Vom Knast entbunden

Tatiana A. (30) half bei über Millionen-Steuerhinterziehung. In der U-Haft hat sie eine Tochter entbunden, mit der sie jetzt in Freiheit darf.
von  Torsten Huber
Tatiana A. (30) half bei über Millionen-Steuerhinterziehung. In der U-Haft hat sie eine Tochter entbunden, mit der sie jetzt in Freiheit darf.
Tatiana A. (30) half bei über Millionen-Steuerhinterziehung. In der U-Haft hat sie eine Tochter entbunden, mit der sie jetzt in Freiheit darf. © AZ

Tatiana A. (30) half bei einer Millionen-Steuerhinterziehung. In der U-Haft hat sie eine Tochter entbunden, mit der sie jetzt in Freiheit darf.

München - Als Juristin hätte Tatiana A. (30) es eigentlich besser wissen müssen. Und doch: Sie hat einer Goldhändlerbande geholfen, über drei Millionen Euro Steuern zu hinterziehen. Jetzt wird sie aus der Haft entlassen – auch weil sie in der JVA Aichach ein Kind zur Welt gebracht hat. Das entschied das Münchner Landgericht.

Die Angeklagte ist in Russland aufgewachsen: „Nach dem Abitur bin ich auf die Polizeischule, habe anschließend im Fernstudium den Jura-Abschluss mit Diplom gemacht“, sagt Tatiana A. vor Gericht. 2004 besuchte sie ihre Schwester, die in Spanien lebt: „Mir hat es so gut gefallen, dass ich einen Aufenthaltsantrag gestellt habe.“

In Spanien habe sie auch ihre große Liebe kennen gelernt: Raffael P. Ihr neuer Freund hatte einen Wohnsitz in Deutschland und verfügte über gute Kontakte zu einer Goldhändlerfirma. P. besorgte ihr dort einen Job in der Buchhaltung. Zunächst ahnte die Angeklagte angeblich nicht, dass die Firma krumme Geschäfte machte.

Den Goldhandel führten sie nachts auf Autobahn-Rastplätzen durch. Gezahlt wurde in bar – ohne Umsatzsteuer. Die Bande verkaufte das Gold mit Gewinn an Goldhändler weiter. Über 23 Millionen Euro Steuerschaden soll die Bande angerichtet haben. Am 5. Januar diesen Jahres wurde Tatiana A. verhaftet – da war sie bereits schwanger von Raffael P.

Am 10. Juni bekam sie ihre zweite Tochter Ellen. Julia (10) lebt bei der Tante in Spanien. In der Beziehung zwischen Tatiana A. und Raffel P. kriselt es offenbar. Ins Gefängnis schrieb er ihr einen bedrohlichen Brief: „Ob du dich nicht erinnerst, dass man mit einer 45 schönere, größere Löcher macht als mit einer neun Millimeter.“

Wenn P. danach zu Besuch in die JVA kam, wurden Mutter und Kind durch Panzerglas vor ihm geschützt. Nun kommt Tatiana A. mit ihrem Baby frei. Sie ist geständig. Der Vorsitzende Richter Joachim Eckert sagte ihr eine Bewährungsstrafe zu: „Da Sie während der Haft ein Kind bekommen haben, ist dies bei der Strafzumessung zu berücksichtigen.“ 

 

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