Vom Wehramt zum Stadtarchiv

München - Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren, begann auch die bewegte Geschichte des Wehramtsgebäudes an der Winzererstraße. Für das Stadtarchiv, das mittlerweile dort residiert, Anlass, in einer Ausstellung die eigene Geschichte zu beleuchten.
„Mit der Geschichte dieses Gebäudes zeigen wir auch ein Stück Münchner Geschichte im 20. Jahrhundert“, sagt Dr. Manfred Peter Heimers. Der stellvertretende Amtsleiter des Stadtarchivs hat die Ausstellung konzipiert, die jetzt in der Winzererstraße zu sehen ist. Historische Dokumente, Fotos und Pläne zeugen von der bewegten Historie des Hauses. „Eine bunte Mischung“ soll es werden, sagt Heimers. Der Großteil der Exponate stammt aus den eigenen Beständen. Heimers hat Stücke zusammengestellt, anhand derer sich die Geschichte nacherzählen lässt. Aufgeteilt ist die Ausstellung in sechs historische Stationen – von der Planung des Hauses bis zur Errichtung des neuen Magazinbaus 1989.
In den Jahren 1912 und 1913 wurde das neue Wehramtsgebäude vom damaligen städtischen Baurat Hans Grässel entworfen. Das alte Wehramt auf der heutigen Museumsinsel musste damals dem Deutschen Museum weichen.
„Für die damalige Zeit war es ein sehr moderner Bau, ein funktionales Verwaltungsgebäude, durch das möglichst schnell viele Menschen geschleust werden konnten“, sagt Heimers. Über eine breite Treppe in der Mitte des Gebäudes gelangten die Rekruten schnell zu den jeweiligen Amtszimmern, die weiten Gänge boten Raum für die Wartenden.
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs begann - etwas früher als geplant - die Arbeit in der Winzererstraße. Junge Männer, die sich zum Militärdienst meldeten wurden registriert und Truppen im Einsatz mit Decken, Seilen und weiterem Material versorgt.
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Nachdem mit der Weimarer Verfassung das Militär vom Deutschen Reich übernommen wurde, war das Münchner Wehramt nutzlos geworden - das Gebäude stand leer. Doch schon nach kurzer Zeit fand sich eine neue Nutzung. Das große Amtsgebäude eignete sich perfekt als Außenlager für Teile des Stadtarchivs, damals noch am Marienplatz gelegen, die ab 1926 in der Winzererstraße untergebracht wurden. Ein Glück. Denn das Gebäude am Marienplatz überstand den Zweiten Weltkrieg nicht – es wurde komplett zerstört.
Auch diese Zeit wird in der Ausstellung beleuchtet. Bilder aus den 40er Jahren zeigen das durch Bomben zerstörte Dach des Gebäudes. Im Vergleich zu vielen anderen städtischen Einrichtungen war der Schaden am Stadtarchiv in der Winzererstraße jrelativ gering, weshalb hier nach Kriegsende einige Ämter und sogar ein Kindergarten einzogen.
„Erst 1947 war klar, dass das Stadtarchiv langfristig hier bleiben wird“, so Manfred Peter Heimers. Wo sich einst Rekruten meldeten, liegen heute die Lesesäle des Archivs.
Der Platz für die Aktenbestände war jedoch auch in der Winzererstraße bald aufgebraucht. Große Teile des Archivs mussten ausgelagert werden, teilweise auch außerhalb der Stadt. „Das war sehr mühsam. Wurden Dokumente angefordert, musste immer ein Mitarbeiter losfahren und sie holen. Das hat unheimlich viel Zeit gekostet“, erinnert sich Heimers.
1989 kam deshalb ein weiterer Bau dazu. Im „neuen“ Magazinbau an der Schleißheimerstraße ist Platz für 34 Kilometer „Aktengut“ - 25 davon sind laut Heimers allerdings mittlerweile belegt. „Für die nächsten 15 bis 20 Jahre haben wir aber noch Platz“, wie es dann weitergeht muss man sehen. Womöglich beginnt dann wieder ein neues Kapitel in der Geschichte des Stadtarchivs.
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„Wenn der Kaiser ruft - Zur Geschichte des Wehramtsgebäudes (heute Stadtarchiv) an der Winzererstraße 68“.
Die Ausstellung läuft bis 31. Okotber. Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr, Freitag 9 bis 12 Uhr. Eintritt frei.