Vor Gericht: Der Mann mit den 63 Namen

Ein Ex-Kraftfahrer (47) erschleicht sich mit falschen Pässen und Lohnbescheinigungen 160.000 Euro. Vier Jahre Knast drohen ihm nun
München - Die Banken waren (zu) gutgläubig. Mit falschen Identitäten gelang es Ali I. immer wieder, neue Konten aufzumachen. Mit gefälschten Gehaltsbescheinigungen und Geldüberweisungen von einem Konto zum anderen täuschte er regelmäßige Einnahmen vor. Die Banken reagierten oft zu spät oder gar nicht. I. sagt: „Man hat es mir zu leicht gemacht.” 160.000 Euro erschwindelte sich der 47-Jährige auf diese Weise. Nun steht er vor Gericht.
Auch bei seinem Alter stimmt etwas nicht. Als er erklärt, dass er 1974 in München eingeschult wurde, stutzt die Richterin. „Da waren Sie doch schon neun Jahre alt.” – „Das Alter im Pass stimmt nicht,” gibt I. zu. „Ich bin zwei Jahre jünger.” Das passt ins Bild eines notorischen Urkundenfälschers. 62 Alias-Namen führt die Anklage auf. I. besorgte sich die Papiere am Hauptbahnhof. Je 400 bis 800 Euro habe das gekostet, sagt er.
Das erschlichene Geld habe er für seine Spielsucht, später für seinen Kokain-Konsum gebraucht. Er habe auch viel getrunken, sei Alkoholiker gewesen, bestätigt seine Schwester im Zeugenstand.
Als ihm das Geld Anfang April 2010 wieder ausging, griff er zu einem neuen Trick: „Ich habe eine Wohnung im Internet inseriert.” Dabei gehörte sie ihm gar nicht. Gemietet hatte auch nicht er die Zimmer in der Milbertshofener Straße, sondern seine Mutter.
Der ehemalige Kraftfahrer tat trotzdem so, als ob er berechtigt wäre, die Wohnung unterzuvermieten – und verlangte jeweils eine Kaution. So betrog er gleich vier Wohnungssuchende gleichzeitig um insgesamt 3650 Euro.
Das Kokain war für den einschlägig vorbestraften Angeklagten eine Art Ersatzdroge: Vorher verspielte er sein Geld in Casinos und an Automaten. Daran sei seine Ehe zerbrochen. Der Vater eines 22-jährigen Sohnes hat dann von 2005 an Kokain konsumiert, zuletzt etwa zweieinhalb Gramm pro Tag.
Für sein Geständnis hat ihm das Gericht eine Strafe von dreieinhalb bis vier Jahren in Aussicht gestellt.