Vorsicht, Falle! Falsche Flirter im Netz
MÜNCHEN - Anmache per SMS und Netzwerk-Nachricht: Bayerns Justizministerin Beate Merk warnt vor unseriösen Angeboten. Allein in München gäbe es Millionen-Schäden – die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Betrüger.
„Ich hab’ dich in der U-Bahn gesehen – du gefällst mir!“ Wer wird da nicht neugierig und will wissen, wer hinter der SMS oder der Facebook-Nachricht steckt?
Aber immer häufiger ist es kein attraktiver Flirtpartner, sondern ein bezahlter Operator einer Abzocke-Firma, der so Kontakt aufnimmt. Bis der Neugierige das kapiert, ist er oft um eine stattliche Summe ärmer und eine schmerzhafte Erfahrung reicher.
"Ein schäbiges Geschäft"
„Hinter SMS-Flirtlines und Flirthotlines steckt oft ein unseriöses Geschäft“, warnt jetzt Verbraucherschutzministerin Beate Merk (CSU). „Hier wird auf schäbige Art und Weise mit der Einsamkeit und den Gefühlen ahnungsloser Menschen ein Geschäft gemacht.“ Die Beschwerden im Ministerium häufen sich.
Legal sind diese Geschäfte meist nicht. „Es laufen bereits strafrechtliche Ermittlungen im großen Stil“, sagt Merk. Auch die Münchner Staatsanwaltschaft ist SMS-Betrügern auf der Spur – die Ermittlungen laufen noch.
Einzelne schicken tausende von SMS an die Abzocker-Firmen
Seit 2005 sollen die Verdächtigen Lock-Emails und -SMS verschickt haben. Allein bis Oktober 2006 machten die Ermittler 13500 Geschädigte aus. Der Schaden geht in die Millionen. „Einzelne haben tausende von SMS an diese Firmen geschickt“, sagt der Sprecher der Münchner Staatsanwaltschaft Anton Winkler. Bei einem Preis von 1,99 Euro pro SMS kommen da „Wahnsinnsbeträge“ zusammen.
Den Abzockern wird Betrug vorgeworfen. Denn während die gutgläubigen Schreiber einen Traumpartner als Adressat vermuten, verfasst in Wirklichkeit ein Nebenjobber die Nachrichten – Schüler, Studenten, Hausfrauen.
Kurz vor dem Treffen kommt ein Autounfall dazwischen
„Deren Aufgabe ist es, den Betroffenen dazu zu bringen, möglichst viele SMS zu schicken“, sagt Winkler. Immer wieder werden Treffen ausgemacht – doch dann hat die angebetete Person plötzlich Stress in der Arbeit oder auch mal einen Autounfall und erscheint nicht. Das Spiel geht weiter.
Die neueste Masche der Abzocker: Locknachrichten über soziale Netzwerke wie Facebook, StudiVZ oder auch Internetseiten für Singles. Der scheinbare Traumpartner gibt darin die Nummer an, unter der er zu erreichen ist – schon ist der liebeshungrige Empfänger geködert.
Die AZ hat für Sie die wichtigsten Fragen abgeklärt.
Ein sympathischer Typ/ eine attraktive Frau hat mich angeschrieben. Was tun?
Falls Sie eine Nachricht, eine E-Mail oder eine SMS von einer unbekannten Person erhalten: Nicht antworten! „Nach einigen Leerzeichen kann unter einer SMS noch ein Kostenhinweis versteckt sein“, sagt Anneke Voß von der Verbraucherschutzzentrale Hamburg.
Ich bin drauf reingefallen! Muss ich den Flirtdienst wirklich zahlen?
Gegen eine Zahlungspflicht spricht etwa, wenn der Flirtdienst die Mehrkosten nicht angegeben hat. Ist der abgezockte Flirtwillige noch minderjährig, ist das Rechtsgeschäft oft unwirksam – „dafür braucht es die Genehmigung der Eltern“, sagt Juliane von Behren von der bayerischen Verbraucherschutzzentrale.
Was mache ich jetzt mit der horrenden Telefonrechnung?
Wenn Sie glauben, Sie sind nicht zahlungspflichtig: „Lassen Sie den entsprechenden Betrag zurückbuchen, erklären sie der Telefongesellschaft, warum“, empfiehlt von Behren. Dann beanstanden Sie die Kosten beim Mehrwertdienst selbst. Der muss beweisen, dass ihm der Betrag zusteht. Acht Wochen Zeit bleiben, um gegen die Rechnung Widerspruch einzulegen. Voß rät zum Abwägen: „Mobilfunkbetreiber sind zum Teil gnadenlos. Wenn nicht gezahlt wird, sperren sie den Vertrag.“
Oh je! Ich glaube, hinter meinem Flirt steckt in Wahrheit ein angestellter Abzocker.
Das Problem: „Sie müssen beweisen, dass sie arglistig getäuscht worden sind“, sagt von Behren. „Letztlich muss man das vor Gericht durchfechten, und das ist zäh“, sagt Voß. Die Erfolgsaussichten sind nicht garantiert. Gerichtsurteile zu solchen Fällen gibt es wenige.
Laura Kaufmann
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