Von München ins Umland: Eine Bahn auf magnetischen Kufen

13 Jahre nachdem die Pläne für einen Transrapid eingestellt wurden, gibt es Pläne für eine neue Magnetschwebebahn. Sie könnte den Landkreis mit der Stadt verbinden.
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Der Landkreis München gab eine Machbarkeitsstudie für eine Magnetschwebebahn in Auftrag. 14 Trassen untersuchte ein Schweizer Ingenieurbüro daraufhin auf ihren Kosten und Nutzen. (Illustration)
Der Landkreis München gab eine Machbarkeitsstudie für eine Magnetschwebebahn in Auftrag. 14 Trassen untersuchte ein Schweizer Ingenieurbüro daraufhin auf ihren Kosten und Nutzen. (Illustration) © Max Bögl

München - Innerhalb von zehn Minuten sollten die Münchner vom Hauptbahnhof zum Flughafen kommen - und zwar mit einer Magnetschwebebahn.

Gut 20 Jahre ist es her, dass der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) diese Pläne in einer legendären Rede präsentierte und dabei so sehr verhaspelte, dass am Ende niemand mehr wusste, ob die Bahn ober- oder unterirdisch zum Flughafen oder doch in eine ganze andere Galaxie fahren würde.

Magnetschwebebahn: Das plant der Konzern Max Bögl

Außer Lachern ist davon nicht viel übrig geblieben - so schien es bis jetzt. Denn offensichtlich gibt es hinter der Stadtgrenze Pläne für eine solche Magnetbahn, gebaut von dem Konzern Max Bögl.

Variante 1 wird über den Westen geführt.
Variante 1 wird über den Westen geführt. © Max Bögl

Die Bahnen können auf bis zu 150 Kilometer in der Stunde beschleunigen, brauchen keinen Zugführer, sie seien geräuschlos, zuverlässig, unabhängig von der Witterung und in der Herstellung noch dazu günstiger als der Bau einer U-Bahn. So lässt es sich in einer Broschüre des Unternehmens nachlesen.

Magnetschwebebahn: Landkreis gibt Machbarkeitsstudie in Auftrag

Und anscheinend glaubt auch die Politik an diese Versprechen. Zumindest gab der Landkreis München eine Machbarkeitsstudie für eine Magnetschwebebahn in Auftrag. 14 Trassen untersuchte ein Schweizer Ingenieurbüro daraufhin auf ihren Kosten und Nutzen. Die Ergebnisse stehen nun fest.

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Demnach halten die Ingenieure besonders eine Bahn Richtung Süden für vielversprechend. Die Trassen würden als eine Verlängerung der U-Bahnlinie 5 von Neuperlach Süd über Neubiberg und Ottobrunn nach Taufkirchen verlaufen.

Machbarkeitsstudie: Nutzen soll Kosten überwiegen

Zwar gäbe es auf diesem Weg auch Haltepunkte wie den Sportpark oder den Bolzplatz in Ottobrunn. Eigentliches Ziel wäre aber, den Ludwig-Bölkow-Campus anzubinden. In diesen pumpt der Freistaat viele Millionen, um dort sein Luft- und Raumfahrtprojekt Bavaria One voranzutreiben.

Die Variante 2 ist mittiger geplant.
Die Variante 2 ist mittiger geplant. © Max Bögl

Jedenfalls sieht auch die Machbarkeitsstudie einen Nutzen in diesen Trassen, die die anfänglichen Investitionskosten überwiegen, wie es in den Unterlagen heißt.

Positives Kosten-Nutzen-Verhältnis für Trasse Richtung Norden

Aber auch andere Trassen haben, der Machbarkeitsstudie zufolge, gewisse Potenziale: Vor allem eine Bahn Richtung Norden an der U2/U3 von Feldmoching und Moosach Richtung Dachau weist ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis auf.

Bei der Variante 3 gäbe es unterirdische Abschnitte (gestrichelte Linie).
Bei der Variante 3 gäbe es unterirdische Abschnitte (gestrichelte Linie). © Max Bögl

Und eine Bahn von Garching-Hochbrück nach Unterschleißheim wird in den Unterlagen positiv erwähnt - selbst wenn der Nutzen voraussichtlich nicht groß genug sein wird, um die Kosten zu senken.

SPD über Magnetschwebebahn: Nutzen weiter untersuchen

Allerdings habe die Studie auch nur eine "begrenzte Aussagekraft", vor allem die Kosten seien zu wenig betrachtet worden, auch der verkehrliche Nutzen müsse noch weiter untersucht werden.

Das sieht auch der Verkehrsexperte der SPD im Stadt Nikolaus Gradl so. Zwar gehe von "innovativen Verkehrsmitteln wie der Böglbahn eine entsprechende Faszination aus", sagt er. Jedoch könne sich die SPD eine Realisierung nur vorstellen, wenn tatsächlich der Nutzen groß genug sei.

Der Korridor Nord.
Der Korridor Nord. © Max Bögl

Die SPD fordert deshalb eine Untersuchung, die bestehende Verkehrsmittel mit der Magnetbahn vergleicht. Zum neuen Ludwig-Bölkow-Campus bevorzugt die SPD eine Verlängerung der U-Bahn ab Neuperlach-Süd. "Die Studierenden wollen schließlich direkt in die Innenstadt fahren und keine Zeit beim Umsteigen verlieren", sagt Gradl.

Dass der Transrapid vor 13 Jahren gestoppt wurde, lag damals vor allem an den immensen Kosten. Von etwa 3,4 Milliarden Euro war die Rede.

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21 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Hosenband am 16.04.2021 08:21 Uhr / Bewertung:

    Typische CSU-München-Aktion:
    - Irgendein befreundeter Baukonzern soll sich eine goldene Nase verdienen - Check
    - Wahnwitzige Behauptungen (günstiger als U-Bahn) ohne ersichtliche Gründe - Check
    - Sandkastenspiele, hübsche Bildchen und jahrelange Untersuchungen anstelle konkreter Verbesserungen - Check
    - Kein Vorteil gegenüber bestehenden Systemen, aber dafür Umsteigezwänge und fehlende Integration ins Gesamtsystem - Check
    In Augsburg verplempert die CSU übrigens nicht die Zeit mit solchem Unsinn, dort werden einfach bestehende Systeme (Tram, Regionalzug) auf dem Stand der Technik ausgebaut und damit konkrete Maßnahmen gegen die autoverursachte Verkehrsmisere eingeleitet. Könnte man im größeren Maßstab in München genauso machen, will das hiesige CSU-Personal aber nicht.

  • Hundekrawatte am 14.04.2021 16:45 Uhr / Bewertung:

    Eine abSCHEUERlicher Aprilstreich?

  • Der wahre tscharlie am 14.04.2021 15:55 Uhr / Bewertung:

    Es ist ja zu beführworten, wenn man sich Gedanken zur Zukunft des ÖPNV macht. Ob Seilbahnen oder jetzt die Magnetschwebebahn. Ob das jemals realisiert wird, kann man schwer beurteilen, denn eigentlich wurde der "Transrapid" nach China verkauft. Und die Bahn hat vermutlich auch noch ein Wort mitzureden.
    Dazu ein Artikel aus dem Spiegel von 2017: "transrapid-was-wurde-aus-der-magnetschwebebahn-im-emsland"

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