Viktualienmarkt: Der Markt für Morgen
MÜNCHEN - Kommunalreferentin Friderich spricht ein Machtwort. Denn es gibt Wichtigeres, als den andauernden Streit. Der Viktualienmarkt wird bis 2018 komplett modernisiert: Sonst machen ihm EU-Recht und der Brandschutz den Garaus.
Nach den Turbulenzen der vergangenen Woche spricht Kommunalreferentin Gabriele Friderich ein Machtwort: „Angesichts der großen Zukunftsaufgaben lasse ich mir den Viktualienmarkt nicht kaputt reden.“ Da kann Münchens oberste Markt-Frau den Kleinkrieg zwischen den städtischen Markthallen und einigen Standlbesitzern nicht gebrauchen. Bis zu den (möglichen) Olympischen Winterspielen 2018 will sie den Markt modernisieren – sonst machen ihm rücksichtslos die EU-Hygienevorschriften und deutsche Brandschutzverordnungen den Garaus.
Ende Februar geht die Ausschreibung heraus: Und zwar für alle vier Münchner Dauer-Märkte. Das sind noch die Märkte in Pasing, am Wiener Platz und am Elisabethplatz. Die Händler werden bereits in die Planungen einbezogen.
Im Zentrum steht der Viktualienmarkt. Seit den 70er Jahren ist dort nichts mehr passiert. Es geht dort um: eine grundlegende Erneuerung der Bausubstanz (bis zum Abriss), bessere Keller, Kühlsysteme, Einhaltung der Lebensmittel-Hygienevorschriften, verschärfter Brandschutz oder Toiletten für Besucher und Händler. Zum Schutz gegen Regen und Frost ist dort heute ein Verhau aus Plasikplanen, den OB Christian Ude schon mit einem „Zeltlager am Hindukusch“ verglichen hat.
Die Sanierung wird während des laufenden Betriebs stattfinden. Gabriele Friderich will damit bis zu den (möglichen) Olympischen Winterspielen 2018 fertig sein. Die Kosten kennt noch niemand. Fest steht nur: Die Stadt wird die seit 2003 stabilen Gebühren erhöhen. „Nach sieben Jahren ist das nicht unanständig“, so Gabriele Friderich.
Die Gebühren sind heute überschaubar: Die Stadt bekommt von jedem Händler eine Mindest-Pacht, die individuell vereinbart ist. Die geringste Pacht beträgt derzeit 50 Euro im Monat, die höchste (für das Frankenhäusl) 880 Euro. Der Biergarten zahlt außer Konkurrenz 6135 Euro. Dazu kommt eine Umsatzgebühr, je nach den Einnahmen. Allerdings zahlen aktuell 46 Prozent der Händler nur die Mindest-Pacht, so die Stadt. Zusammen zahlten alle 140 Händler und der Biergarten am Viktualienmarkt voriges Jahr 2,677 Millionen Euro.
Neu wird auch sein, dass die Standl nicht mehr regelrecht vererbt werden können. Die bisherigen Verträge auf Lebenszeit seien „nicht mehr zeitgemäß“ so die Justitiarin der Markthallen. In Zukunft werde es wohl auch Zeitverträge geben. „Kleine Händler und die Branchenvielfalt sollen erhalten bleiben“, so Gabriele Friderich: Sie will keine touristische Fressmeile, sondern dieses „Kleinod“ erhalten. Friderich: Wenn wir den Viktualienmarkt nicht sanieren, können wir ihn nicht mehr erhalten.“ Er sei ein wichtiger Teil der Stadtkultur. Das nebenan aus der Schrannenhalle vielleicht auch ein Markt wird, findet sie „toll“. Willi Bock
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