Voodoo im Perlacher Forst
Voodoo-Zauber in München: Mit dem Vogel-Opfer bittet eine Unbekannte um nette Männer für ihre Töchter. Der Tierschutzverein hat Anzeige erstattet
München - Sie heißen Obatala, Shango oder Caridad und stehen für die Schöpfung, den Krieg oder die Fruchtbarkeit: Die Götter des Yoruba-Kultes, einer jahrhundertealten westafrikanischen Naturreligion, die sich mit den Sklavenschiffen in die ganze Welt ausgebreitet hatte. Auf Kuba nennt man die Glaubensrichtung heute Santeria, in Brasilien Candomblé, auf Haiti Voodoo. Und wo immer die Anhänger ihre Götter, die Orishas, milde stimmen möchten, opfern sie Tiere. Hühner, Tauben, Ziegen, Schweine.
Auch in München. Im Südosten der Stadt haben Tierschützer jetzt ein geköpftes Huhn entdeckt, das bei einem solchen Ritual getötet wurde: Voodoo im Perlacher Forst. Einer Hunde-Besitzerin waren beim Gassigehen Hühner aufgefallen, die völlig verstört durch den Wald rannten und merkwürdige Zettel an den Füßen trugen. Sie alarmierte den Tierschutzverein.
In einem Gebüsch auf Höhe der Oberbiberger Straße fanden die Tierschutzinspektoren dann eine Henne ohne Kopf, mit aufgeschlitztem Leib. Ihre Gedärme hatte jemand fein säuberlich an den Ästen eines Busches aufgehängt. Daneben lagen Plastikhandschuhe und eine leere Wasserflasche. Das geköpfte Huhn trug ebenfalls einen zerknüllten Zettel am Fuß. Mit krakeliger Handschrift hatte jemand darauf in portugiesischer Sprache notiert: „Lieber Orisha, ich möchte, dass alle meine Wünsche in Erfüllung gehen. Als da wären, dass ich meine Aufgaben selbstständig erledige; Gesundheit; dass meine Töchter glücklich werden und einen guten Mann finden; dass ihnen nichts Schlimmes passiert.“
Außerdem stand da: „Ich möchte den Menschen durch das Licht gegen die Feinde helfen.“ Der Brief endet mit dem Wort „Obrigada“, dem Dank einer Frau.
Beim Tierschutzverein herrscht Fassungslosigkeit. „Niemand von uns hat je davon gehört, dass es so etwas in München schon einmal gegeben hat“, sagt Monika von Tettenborn. „Wir wollten erst selbst nicht an ein Tieropfer glauben. Aber der Zettel lässt keinen Zweifel zu.“ Was die Verfasserin vermutlich gar nicht wusste: Mit dem Opferritual, das den Orisha dazu bewegen soll, ihr Gesundheit und Glück zu schenken, hat sie sich strafbar gemacht. Denn in Deutschland ist es untersagt, Tiere ohne ersichtlichen Grund zu töten. Der Tierschutzverein hat deshalb Anzeige gegen Unbekannt erstattet. „Wir wollen keine Religion verteufeln. Aber wir wollen diesen Menschen mitteilen, dass wir Tier-Opfer ablehnen und sie bei uns verboten sind“, erklärt Monika von Tettenborn.
Übrigens: Die Tierschützer fingen später im Perlacher Forst ein weiteres Huhn und einen Hahn ein, die sich verängstigt im Unterholz versteckt hatten und ebenfalls den unheimlichen Fuß-Schmuck trugen. Beide sind im Tierheim untergebracht. Das Huhn kann dort bleiben. Der Hahn allerdings wartet auf einen guten Platz – an dem für ihn keine Gefahr besteht, geopfert zu werden.
Die Inspektoren des Tierschutzvereins bitten auch in diesem Fall um Hinweise unter 921000- 21 oder -59
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