Von drauß’ vom Walde
Hardcore-Pop im Monstergewand – heute Abend spielen Lordi in der Tonhalle. Wer wissen will, was aus den Grand-Prix-Gewinnern geworden ist, muss hingehen.
Sollte es eine Normalbiographie für Heavy Metal Musiker geben, dann wäre ein Sieg in einem Schlagerwettbewerb sicherlich keine zwingende Station auf dem Weg hin zu Ruhm und Stadionauftritten.
Bei Lordi war es aber genau so: 2006 traten die finnischen Pop-Metaler zum Eurovision Song Contest an und gewannen überraschend gegen die gesamte Konkurrenz aus Traumschwiegersöhnen und Friedensverkündern. Finnland war im Ausnahmezustand: Plötzlich kümmerte es keinen mehr, dass Lordi bei ihrem Spagat zwischen Hardrock und massentauglichem Pop reichlich Kompromisse eingehen. Vom Nostalgie-Rocker, über die Vorstadt-Hausfrau bis zum Hello Kitty-Mädchen: Alle lieben Lordi – und das gerade, weil die Band ebenso viele Unvereinbarkeiten in sich birgt, wie sie Fans hat.
Der furchterregende Doppelaxt schwingende Höllenfürst und Lordi-Sänger Tomi Putaansuu stammt aus dem wohl putzigsten Ort der Welt, aus Rovaniemi, dem finnischen Polarkreis-Dorf, in dem 364 Tage im Jahr der Weihnachtsmann wohnt. Von klein an interessierten ihn nicht nur Stromgitarren, sondern auch die Kunst der Maskenbildnerei.
Beide Leidenschaften vereint Lordi: Die Live-Show der Finnen gleicht einem Monster-Musical. Lichtgewitter und Pyroeffekte tragen zusätzlich zum Hollywood-Feeling bei, hier wird mit Bombast geprotzt. Sympathischerweise aber vergessen Lordi bei all dem Pathos nie, mit den Augen zu zwinkern – wenn man es denn sehen würde hinter den narbigen Masken und gelb-funkelnden Kontaktlinsen. J. Jauernig
5. Februar, Tonhalle, Grafinger Straße 6, Einlass: 19 Uhr, Beginn:20 Uhr, Abendkasse: 33 Euro, Info Tel.0172/6001758
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