Von der Stadt in die Berge: Münchner "Bergbus" im Test

Der "Bergbus" soll Wanderer ganz stressfrei in die Berge bringen. Die Verantwortlichen haben hohe Erwartungen. Ein erster AZ-Praxistest.
von  Paul Nöllke
Der Bergbus in dem Ammergauer Alpen: Es regnet - entgegen den Prognosen - doch nicht. Immerhin.
Der Bergbus in dem Ammergauer Alpen: Es regnet - entgegen den Prognosen - doch nicht. Immerhin. © Paul Nöllke

München - Katrin Habenschaden kann die Jacke im Bus lassen: Es regnet doch nicht – und das, obwohl doch Unwetter vorausgesagt worden ist. "Der Bergbus bringt die Sonne mit", sagt gar eines der Mitglieder des Deutschen Alpenvereins (DAV).

Solche Wunder werden von dem Bus nun nicht ernsthaft verlangt. Dennoch scheinen Stadt und DAV viel von ihrem neuen "Münchner Bergbus" zu erwarten, der gerade seine Jungfernfahrt in die Ammergauer Alpen unternimmt.

Wohin fahren die Münchner "Bergbusse"?

Ab dem 19. Juni soll der Bus von München aus offiziell drei Wanderziele ansteuern: den Chiemgau, die Blauberge und die Ammergauer Alpen. "Der Bergbus trifft hoffentlich das Bedürfnis von vielen Münchnern, nachhaltig wandern zu gehen", sagt Matthias Ballweg, der Vorsitzende der DAV-Sektion Oberland, vor der Jungfernfahrt des Busses am Dienstag.

Denn die Münchner sollen am besten das Auto stehenlassen und den Bus nehmen. Dazu fährt dieser auch schon ganz früh morgens und ohne lästige Zwischenstopps zu schönen Wanderzielen. Der Bus helfe nicht nur beim Klimaschutz; durch ihn sollen auch weniger Staus entstehen und die Parkplätze im Umland freigehalten werden, so Ballweg. Zudem soll der Bus die Wanderer zu unbekannteren Zielen bringen und so dort den Tourismus stärken. Recht ehrgeizige Ziele.

Mehrere Münchner Stadträtinnen und Stadträte bei Jungfernfahrt

Nun hat der Bus auch prominente Unterstützer aus der Politik: Zur Jungfernfahrt in die Ammergauer Berge samt Wanderung kommen Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) und gleich mehrere Stadträtinnen und Stadträte. Evelyne Menges (CSU) hat sogar ihren Pudel Chiara Mia mitgebracht, der ausnahmsweise mitfahren darf. "Es ist schade, dass sonst normalerweise keine Hunde mitfahren dürfen", sagt Menges. Daran müsse man doch noch arbeiten.

(V. l.): Evelyne Menges, Anton Speer und Katrin Habenschaden.
(V. l.): Evelyne Menges, Anton Speer und Katrin Habenschaden. © Paul Nöllke

Nicht nur die Münchner Politik unterstützt den Bus. In den Ammergauer Alpen wird der Bus von Landrat Anton Speer (Freie Wähler) begrüßt. Der kann sich eine Spitze gegen andere Regionen nicht verkneifen: Er habe aus Miesbach gehört, dass es dort Ärger mit Touristen gebe – "hier bei uns freuen wir uns auf Münchner", wirbt Speer.

DAV investiert 80.000 Euro in Münchner "Bergbus"

Die Jungfernfahrt läuft dann auch ganz reibungslos: Die Sonne scheint, man sitzt bequem, es gibt keinen Stau, und sogar das WLAN an Bord funktioniert einwandfrei. In den Ammergauer Alpen bekommen die Ausflügler dann eine Tour durch den dortigen Naturpark, samt Sicht auf Biberspuren und wild sprudelnde Quellen.

Das lockt in Zukunft hoffentlich viele Wanderer an, denn das Projekt war nicht günstig: Rund 80.000 Euro hat der DAV erstmal investiert. Ein Ticket für den Bus kostet Nicht-Mitglieder derweil 22 Euro.

Der Bergbus kann sicherlich viele Wanderer ansprechen. Gerade dass die Fahrzeiten und die Strecke so explizit auf das Wandern ausgelegt ist, ist ein großer Vorteil gegenüber der Bahn. Die Fahrt ist angenehm.

Die Rangerin im Naturpark.
Die Rangerin im Naturpark. © Paul Nöllke

Ob der Bus allerdings die Lösung für so viele Probleme ist, wie es sich die Verantwortlichen auf der Jungfernfahrt wünschen, wird man sehen müssen. Denn der Bus wird sicher nicht immer Sonne mitbringen und das neue Angebot wohl auch nicht jeden Stau verhindern. Ein gutes Angebot ist es dennoch allemal


Vier Routen zum Wandern: Das sind die Ziele des Münchner Bergbus

Der Bergbus steuert ab dem 19. Juni von aus München in vier Routen drei Ziele an: Zwei Routen gehen in die Ammergauer Alpen, eine via Oberammergau, eine via Unterammergau. Beide Routen führen nach Ettal zu Schloss Linderhof.

Eine weitere Route geht via Rottach-Egern und Kreuth in die Blauberge. Die letzte Route geht in den Chiemgau nach Schleching. Der Bus fährt am Wochenende samstags ins Chiemgau und in die Blauberge, sonntags in die Ammergauer Alpen. Der erste Bus fährt bereits ab 6.30 Uhr. Tickets kosten für Kinder 12 Euro, für DAV-Mitglieder ab 16 Euro und für Nichtmitglieder 22 Euro. Wer ein Mountainbike mitnehmen will, zahlt vier Euro extra.

Tickets und Informationen zum Angebot im Internet gibt es unter: www.alpenverein-muenchen-oberland.de

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