Ampeln und verlockende Stellen, an denen Radfahrer besonders aufpassen müssen.

Geisterradler an der Leopoldstraße

„Geisterradeln kann tödlich enden“: Das war 2007 der Spruch einer Kampagne gegen Verkehrssünder auf zwei Rädern. Aber häufig ist es trotzdem sehr praktisch, finden viele Studenten.

Vom Unihauptgebäude zur Mensa geht’s entlang der Leopoldstraße am schnellsten über den Radweg – auf der falschen Straßenseite. Wer erwischt wird, zahlt 15 Euro. Wenn er andere behindert, sind es 20 Euro. Kommt es zum Unfall, sind 30 Euro fällig und ist das Geisterradeln besonders gefährlich, muss der Radler mit 35 Euro Bußgeld rechnen.

Gegen den Stromauf der Sendlinger

In einigen Einbahnstraßen dürfen Radfahrer auch gegen die Fahrtrichtung radeln. Das gilt allerdings nicht für die Sendlinger Straße.

Bei einer Kontrolle kostet das, weil gerade kein Auto kommt, 15 Euro. Beim ADFC heißt es: „Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern an dieser Stelle sehr gefährlich.“ Auf ruhigeren Straßen ist es aber häufig eine Überlegung wert, ob Radlern nicht das Fahren in beide Richtungen erlaubt sein sollte. Das die Wege fahrradfreundlicher werden, darum kümmert sich auch der ADFC.

Ausgebremst am Isartor

Der Beginn der Zweibrückenstraße an der S-Bahnhaltestelle Isartor ist ein stressiges Eck. Die Autos stauen sich häufig, die Tram bimmelt Fußgänger aus dem Weg und große Menschengruppen wollen über die mehrspurige Fahrbahn. Kein Wunder, dass der Radfahrer so schnell es geht aus der Stresszone will.

Da hält ihn weder die große noch die kleine rote Ampel auf. Aber um die Ecke könnte sich ein kontrollierender Beamter befinden. Wenn die Ampel erst eine Sekunde auf Rot stand, kostet das Vergehen 45 Euro, ansonsten 100 Euro.

Abkürzung an der Perusastraße

Was die Tram hier darf, nämlich ungestört aus der endenden Maximilianstraße in die Perusastraße einzufahren, ist den Radfahrern untersagt. „Fußgängerzone“ steht da an der Einmündung. „Ich kann mich nicht einfach zum Fußgänger machen“, erklärt Traudl Schröder vom ADFC, „aber da hier die Tram fährt könnte man überlegen, ob man die Durchfahrt auch Rädern gestattet. Aber der MVV ist bislang dagegen.“

Die neue Abkürzung zur Theatinerstraße kostet beim Erwischtwerden übrigens 10 Euro.

Trottoir-Tour in der Brienner Straße

Nur auf dem Gehweg fahren? Das kostet 10 Euro – wenn weit und breit keine Fußgänger zu sehen sind, wie auf der Brienner Straße. An der Ecke zum Odeonsplatz ist die Ampel rot - viele Fahrradfahrer weichen hier auf den Gehweg aus.

Doch auch das Umgehen einer roten Ampel wird genauso wie das Überfahren geahndet. Also mit mindestens 45 Euro. Das der Gehweg ein paar Meter vor der Ampel so herrlich einladend abgesenkt ist, könnte man das fast als Hehlerei der Straßenplaner werten. Wenn die rote Kelle winkt, hilft das aber trotzdem nichts.

Baldeplatz: Neues aus Schilda

Den Fahrtweg über die Sperrfläche am Baldeplatz, kostet jetzt noch 10 Euro. Aber bald soll es hier für Radler vernünftiger aussehen. Dann müssen sie nicht mehr dem Radweg folgen und rechts, dann links und noch mal rechts abbiegen, um geradeaus zu fahren.

Bald dürfen sie genau wie die Autos direkt über die Kreuzung fahren. Ob sie dann auch die Busspur nutzen dürfen, die parallel läuft, wird geklärt.

Ludwigskirche: Hier pressiert’

Auch die rote Ampel an der Ludwigskirche ist lästig. Während auf der anderen Straßenseite die Schellingstraße einmündet, gilt es hier nur auf die Fußgänger Rücksicht zu nehmen. Wenn keiner da ist, weichen die meisten Radler auf den Gehweg aus.

Dadurch gefährden sie die Bibliotheks- Pilger und müssten 45 bis 100 Euro zahlen. Ein Unfall kostet bis zu 180 Euro. Flensburg winkt auf jeden Fall mit einem Punkt

Rote Bremse am Montgelas-Berg

Ungebremst den Montgelas- Berg runterheizen – das macht Spaß, kann aber teuer werden. Auch wenn keine Autos kreuzen und das rote Licht nur von der wenig furchteinflößend Radweg-Ampel kommt: Wer es ignoriert, dem droht Bußgeld und ein Punkt in Flensburg.

Los geht’s bei 45 Euro. Steht die Ampel länger auf Rot, sind 100 Euro zu löhnen. Ob die Ampel an der Kufsteiner Straße so sinnvoll ist, ist eine andere Sache.

An der Isar kommensichPassanten und faule Radler in die Quere

Isar-Radfahrer, die sich zwischen Müllerschem Volksbad und Maxiliansbrücke an die Verkehrsregeln halten, kommen echt ins Schwitzen. Die Verkehrsführung schickt die Zweiräder nämlich die steile Böschung hinauf, während die Fußgänger gemütlich am Wasser entlang über einen Steg wandeln können.

Vieler Radler nehmen aus Bequemlichkeit also auch den Fußweg. Wer erwischt wird, zahlt 15 Euro.

Johanna Jauernig

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