Von München nach Wien: Bayerns Leihgabe an Österreich
Die 1023 Jahre alte Ostarrichi-Urkunde begibt sich auf eine Reise von München nach Wien. Auf ihr wurde der Name "Österreich" zum ersten Mal erwähnt.
München - Rätselfreunde und Fachkenner können sich direkt mit einer Lupe auf die Suche machen: Auf der Urkunde oben auf dieser Seite wurde der Name "Österreich" zum ersten Mal erwähnt. Genauer gesagt handelt es sich um eine Pergamenturkunde, mit der der deutsche Kaiser Otto III. am 1. November 996 Grundbesitz an den Freisinger Bischof übertrug.
Auf der Urkunde wurde also die Schenkung der Region Neuhofen an der Ybbs im heutigen Niederösterreich und der umliegenden Wiesen und Wälder festgehalten. Das Hochstift Freising verwahrte diese Urkunde über Jahrhunderte hinweg als rechtlichen Nachweis dieser Besitztitel auf. Im Zuge der Säkularisation 1803 kam sie in staatlichen Besitz und wird heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv aufbewahrt. "Ostarrîchi" wird in der Urkunde zwar nur nebenbei erwähnt, bis heute, also 1.023 Jahre später, aber als identitätspolitisches Dokument in Österreich verehrt. Die Urkunde stellt das älteste bekannte Dokument dar, in dem die geografische Bezeichnung "ostarrîchi", die altdeutsche Vorform des späteren Staatsnamens Österreich, zu finden ist.
Geliehen an Österreich für eine Ausstellung
Für eine Sonderpräsentation wird sie nun erstmals vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München ins Haus der Geschichte Österreich gebracht. Dort wird sie vom 26. Oktober bis 3. November in der Ausstellung "Aufbruch ins Ungewisse – Österreich seit 1918" zu sehen sein. "Wir haben uns die Urkunde zum eigenen Geburtstagsgeschenk gemacht", erklärt Monika Sommer, Direktorin des Haus der Geschichte Österreich. Am 26. Oktober ist Nationalfeiertag in Österreich. Erinnert wird an diesem Tag an den im Jahre 1955 gefassten Beschluss der "immerwährenden Neutralität". Pünktlich zu diesem Ereignis werde die Urkunde der Öffentlichkeit präsentiert.
Im Fokus der Ausstellung des "Zeitgeschichte-Museums" stehen die Inszenierung der Urkunde nach dem Zweiten Weltkrieg. Es gehe um die "Invention of Tradition", so Sommer weiter. Die Urkunde habe eine "völkerverbindende, symbolische Kraft".
Das Dokument ist sonst nicht öffentlich zugänglich
In München wird die Urkunde aufgrund ihres hohen Alters unter besonderen Bedingungen gelagert. Nur auf Anfrage ist sie manchmal für wissenschaftliche Zwecke einsehbar. Wer dieses uralte Dokument einmal hautnah erleben möchte, sollte den Weg nach Wien also auf sich nehmen.
Übrigens: Für diejenigen, die das Wort "ostarrîchi" in der Urkunde trotz Lupe noch nicht gefunden haben – es befindet sich ganz rechts außen in der zweiten Zeile.
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