Von 1925 bis heute – so hat sich die Stadt verändert
Seit knapp 90 Jahren lässt die Stadt das gesamte Stadtgebiet überfliegen. Die Luftaufnahmen zeigen München im Wandel.
Die Frauenkirche – mal in voller Pracht, mal mit eingerüsteten Türmen, mal mit zerbombtem Dach: Ganz schön unterschiedliche Zustände, in denen sich das Münchner Wahrzeichen da präsentiert. Ist aber auch kein Wunder, schließlich hat die Stadt durchschnittlich alle zwei Jahre Luftaufnahmen von München machen lassen – und das seit 1925. Da kann man nun wirklich nicht immer gut aussehen.
Der Geodaten-Service der Stadt, früher als Städtisches Vermessungsamt bekannt, will diese Luftbilder nun digitalisieren lassen. Dabei geht es nicht nur um die Bilder von der Frauenkirche, sondern um Aufnahmen vom gesamten Stadtgebiet.
Etwa 45 000 Einzelaufnahmen sind über die Zeit entstanden. Diese sollen nun wie ein Puzzle zu sogenannte Luftbildmosaiken zusammengesetzt werden. Am Ende sollen dabei flächendeckende Luftbilder von ganz München entstehen, für jeden Jahrgang eines. Es wird also so sein, als wäre Google Maps keine Erfindung der Moderne, sondern als hätte es den digitalen Kartendienst auch vor knapp hundert Jahren schon gegeben.
Die Stadt will die Luftbilder vielfältig nutzen: die historischen Bilder lassen beispielsweise neue Recherchen zur Münchner NS-Vergangenheit zu, die jüngeren Aufnahmen sollen die Arbeit der Stadtverwaltung erheblich erleichtern. Durch Abgleich der Luftbilder können etwa Schwarzbauten leichter identifiziert werden, bei Baustellen lassen sich Umleitungen einfacher planen und wenn irgendwo in der Stadt ein Baum langsam stirbt, lässt sich auch das mit Hilfe der Luftbilder schneller feststellen.
Von einem „ziemlich großen Meilenstein“ spricht Silke Pesik vom Kommunalreferat, zu dem das Vermessungsamt gehört, deshalb auch. Mitte Februar muss der Stadtrat entscheiden, ob er für das riesige Digitalisierungsprojekt das nötige Budget bereitstellen will.
Im Stadtrat geht es dann auch darum, ob die stadtweite Befliegung fortgesetzt wird. Bislang war es so, dass mit Ausnahme der Weltkriegsjahre im Zweijahres-Turnus ein Flugzeug über München seine Kreise zog – das nächste Mal passiert das im Frühjahr. Bei den Flügen wird alle paar Sekunden ein Foto geschossen. 2011 zum Beispiel ist das Flugzeug 71 Mal quer über München geflogen und hat an den breitesten Stellen der Stadt dabei um die 90 Bilder gemacht.
Die Flugstreifen überlappen sich dabei zu 80 Prozent, was bedeutet, dass jeder Punkt am Erdboden mehrfach und aus unterschiedlichen Blickwinkeln abgelichtet ist. So lassen sich bei der Auswertung auch Höhenmodelle oder extrem detaillierte 3D-Ansichten generieren.
Bei den 3D-Bildern wird ein Oberflächenmodell lediglich mit den Luftbildern überlagert, weshalb die Gebäude auch keine Fassaden haben (siehe nächste Seite). Die Häuser sehen vielmehr so aus, als hätte der Verpackungskünstler Christo sie gänzlich verhängt. Auch die Frauenkirche hat man so noch nie gesehen. Zerbombt, eingerüstet, herausgeputzt – das ja. Aber noch nie so wie in den 3D-Modellen des Vermussungsamtes.
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