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Vor 50 Jahren in der AZ: Schlecht, aber immerhin wichtig

Am 23. August vor 50 Jahren in der AZ: Ein Bayer für Japan - und Kroetz schimpft über Olympia.
von  Felix Müller
Am 23. August 1972 drehten sich die Artikel in der AZ schon rund um die Olympischen Spiele in München.
Am 23. August 1972 drehten sich die Artikel in der AZ schon rund um die Olympischen Spiele in München. © picture alliance / dpa

München - Überall im Olympischen Dorf, berichtet die AZ am 23. August 1972, treffe man derzeit Laszlo Papp an, den Trainer der ungarischen Boxer. Der Grund: Der Mann sucht schon seit drei Tagen seinen Koffer. "Im Koffer sind sämtliche Kleider und sämtliche Box-Unterlagen", heißt es in der AZ-Dorfklatsch-Kolumne. Schon seit dem Abflug in Budapest vermisse er den Koffer.

Bayerischer Trainer beim japanischen Kajak-Team

Ein Bayer trainiert den einzigen japanischen Kajakfahrer. Und als offizieller Trainer trägt Hans-Jürgen Trajovski natürlich auch den japanischen Trainingsanzug. Das kann durchaus zu Irritationen führen. Als ein deutscher Journalist ihn auf Englisch auf seinen Schützling anspricht, antwortet der Trainer: "Mit mir könnens a boarisch redn!"

Plötzlich war das Boot leichter

Eine hohe Meinung hat der amerikanische Tempest-Weltmeister Glen Foster von dem Tegernseer Heinz Laprell. Er bescheinigt dem 25-jährigen Medizinstudenten hervorragendes Können. Beim Wiegen seines Bootes stellte Foster entsetzt fest, dass es zwei Kilo zu leicht war. "In Amerika hat das Gewicht noch gestimmt", zitiert ihn die AZ. "Vielleicht liegt es am Klima hier." Mit etwas mehr Ballast werde man das Problem nun aber lösen.

Satirische Aufarbeitung des "globalen Interesses"

Kurz vor Beginn der Sommerspiele soll die Olympia-Satire "Globales Interesse" des jungen Münchner Dramatikers Franz Xaver Kroetz (26) im Marstall Premiere feiern. "Ich möchte gerne relevanter werden", sagt er kurz davor der AZ. "Globales Interesse" zeige im ersten Teil, wie der Rentner Katterloher wegen des globalen Interesses an den Olympischen Spielen seine billige Wohnung im Zentrum aufgeben und in die Vorstadt abrücken muss. "Der zweite Teil handelt von einem Münchner CSU-Stadtrat, der eine Jugendstilvilla - ebenfalls wegen des globalen Interesses - nicht in ein Büro-Silo umbauen darf."

Kroetz schimpft in der AZ, einige hätten sich an den Sommerspielen "dumm und dappig" verdient. "Der Rest, diese 14 Tage sind ein Nachtrag für die Gastwirte. Und das Kunstprogramm ist doch auch nur für die Königin Elizabeth und ihren Unterrock gemacht." Kroetz selbst kündigt an, seine Stücke würden künftig "vielleicht schlechter, aber wichtiger" werden.

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