Von Bayern nach Asien: Brezen aus Shanghai
SHANGHAI/MÜNCHEN - Als Au-Pair in München lernte die Chinesin Youmei Zhou die Brezn lieben. Sie war so begeistert, dass sie eine Bäckerlehre anfing und jetzt in ihrer Heimat im eigenen Laden das bayerisches Laugengebäck anbietet.
Die chinesische Bäckermeisterin Youmei Zhao bäckt die besten bayrischen Brezen der Stadt. Angefangen hat alles, als sie 2001 als Au-pair nach München ging. Dort probierte sie ihre erste Breze – und war von dem Duft und Geschmack mehr als begeistert. „Die Chinesen müssen so etwas kennen lernen“, stand für Youmei sofort fest. Sie begann noch in München eine Bäckerlehre, die sie als Jahrgangsbeste abschloss, perfektionierte dieses Handwerk in zwei weiteren Bäckereien und hängte danach noch ihre Meisterprüfung an.
Mit diesem in München erworbenen Wissen und der nötigen Erfahrung im Gepäck, suchte sie sich einen kleinen, netten Laden mitten in Shanghai, den sie im April dieses Jahres eröffnete und auf den Namen „Brot:zeit“ taufte. Ihre Eltern und Freunde waren skeptisch und bezweifelten, dass sich jemand von den Einheimischen für Youmeis Brezen begeistern lassen würde. Sie ließ sich davon aber nicht beirren und machte weiter, weil sie von der bayrischen Backkunst überzeugt war. „Es braucht einfach Zeit, bis sich die Chinesen an den Geschmack von Laugengebäck gewöhnen“, sagt Youmei.
Mit ihren leicht abgewandelten Kreationen versucht sie, die Einheimischen behutsam an das Backwerk heranzuführen. „Die sind eher das süße und weiche Gebäck gewöhnt. Ganz anders als die Deutschen, die eher auf Herzhaftes stehen.“
Deswegen gibt es in ihrem Bäckerladen vorwiegend weiche Brezen ohne Salz statt der dunklen, krossen, gesalzenen Traditionsbrezn aus Bayern. Die einheimischen Kinder haben Youmeis Brezen bereits lieb gewonnen, die ältere Generation hingegen ist schwerer zu knacken.
„Oft wollen mir die Leute Ratschläge geben, wie ich die Semmeln noch weicher machen könnte“, erzählt sie weiter. „Die verstehen nicht, dass ich etwas Neues ausprobieren möchte.“
So hat Youmei mit allerlei Problemen zu kämpfen, um ihre bayrische Ware in ihrer Heimat China zu etablieren. Mittlerweile hat sie zumindest eine Auszubildende gefunden, was sich im Vorfeld als große Herausforderung herausgestellt hat. „Die bayrische Kultur war ihr völlig unbekannt. Ich muss sie jeden Tag aufs Neue motivieren, damit sie nicht die Lust daran verliert und eines Tages einfach nicht mehr kommt.“ Denn der Beruf des Bäckers ist in China äußerst untypisch für eine Frau – und die Zukunftsaussichten ungewiss.
Aber neben diesen täglichen Herausforderungen gibt es auch viele positive Reaktionen, die Youmei Zhao immer wieder zum Weitermachen animieren. Überwiegend ihre deutschen Kunden freuen sich, wenn sie den Laden von Youmei betreten und damit auch ein Stückchen Heimat spüren.
Ihr herzliches Wesen und ihre traumhaften Brezen machen sie in der quirligen Metropole Shanghai auf jeden Fall einzigartig.
Simone Schiffler
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