Vom Winde verweht im Outback

„Australia“: Baz Luhrmanns epischeLiebeserklärungan seine Heimat
8Schon die erste Begegnung mit Viehtreiber Drover (Hugh Jackman) bringt Lady Sarah Ashley (Nicole Kidman) zum indignierten Staunen. Gerade ist sie aus dem fernen London im Darwin von 1939 angekommen und auf dem Weg zur Rinderfarm ihres Mannes im einsamen Norden Australiens.
Die Lady wird auf die Hilfe des Kraftkerls, der sich quasi zur Begrüßung eine saftige Prügelei mit unangenehmen Kneipenbesuchern liefert, angewiesen sein. Auf einer langen Reise, die sie verändern wird – von der verwöhnten Aristokratin zur herzhaft zupackenden Frau und Beschützerin der ihr anvertrauten Einheimischen. Und dass nach Machtkämpfen aus gegenseitiger Antipathie eine innige Liebe wird (Jackman spielt hier selbstironisch mit seinem Prädikat „sexiest man alive“), ist wirklich allen Zuschauern von Beginn an klar.
Der australische Regisseur Baz Luhrmann (siehe Interview, Seite 24) ist ein Meister großer Gefühlsgesten und hinter Kitsch versteckter Ironie („Romeo & Julia“). Seinem Faible für opulente Bildästhetik durfte er nun ausgiebig frönen mit der 130 Millionen Dollar teuren und fast dreistündigen Liebeserklärung an seine Heimat und deren Menschen.
In den USA ein Flop, ist „Australia“ doch ein ehrgeiziges Nationalepos, das sich auch mit Rassismus gegen die Ureinwohner, die Maori, und einem verdrängten Kapitel in der Historie befasst – dem der „gestohlenen Generation“. In den 30er und 40er Jahren wurden Mischlingskinder aus ihren Familien gerissen und in Missionen zu Dienstboten weißer Herren erzogen.
Zum Großteil ist Luhrmanns tollkühner Genre-Mix aus Melodram, Romanze (fast wie in „Vom Winde verweht“), Action, Weltkriegsdrama und Maori-Märchen aus der Sicht des Mischlings-Jungen Nullah (Brandon Walters) erzählt, Sarahs Ziehsohn.
Luhrmann hat alles aufgeboten, gewaltige Landschaftsszenarien mit Viehherden, brausende Emotionen, aber auch deftigen Outback-Humor. So wird „Australia“ zum satten Kinoerlebnis.Angie Dullinger
Kino: Mathäser, MaxX, Münchner Freiheit, Gabriel, Rex, Rio, Royal, Sendlinger Tor, Cinema und Museum Lichtspiele in OF
R & B: Baz Luhrmann
K: Mandy Walker
(USA, Australien, 166 Min.)