Vom Körper völlig losgelöst

Lama Ole Nydahl hüpft auf die Bühne. Offene Sandalen und Poloshirt, braungebrannt, Falten nur im Nacken. Der 67-Jährige Däne will Europäern die Lehren des Buddhismus vermitteln und reist deswegen seit 30 Jahren um die Welt – jetzt war er in München.
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Lama Ole Nydahl im Audimax der TU.
Daniel von Loeper Lama Ole Nydahl im Audimax der TU.

MÜNCHEN - Lama Ole Nydahl hüpft auf die Bühne. Offene Sandalen und Poloshirt, braungebrannt, Falten nur im Nacken. Der 67-Jährige Däne will Europäern die Lehren des Buddhismus vermitteln und reist deswegen seit 30 Jahren um die Welt – jetzt war er in München.

Im TU-Audimax hat er bei der Veranstaltung „Buddhismus trifft Münchner Wissenschaft“ mit Quantenphysik-Professor Harald Weinfurtner und Physik-Professor Hans-Peter Dürr, dem Träger des Alternativen Nobelpreises diskutiert – und einfache, fernöstliche Weisheiten präsentiert.

Weisheit Nummer 1: „Einfachere Religionen wollen uns klar machen, dass es einen Herrn mit Hörnern gibt, der uns verführt, doch das absolut Böse gibt es nicht. Alles ist eine Verteilung von Möglichkeiten, man muss sie nur nutzen“, erklärt Lama Ole.

Der Lama sitzt mit den Physikern auf der Bühne, flankiert von Häppchen an Holzspießchen – und stet schnell im Mittelpunkt: Er besticht durch einen militärischen Bürstenschnitt und Randlos-Brille und wirkt wie eine Mischung aus Edmund Stoiber und Fitnesspapst Ulrich Strunz.

Oles Fans sind alt und jung, es sind Sinnsuchende, Esoterik-Offene, Spiritualismus-Meditierer – und sie empfangen gern die zweite Weisheit des Lamas: „Jedes Wesen sucht Glück. Störgefühle entstehen nur, weil wir unfähig sind, zu erkennen, dass wir alles beeinflussen können. Wir müssen uns vom eignen Körper lösen. Das Bewusstsein der Nicht-Dinglichkeit führt zu Furchtlosigkeit“, sinniert Nydahl ohne Skript und mit den Händen in der Hosentasche. Dürr, bis 1997 Direktor des Max-Planck-Instituts, ergänzt: „50 Jahre habe ich mit mit Materie beschäftigt, 50 Jahre, und dann festgestellt, dass es Materie gar nicht gibt!“

Lama Ole ist Vertreter des sogenannten Diamantweg-Buddhismus: Ein Laienbuddhismus, der laut Nydahl in 120 Zentren gelehrt wird. Hier wird die tibetische Lehre in einer für Westler verständlichen Form präsentiert. Das klingt dann so: „Der Geist ist ohne Grenzen. Das ist das Wissen, das zu checken ist. Sonst kriegen wir Leute, bei denen der Hut nicht passt.“

Für Lama Ole passt der Hut, und sein Leben ist ganz locker: Früher konsumierte er freimütig Drogen zur Bewusstseins–Erweiterunng und bis zum Tod seiner Frau im vergangenen Jahr war er mit zwei Frauen gleichzeitig zusammen. Gemeinschaft ist also wichtig, und deshalb meditiert Ole mit allen Zuhörern. „Buddha sitzt über euren Köpfen in der Luft und gleitet in euer Herz.“ Und nach drei Stunden gleiten auch die Besucher nach Hause: Gelassen, gelöst und gleichgültig.

Sabrina Mazzola

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