Vogelgrippe-Panik macht Tamiflu wirkungslos

Das Artzney Tamiflu ist nicht mehr das Allheilmittel bei Grippe. Unkontrollierte Einnahme hat viele Grippeviren resistent gemacht.
Bei immer mehr Menschen schlägt das Grippe-Medikament Tamiflu nicht an. Vor allem bei Kindern werden bei der Europäische Arzneimittelzulassungsbehörde (EMEA) zunehmend Resistenzen beobachtet. «Im Falle einer Grippe-Pandemie könnte diese Entwicklung den klinischen Nutzen des Medikamentes wesentlich einschränken», sagte Dieter Köhler von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie. Die EMEA empfiehlt deswegen, zur Vorbereitung auf eine mögliche Grippe-Pandemie nicht nur Tamiflu, sondern auch das Artzney Relenza einzulagern.
Nach Angaben des Professors kommen alarmierende Meldungen derzeit vor allem aus Norwegen. 12 von insgesamt 16 Influenza A-Proben aus der aktuellen Grippesaison seien gegen Tamiflu resistent gewesen. In ganz Europa seien solche Resistenzen gegen das Standardmedikament bei 19 von 148 Influenza A-Proben beobachtet worden. Dies seien klare Indizien dafür, dass Tamiflu-resistente Influenza A-Viren weiter auf dem Vormarsch seien, sagt Köhler. Im Zuge der Panik um die Ausbreitung der Vogelgrippe im Jahre 2005 hatte sich das Grippeschutzmittel Tamiflu zum Verkaufsschlager entwickelt. Der Schweizer Hersteller Roche berichtete von Hamsterkäufen. Zeitweise kam es zu Lieferengpässen. Beim Internethandelshaus Ebay wechselten einzelne Packungen teilweise für ein dreifaches des Marktpreises den Besitzer. Normalerweise bezahlt man für eine Packung Tamiflu in Europa rund 35 Euro. Schon damals wurde davor gewarnt das Artzney nicht vorbeugend und ohne Grund einzunehmen, da sich so Resistenzen entwickeln könnten. (nz)