Viktualienmarkt: Die große Analyse

Das Gutachten des Tüv Rheinland über den Viktualienmarkt fordert eine Sanierung. Der Bericht verrät noch viel mehr über die Standl – sogar, wie viel alles wert ist.
Thomas Gautier |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Der Viktualienmarkt - wie geht es mit ihm weiter. Können die Marktleute tatsächlich von Michael Käfers Plänen mit der Schrannenhalle profitieren?
imago Der Viktualienmarkt - wie geht es mit ihm weiter. Können die Marktleute tatsächlich von Michael Käfers Plänen mit der Schrannenhalle profitieren?

Das Gutachten des Tüv Rheinland über den Viktualienmarkt fordert eine Sanierung. Der Bericht verrät noch viel mehr über die Standl – sogar, wie viel alles wert ist.

München - Der Standort im Herzen der Stadt ist super, die Kunden sind zufrieden – trotzdem gibt es Wirbel um den Viktualienmarkt. Der Tüv Rheinland hat Münchens Vorzeigemarkt im Auftrag der Stadt untersucht und fordert eine Rundum-Sanierung (AZ berichtete).

Das Gutachten nennt aber auch mögliche Verbesserungen, von denen die Münchner – auch als Steuerzahler – profitieren würden: Längere Öffnungszeiten, mehr Toiletten, bessere Beschilderungen und höhere Mieteinnahmen. Überraschungen hat das Gutachten auch parat – es sagt sogar, wie viel der Markt wert ist. Die Markt-Analyse:


Die Händler

135 Händler gibt es – an 119 festen oder Schirm-Standln. Die allermeisten sind „überwiegend selbstständig“. Die meisten haben einen einzigen Stand.

15 Prozent sind mit ihrem Stand sehr zufrieden, 38 Prozent zufrieden, 39 Prozent geben die Note Drei. 13 Prozent möchten den Stand wechseln.

33 Prozent wünschen sich größere Stände – im Durchschnitt 52 Quadratmeter. 76 Prozent können ihre Waren optimal präsentieren. 17 Prozent haben ein Warenlager im Stand, 48 Prozent auf dem Markt, 20 Prozent außerhalb. 32 Prozent sagen, sie können Waren nicht optimal lagern.

Der Tüv fordert mehr Lager, kürzere Wege, besseren Brandschutz und stabilere Böden für Gabelstapler.


Die Kunden

90 Prozent der Kunden finden den Markt „sehr wichtig“. 60 Prozent würden nichts ändern. 28 Prozent der Kunden und 32 Prozent der Touristen wollen mehr WC-Anlagen.


Öffnungszeiten

Sie sind vom Besitzer, den Markthallen München (MHM), durch eine Satzung geregelt. Im Internet gibt es keine Übersichtsdarstellung. Nur einzelne Stände geben an, wann sie auf haben.

Fazit: „Eine einheitliche Öffnungszeit wird nicht eingehalten.“ Kunden und Imbissbudenbesitzer fordern längere Öffnungszeiten. Der Vorschlag des Tüv: Montag bis Samstag eine Kernzeit von 8 bis 18 Uhr und eine allgemeine Öffnungszeit von 8 bis 20 Uhr.

Für Gastronomiebetriebe wäre eine Öffnungszeit bis 24 Uhr „denkbar“.


Toiletten

Der Tüv moniert: „Anzahl und Zustand der Anlagen entsprechen nicht den Forderungen des Kreisverwaltungsreferats.“


Umsatz

Nur 26 von 135 Händlern machen seit Jahren immer mehr Umsatz.

Bei 70 Prozent sinkt er dagegen seit Jahren.

70 Prozent bezeichnen den Konkurrenzdruck auf dem Markt als „mittel bis stark“.


Wert des Markts

Die Mieten bringen der Stadt jährlich 1560113,78 Euro. Mit Mieten, Immobilien und dem Standort ist der Viktualienmarkt 20281479,14 Euro wert!


Mietverträge

Zwei Drittel der Händler haben keinen gewerblichen Mietvertrag, sondern eine „Zuweisung“, einen öffentlich-rechtlichen Vertrag. Viele seien aber nicht mehr zeitgemäß. Die MHM können Zuweisungen nicht ohne besonderen Grund kündigen.

Händler haben eine Kündigungsfrist von vier Wochen zum Quartal. Die Stände gehören den MHM, für (Schönheits-)Reparaturen und Wartungen müssen aber die Händler sorgen. Es gibt keine ausführliche Regelung für Reparaturen. Die Pflichten der Händler sind je nach Stand verschieden.

Der Tüv will das vereinheitlichen. Laut Tüv bergen die Zuweisungen „Risiken“ für die Stadt. Sie sollen in gewerbliche Mietverträge umgewandelt werden – mit klarer Einteilung von Rechten und Pflichten und einer genauen Klärung der Kosten.


Nebenkosten

Reinigung: 133000 Euro pro Jahr. Sie ist Sache der Stadt, der Viktualienmarkt steht auf öffentlichem Grund. Händler zahlen nichts.

Grundabgaben: 19633 Euro. Sie werden den Händlern nicht berechnet.

Müllkosten: 137 011 Euro. Händler müssen sich beteiligen. Ob die MHM sie wirklich zur Kasse bitten, geht aus den Abrechnungen nicht hervor. Die Kosten würden aber eh nicht gedeckt. Der Tüv befürchtet einen Fehlbetrag von etwa 8000 Euro im Jahr “.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.