Vor Auftritt in München: Rapper Kollegah erneut mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert

Vor drei Jahren wurde sein Konzert im Münchner Backstage wegen Antisemitismus- und Homophobie-Vorwürfen abgesagt. Jetzt soll Kollegah am 10. September im Sugar Mountain auf der Bühne stehen.
von  Jan Krattiger
Der Deutschrapper Kollegah, hier bei einem Boxkampf im März 2022, wird erneut mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert.
Der Deutschrapper Kollegah, hier bei einem Boxkampf im März 2022, wird erneut mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert. © Imago/Revierfoto

München - Gehirnwäsche, Indoktrination und geheime Mächte, die vermeintlich die Welt lenken: Auf dem neuen Album des Rappers Kollegah finden sich viele Themen wieder, die auf Querdenker-Demos zum Standard-Repertoire gehören. Und eben auch: antisemitische Stereotype.

Antisemitismus (sowie Homophobie und Frauenfeindlichkeit) wurde Kollegah, immerhin einer der erfolgreichsten Rapper Deutschlands, bereits vor vier Jahren vorgeworfen: Die beim Musikpreis "Echo" gerappte Zeile, die Insassen des KZ Auschwitz herabwürdigte, sorgte für einen deutschlandweiten Aufschrei – und schließlich auch dazu, dass der Preis abgeschafft wurde.

Im Zuge dieses Skandals wurde nach einigem Hin und Her auch Kollegahs Auftritt im Münchner Backstage abgesagt. Auch an einem alternativen Standort fand das Konzert nicht statt. Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, begrüßte damals den Schritt, das Konzert abzusagen: "Die konsequente Entscheidung mag spät kommen, aber sie ist die einzig richtige", sagte sie damals der AZ.

Neues Album, alte Themen

Vier Jahre später ist Kollegahs neues Album "Free Spirit" auf dem Markt und – so die detailliert aufgeschriebene Kritik des "Linken Bündnisses gegen Antisemitismus München" – durchzogen von Verschwörungstheorien und antisemitischen Stereotypen. Im Song "Mind Over Matter" finden sich etwa folgende Zeilen:

"Die Elite plant den Reset, nachdem sie die Menschen ziemlich lang mit Fiat-Money täuschte
Jetzt kommt Digital-ID, sie macht mit riesigen Tentakeln wie 'ne Tiefseekrake Beute"

Das Fazit der Aktivisten ist eindeutig: "Free Spirit" ist "ein antisemitisches Gesamtkunstwerk, das sich islamistischer, rechtsextremer, marktradikaler, evangelikaler und anthroposophischer Quellen bedient". Kollegah werde durch seine große Beliebtheit zum "Multiplikator rechtsextremer und antisemitischer Vorstellungen". Sie fordern deshalb, dass der Auftritt von "Kollegah" abgesagt werde.

"Zweite oder dritte Chance verdient"

Mit der Kritik am Rapper konfrontiert, sagt Marco Sansone, Veranstalter des Festivals "Hiphop bewegt", das am 10. September auf dem Sugar Mountain-Gelände stattfindet: "Kollegah ist einer der besten Rapper in Deutschland. Er hatte diese Textzeilen, wurde dafür schon getadelt und hat sich entschuldigt. Jeder Künstler hat eine zweite oder dritte Chance verdient. Wer Kollegah kennt, weiß, er ist weder Fremdenhasser noch Antisemit."

Vor drei Jahren wäre der Rapper im ausverkauften Backstage aufgetreten. Das hat dann aber schlussendlich die Reißleine gezogen. Was sagen die Verantwortlichen der neuen Location, des Sugar Mountain in Sendling, zu den Vorwürfen? "In unseren Verträgen mit Veranstaltern steht, dass alles was stattfindet grundsätzlich mit den demokratischen Grundwerten einhergehen muss. Dazu verpflichten sie sich. Wir werden das aber noch einmal genauer prüfen."

Nur Hiphop-Insidern wird derweil ein anderer Künstler ins Auge fallen: Der Rapper Jamule äußerte sich vor zwei Jahren in einem Video rassistisch gegenüber Schwarzen und wurde dafür heftig kritisiert. Auch er soll am 10. September im Sugar Mountain auf der Bühne stehen.

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