Vor dem November-Lockdown: Das letzte schöne Wochenende in München

Die Münchner zieht es noch einmal auf ein paar Bier in die Stadt, bevor das ab Montag nicht mehr erlaubt ist. Eindrücke vom Viktualienmarkt - wo die Regeln offenbar nicht ganz klar sind.
von  Philipp Hartmann
Im Biergarten am Viktualienmarkt ist am Samstag viel los. Das war es nun aber wohl endgültig mit dieser Biergartensaison.
Im Biergarten am Viktualienmarkt ist am Samstag viel los. Das war es nun aber wohl endgültig mit dieser Biergartensaison. © Philipp Hartmann

München - Ein Menschenstrom schiebt sich vom Stachus entlang der Kaufingerstraße zum Marienplatz. Vor den Läden haben sich lange Schlangen gebildet, diejenige vor dem Schnäppchen-Markt T. K. Maxx reicht locker über die gesamte Breite der Fußgängerzone. Am Marienplatz fällt das Abstandhalten schwer, und die Café- und Restaurant-Plätze im Freien sind gesteckt voll.

Am Montag treten wieder strengere Kontaktbeschränkungen in Kraft - für viele Münchner Grund genug, um am Wochenende noch mal das Herbstwetter zu genießen und sich auf ein Bier oder einen Spritz in die Stadt zu wagen.

So zum Beispiel Max, Philipp und Basti, die einen Feuerhydranten zum Stehtisch umfunktioniert haben und ihr Bier aus Plastikbechern trinken: "Die letzten Tage war schlechtes Wetter. Jetzt wollten wir den Samstag noch mal nutzen, um anzustoßen", sagt Basti: "Man muss in den nächsten Wochen ja planen, wen man sehen kann - und dass wir uns heute treffen dürfen, wollten wir noch nutzen."

Prost: Basti (27, links), Max (30, Mitte) und Philipp (25) stoßen an.
Prost: Basti (27, links), Max (30, Mitte) und Philipp (25) stoßen an. © Philipp Hartmann

Schlange vor dem Biergarten am Viktualienmarkt 

Nicht nur die drei jungen Männer hat es an diesem Tag in die Stadt gezogen. Der Biergarten am Viktualienmarkt ist randvoll. Davor hat sich eine Schlange gebildet, in der man ein paar Minuten anstehen muss, bis man hinein darf. Und wenn man dann an die Reihe kommt, gibt es fast nur noch Stehplätze.

"Ich dachte, dass es voll wird - aber das ist ja schon fast ungemütlich", sagt ein Gast mittleren Alters. Eigentlich war er mit seinen Spezln zu dritt unterwegs. Jetzt sind sie gerade noch ein paar Freunden begegnet und haben beschlossen, den Samstag noch mal für ein paar Halbe zu nutzen. Am liebsten allerdings im Freien: "Drinnen ist uns zu unsicher." Diese Meinung teilen offenbar viele hier.

Vor dem Biergarten bildet sich eine lange Schlange.
Vor dem Biergarten bildet sich eine lange Schlange. © Philipp Hartmann

Auch eine ältere Dame steht in der Schlange. Einen einzelnen Sitzplatz gibt es für sie gerade aber nicht, deswegen zieht sie weiter: "Mein Bier mag ich nicht im Stehen trinken, das ist mir zu anstrengend."

Dass es hier keinen Platz gibt, ist ihr heute zum ersten Mal passiert: "Ich kann das schon verstehen, dass es voll ist. Das kommt auch von dem guten Wetter. Aber unter so vielen Menschen ist es auch riskant. Bei mir bleibt's heute bei Balkonien".

Kontrolldienst hat am Viktualienmarkt viel zu tun

Bei dem Andrang hat auch der Kontrolldienst der Stadt am Viktualienmarkt konstant viel zu tun: Immer wieder muss er Menschen ermahnen; ein Raucher ist überrascht, als er die Zigarette ausdrücken und die Maske aufsetzen muss: "Essen und Trinken ist okay, Rauchen aber nicht." Das sei die Regel.

Zwei Frauen, die mit Smoothies auf einer Bank sitzen, sind verwirrt: "Gerade haben die Mitarbeiter vom KVR Leute gebeten zu gehen. Wir wussten nicht, dass es verboten ist, hier am Markt etwas zu essen."

Auch Alexander Willer vom Obsthändler "Exoten Müller" diskutiert mit einem Kollegen über die Ermahnung: Dürfen die Menschen vor den Ständen essen oder nicht? "Da gibt es irgendwie keine klare Ansage", sagt er: "Und das wirkt sich schlecht auf unsere Arbeit aus. Wir verkaufen den Leuten etwas - und auf einmal heißt es dann, sie müssen aus der Innenstadt raus, wenn sie das verzehren wollen. Als ob Corona jenseits der Frauenstraße schlagartig aufhören würde. Da kommen sich die Kunden total verarscht vor. Seit der Maskenpflicht in der Innenstadt haben die Leute weniger Lust, auf dem Markt zu kaufen, das merken wir richtig. Dieses ständige Hin und Her - das strengt an."

Viele Restaurants sind ausreserviert

Am Nachmittag schließen die ersten Stände, aber die Stadt bleibt voll. Die Schlangen haben sich vom Biergarten und den Geschäften vor die Restaurants verlagert, viele sind ausreserviert. Auch von anderen Orten in der Stadt wird gemeldet, dass viel los ist. Viele Bars haben ausnahmsweise schon ab mittags geöffnet. An der Leopoldstraße sagt ein Mann, es gehe zum Abschied noch mal zu "wie an Sommerabenden".

Bis zur Sperrstunde um 21 Uhr ist vor den Lokalen noch viel los.
Bis zur Sperrstunde um 21 Uhr ist vor den Lokalen noch viel los. © Philipp Hartmann

Am Viktualienmarkt tauchen jetzt vereinzelt Halloween-Verkleidete auf. Aber irgendwie, scheint es, hat da heuer kaum einer so recht Lust drauf. Masken hat man dieses Jahr schon genug getragen.

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