Vollbremsung! Pilot verhindert Kollision

Ein zweites Flugzeug rollt auf die Startbahn in New York zu, als der Airbus abheben will. „Nein! Halt! Start abbrechen!”, rufen die Lotsen. Der Mann im Cockpit reagiert blitzschnell.
von  lj
Das Bild zeigt eine A 340.
Das Bild zeigt eine A 340. © Imago

Ein zweites Flugzeug rollt auf die Startbahn zu, als der mit 286 Passagieren besetzte Flieger abheben will. „Nein! Halt! Halt! Halt! Start abbrechen!”, rufen die Fluglotsen im Tower. Der Mann im Cockpit reagiert blitzschnell

MÜNCHEN/NEW YORK Was für ein Schock für die Passagiere: Ihr Lufthansa-Flugzeug hat schon mit dem Start begonnen. Nur noch einen Moment, dann wird es abheben. Doch plötzlich bremst der Pilot die Maschine mit voller Kraft ab. Der Grund: Ein zweites Flugzeug nähert sich der Startbahn.

Der Vorfall ereignete sich am Montagabend (Ortszeit) auf dem New Yorker Flughafen John F. Kennedy. 286 Passagiere sollte der Airbus 340 nach München bringen. Audioaufzeichnungen dokumentieren die Schreck-Sekunden in New York: „Start abbrechen! Startpläne abbrechen!”, rief ein schockierter Fluglotse. Die Mitschnitte wurden im Internet auf der Seite LiveATC.net veröffentlicht.

Wie konnte die Beinahe-Kollision passieren? Um das zu klären, muss die US-Luftfahrtbehörde FAA jetzt den Funkverkehr mit dem Tower auswerten. Bei dem Flugzeug, dass auf die Startbahn zu rollen drohte, handelte es sich um eine EgyptAir-Maschine. Deren Kapitän soll nach Angaben der FAA die Anweisung des Fluglotsen, von der Einsteigerampe zum Rollfeld zu fahren, zwar richtig wiederholt haben. Dann aber sei er falsch abgebogen und der Startbahn, auf welcher der Lufthansa-Flug 411 durchstartete, gefährlich nahe gekommen.

Die EgyptAir-Maschine überfuhr dabei wohl auch eine Linie, an der sie hätte halten müssen. „Nein! Halt, halt, halt, halt!”, rief jemand im Tower, der das Ganze beobachtete. Bis auf die Startbahn gelangte der Flieger nicht.

Die Maschine nach München hatte laut dem US-Fernsehsender CNN ein Tempo von etwa 225 Stundenkilometern, als der Pilot abrupt stoppen musste. Bei der Notbremsung wurde niemand verletzt. Trotzdem dürften die bangen Momente den Fluggästen wohl in schlimmer Erinnerung bleiben. „Das ist nichts, was man zwingend miterleben will”, sagt ein Lufthansa-Sprecher. „Das ist wie eine Vollbremsung mit dem Auto.”

Nähere Angaben zu dem Piloten, der so schnell und souverän reagierte, wollte das Unternehmen nicht machen. Ein „Startabbruch” sei ein Standardmanöver, das regelmäßig im Simulator geübt werde. „Aus unserer Sicht bestand keine Gefahr für die Passagiere”, hieß es bei der Airline in Frankfurt. Die Frage, wie weit die beiden Flugzeuge am Schluss voneinander entfernt waren, konnte man dort aber nicht beantworten.

Nach der Aufregung hob die Maschine ab – allerdings mit einer Stunde und 40 Minuten Verspätung. Nach der Vollbremsung musste eine Wartungsmannschaft zuerst die Bremsen des Fliegers überprüfen. Der Pilot befürchtete, sie seien überhitzt.

Immer wieder kommt es zu Beinahe-Kollisionen. Auch der schlimmste Unfall in der Geschichte des Luftverkehrs war ein Zusammenstoß. 1977 prallte auf dem Flughafen von Teneriffa eine Boeing 747 der KLM mit einem Pan-Am-Jumbo zusammen. 583 Menschen starben.

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