Vögel am Marienhof: "Kanonen auf Spatzen"

Lange haben die Vögel am Marienhof genistet – jetzt wurden die Hecken ausgerissen. Ex-Stadtrat Bernhard Fricke ist empört. In einem Brief an Ude fordert er Sanktionen.
MünchenAls der Stadtrat vor der Osterpause den Bauvorarbeiten der Bahn zustimmte, da ging es in der Debatte nur darum, ob die Bäume umgesetzt werden können, obwohl sie schon ausgetrieben hatten. Auf die Piepmätze kam keiner. In der Woche drauf kamen die Bagger und fingen an, die Hecken auszureißen. Da war das Geschrei groß: Bei den Spatzen, den Nachbarn, beim Landesbund für Vogelschutz, bei CSU-Stadträtin Evelyne Menges (Vizepräsidentin der Tierrettung München) und bei Bernhard Fricke. Denn die Vögel wurden in der Brutzeit gestört. Als Fricke einschritt, sei ihm auf der Baustelle zugesagt worden, dass doch nicht sofort alle Hecken ausgerissen würden. Sie könnten noch sechs bis acht Wochen stehen bleiben. Dann könnten die Vögel zu Ende brüten.
Das wurde nicht eingehalten. „Die Hecken mit den Nestern wurden alle entfernt“, empört sich Fricke: „Spinnen die?“ Jetzt fliegen auf dem Marienhof nur noch Tauben. Fricke: „Der Lebensraum der Spatzen ist vernichtet.“
Das sei ein „klarer Verstoß gegen die eindeutigen Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes“, schreibt Fricke in dem Protestbrief an Ude: Demnach gelte ein „Fäll- und Rodungsverbot zum Schutz von brütenden Vögeln vom 1. März bis 30. September“. Fricke wünscht, dass eine Ersatzhecke in Kübeln für die Vögel gesetzt wird. Und er fordert „Sanktionen“ für die Verantwortlichen.
Der „David gegen Goliath“ hat ein weites Herz für die Natur. Vor gut zehn Jahren besetzte er einen Baum (wo heute die Schrannenhalle steht), um ihn vor dem Abholzen zu bewahren. Legendär ist sein (inzwischen eingegangenes) Schaf Seraphin.
Auch der Landesbund für Vogelschutz ist über die Entwicklung am Marienhof empört. Er hatte die Tiere lange gehegt und beobachtet. Jetzt sei die letzte Spatzenkolonie der Innenstadt verschwunden.