Von Afghanistan zum Nockherberg

MÜNCHEN - Alfons Biedermann, der Autor des Singspiels, über Stephanie zu Guttenbergs Einstand, Christine Haderthauers Tauglichkeit und den neuen, goldenen Ude.
AZ: Das Singspiel wird eine Preisverleihung sein. Wer verleiht wem welchen Preis?
ALFONS BIEDERMANN: Wir wollten ein bisschen weggehen vom reinen Selbstdargestelle der Politiker, sondern auch Leute reinnehmen, die rundherum damit zu tun haben. Und das sind wir ja letztlich alle, das Volk. Die Leute sind für Politiker wichtig, vor allem im Wahljahr. Deswegen bedenken die Politiker die Menschen mit Preisen. Wer das sein wird, darüber streiten sie. Ude ist der Moderator, der Preis heißt „Ude 2011“.
Hat die Trophäe einen Schnurrbart?
Mal sehen. Sie wird natürlich sehr wertvoll sein. Wenn Politiker dem Bürger mal was schenken, ist es wahrscheinlich pures Gold. Ist ja egal, zahlen tut’s ja eh das Volk.
Ist Guttenberg im vergangenen Jahr durch seine Schrammen interessanter geworden?
Ja, aber auch durch Stephanie. Ich fand es wahnsinnig interessant, dass sie mit nach Afghanistan geflogen ist. Vielleicht hat sie das gemacht, weil sie die Soldaten unterstützen wollte, ihnen etwas Schönes sagen wollte.
Wie einst Marlene Dietrich?
Ja, vielleicht dachte sie, das wird den Soldaten helfen. Vielleicht wollte sie aber auch nur wie Michelle Obama sein. Auf jeden Fall reden die Leute drüber und das ist für uns wichtig.
Wer spielt Stephanie zu Guttenberg?
Ich hab’ noch keine Zusage. Die Schauspieler haben große Lust, beim Singspiel mitzumachen, aber oft ist es ist mit den Zeitplänen schwierig. Manche sind schon Jahre voraus durchgeplant.
Helmut Schleich wurde im vergangenen Jahr als Strauß besonders gelobt – diesmal fehlt er.
Ich hab’ mich wahnsinnig gefreut, wie gut das letztes Jahr funktioniert hat. Man spürt auch, dass die Menschen sich nach Charakteren sehnen, die etwas ganz Spezielles haben. Aber Strauß nochmal abzufeiern, fände ich schlecht, weder Helmut noch ich würden uns einen Gefallen tun. Wir haben vom „Schuh des Manitu“ auch keinen zweiten Teil gemacht.
Luise Kinseher, die Sie als Bavaria inszeniert haben, haben Sie ans Rednerpult verloren. Kriegen Sie Tantiemen?
Ich hab’ zwar mal gesagt, der Seehofer hat den Guttenberg erfunden und ich die Bavaria, aber das stimmt so ja nicht. Ich freu’ mich wahnsinnig, dass sie das macht. Man kann keinen schärferen Einschnitt machen, als zu sagen, dort, wo früher Mönche waren, da ist jetzt eine Frau. Es war wirklich an der Zeit, schließlich besteht die Hälfte der Gesellschaft aus Frauen.
Wären Sie auch für eine Frauenquote beim Singspiel?
Wir müssen uns danach richtigen, wen man in der Politik kennt. Männer machen auch die viel blöderen Sprüche. Aber Christine Haderthauer hätte ich gerne dabei, sie hat es verdient. Auch da gibt’s noch keine Schauspielerin.
Und Ilse Aigner?
Außer, dass sie auf der Grünen Woche sehr viel gegessen hat, habe ich von ihr nicht viel mitbekommen. Hm...
Was ist mit Westerwelle?
Ist der nicht in Pakistan verloren gegangen? Er kommt jedenfalls nicht mehr.
Wegen des Nazi-Vergleichs von Michael Lerchenberg im vergangenen Jahr. Fanden Sie die Reaktionen angemessen?
Wenn man solche Themen anspricht, muss man mit Ärger rechnen. Aber ich fand es auch seltsam, wer danach alles was dazu zu sagen hatte, um sich selbst mal wieder PR zu verschaffen. Ich finde es gut, dass es jetzt einen Cut gibt, und freue mich, dass die Luise das macht.
Hemmt Sie ein solcher Skandal bei der Arbeit?
Nein. Ich hab’ gar keine Lust, Vergleiche zu dieser Zeit zu ziehen. Ich mag es sehr gern, wenn man jemanden kritisiert, aber trotzdem liebevoll mit ihm umgeht. Es ist nunmal so: Das Ganze ist live und die Politiker, um die es geht, sitzen da und müssen sich das anschauen. Es geht nicht darum, jemanden zu beleidigen, im besten Fall sind es so gute Pointen, dass die Politiker herzlich lachen müssen.
Das müssen sie ja auch – die Kamera fängt das ja auch ein.
Natürlich ist es eine gute Möglichkeit für Politiker, zu zeigen, dass sie lässig und cool sind. Manche lachen auch künstlich. Letztes Jahr dachte Söder schon, er kommt gar nicht mehr dran. Als Stephan Zinner dann kam und seine Tekkno-Nummer hingelegt hat, hat er sich schlappgelacht, und das war echt. Obwohl wir ihn eigentlich als ziemlichen Proleten dargestellt haben – so ist der Nockherberg.
Interview: Anne Kathrin Koophamel, Tina Angerer