Viktualienmarkt: Preise rauf!

  Die Stadt will die Standlmieten in zwei Schritten erhöhen und so mehr als 1,6 Millionen Euro zusätzlich aus dem Viktualienmarkt erlösen. Zahlen wird das – in vielen Fällen – der Kunde.  
Tina Angerer |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Der Markt ist marode. Um das zu ändern, holt sich die Stadt das Geld jetzt erstmal bei den Standl-Leuten.
imago Der Markt ist marode. Um das zu ändern, holt sich die Stadt das Geld jetzt erstmal bei den Standl-Leuten.

Die Stadt will die Standlmieten in zwei Schritten erhöhen und so mehr als 1,6 Millionen Euro zusätzlich aus dem Viktualienmarkt erlösen. Zahlen wird das – in vielen Fällen – der Kunde.

MÜNCHEN - Die große Sanierung des Viktualienmarkts steht erst bevor. Doch schon jetzt gehen die Preise rauf. Der Stadtrat beschließt am Donnerstag die Erhöhung der Mieten.

Was zahlen die Händler bisher? Manche haben private Mietverträge - darin sind die Erhöhungen gestaffelt. Die meisten haben aber öffentlich-rechtliche Zuweisungen. Deren Monatsmiete besteht aus drei Posten:

Die Mindestgebühr: Das ist eine feste Miete. Sie beträgt je nach Größe des Standls 200 bis 880 Euro pro Monat.

Die Umsatzpacht: Sie errechnet sich nach Umsatz und beträgt je nach Sortiment zwischen 1,5 und 15 Prozent des Umsatzes. Bisher werden die Gebühren verrechnet: Wer so wenig Umsatz macht, dass die Umsatzpacht unter der Mindestgebühr liegt, muss bislang keine Umsatzpacht zahlen – das betrifft lauf Stadt 50 Prozent der Händler.

Zusätzlich gibt es noch einen Werbezuschlag, der auf die Umsatzpacht draufgeschlagen wird. Dieses Geld soll für Werbemaßnahmen verwendet werden, gezahlt wurde damit auch immer der Faschingsdienstag. Über das Werbegeld gibt es seit Jahren Streit, es ist auch rechtlich umstritten: Die Händler hatten bereits eine Sammelklage vorbereitet.

Was soll sich jetzt ändern? Die Stadt will die Mindestgebühr, zum ersten Januar um 15 Prozent erhöhen, im Jahr 2012 werden zusätzlich 240000 Euro in die Kassen gespült. Ab Januar 2013 soll außerdem jeder Umsatzpacht zahlen – ein Plus von 950000 Euro für die Stadt. Für Händler mit kleinem Umsatz kann das eine Verdoppelung der bisherigen Miete bedeuten. Bei einem Gastronomen mit einem Jahresumsatz von 3,3 Millionen Euro, so rechnet die Stadt vor, würde die Miete um 175000 pro Jahr steigen. Insgesamt holt die Stadt durch die Neuerungen ab 2013 rund 1,64 Millionen Euro mehr raus aus dem Markt als bisher. Abgeschafft wird lediglich das Werbegeld (bislang rund 130000 Euro pro Jahr).

Wofür ist das Geld? Als Begründung für die Erhöhung nennt die Stadt dringende Maßnahmen wie die Sanierung der Keller am Petersbergl, die bald beginnt. Außerdem seien die Kosten für Energie und Instandhaltung gestiegen und die Mieten unüblich niedrig. Zuletzt habe man im Jahr 2003 erhöht. Sicherlich ist die Erhöhung auch Ausgleich für den Wegfall des Werbegeldes. Und: Das Ganze ist nur ein Vorgeschmack. Noch geht es nicht um die Komplett-Sanierung. Da werden alle „Entgeltstrukturen“ nochmal geprüft

Was sagen die Händler? „Seit 2003 sagt die Stadt, gab es keine Erhöhung – nur gemacht haben sie ja viel länger überhaupt nichts“, sagt Manuela Teltschik vom Würschtlstand. Das sagt auch Elke Fett, Sprecherin der Markthändler. „Wie zahlen gerne mehr, wenn auch etwas passiert. Nur passiert ist jahrelang nichts. Wer abends über den Markt geht, muss aufpassen, dass er nicht stolpert, so finster ist es. Es fehlt seit Jahren an Beleuchtung, an Sitzgelegenheiten und Toiletten.“

Die Händler richten seit Jahren ihre Standl selbst her. Dazu kommt, dass einige Stände seit langem leer stehen. „Wir warten ab, was der Stadtrat beschließt und beraten dann über die nächsten Schritte“, sagt Fett. Dass das Werbegeld fällt, damit ist Fett einverstanden. Die Händler wollen ohnehin einen eigenen Topf. Wie genau der Faschingsdienstag 2012 finanziert wird, darüber wird aber noch gestritten.

Werden die Produkte teurer? Manche Händler sagen schon jetzt, dass sie die Erhöhung auf die Preise umlegen. Manuela Teltschik vom Imbiss sieht das kritisch: „Ich habe nach sechs Jahren erstmals meine Preise angehoben. Die Leute, die zu mir kommen, wollen Qualität, aber keinen Luxusmarkt. Unter noch höheren Preise leidet doch der ganze Viktualienmarkt.“ 

 

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.