Vollmers: Hirschen und Handys
Das Neue bei uns ist immer, dass es nichts Neues gibt“, sagt Junior Thomas Vollmer. Augustiner steht für Tradition. Wo kommt das Wiesnbier denn sonst noch aus Holzfassln, den Hirschen? Richtig, nirgends. Und hier tragen die Bedienungen noch die traditionelle, schwarz-weiße Tracht.
Bei Augustiner macht man auch keine Werbung, haut nicht groß auf die Pauke. Auch nicht, wenn es wirklich einen Grund gäbe: Manfred Vollmer ist dieses Jahr ein Vierteljahrhundert auf der Wiesn. „Na, des feier’ ich nicht“, sagt der Senior. Genauso alt wie er ist jetzt die Wiesnkantine.
Das Fleckerl auf der Theresienwiese, wo sich Bauarbeiter zu günstigen Preisen stärken und wo lange vor Anstich Maßkrüge zusammen stoßen und Hendl auf Biertischen verzehrt werden, ein Wiesnbiergarten in ruhiger Miniaturausgabe. „Früher, als ich anfing, haben auch die Zuschauer und Neugierigen, die auf die Theresienwiese spaziert sind, ein Bier und eine kleine Brotzeit kaufen dürfen – aber das hat dann ein bisserl überhand genommen“, sagt der Senior.
Als der Garten von der Festhalle schon weit vor Anstich voll war, da war dann Schluss, und jetzt sind’s wieder ein paar Bierbänke unter Schirmen, beschaulich.
Eine Woche vor Anstich beziehen die Vollmers ihr Wiesnbüro, Mittwoch ist das Zelt fertig, am Donnerstag kommen die Bedienungen, die Neuen werden eingewiesen. Vater und Sohn arbeiten Hand in Hand. Jetzt sitzen die beiden nebeneinander in der denkmalgeschützten Augustiner Großgaststätte in der Neuhauser Straße.
„Es gibt vieles, mit dem ich mich nicht so auskenne. Computer zum Beispiel. Mein Sohn ist, was Technik angeht, fitter als ich“, sagt Senior Vollmer. „Und man muss auch neue Ideen akzeptieren.“ – „Der eine hat die Ideen, der andere die Erfahrung“, fasst Sohn Thomas zusammen. Meist ist sein Vater als erstes auf der Wiesn, um sieben Uhr – um zu schauen, dass der Sicherheitsdienst alles ordnungsgemäß absperrt, die Wartenden Lieferungen und Putzarbeiten nicht stören.
Später frühstücken Vater und Sohn gemeinsam: Weißwurst, Aufschnittwurst. Dann sind die beiden im Zelt unterwegs. Seit 1898 ist die „Augustiner Festhalle“ auf der Wiesn, mitsamt Biergarten finden hier 8500 Leute Platz, viele davon Münchner, die das Bier vom Fass schätzen. Dazu gibt’s bodenständige, bayerische Küche.
Am Eröffnungstag, sagt Manfred Vollmer, „ist schon eine Anspannung da – man sitzt auf diesem Wagen, während man doch im Zelt besser aufgehoben wäre.“ – „Zum Glück gibt’s heute Handys, da ist man wenigstens erreichbar“, sagt Thomas.
Bei schönem Wetter wollen um 12 Uhr dann alle 8000 Leute am liebsten sofort ihre Maß haben, „zum Teil sitzen sie ja schon seit drei Stunden im Zelt“, sagt der Senior Wirt. Die Hirschen-Tradition kostet vielleicht ein bisserl was extra, aber sie hat da unschlagbare Vorteile: „Zum Anstich stellen wir an den Ausschank einfach ein drittes Fassl dazu“, sagt Thomas Vollmer.