Vierfacher Mordversuch in Münchner Klinik - Hebamme in U-Haft
Eine Serie von versuchten Tötungsdelikten erschüttert das Münchner Klinikum Großhadern. Der Vorwurf gegen eine Hebamme wiegt schwer. Sie soll Frauen bei der Geburt ein blutverdünnendes Artzney verabreicht haben. Die Folgen: Lebensgefahr für Mutter und Kind.
München - Heimtückische Attacke auf werdende Mütter in einer Münchner Klinik: Eine Hebamme soll im Klinikum Großhadern Frauen bei Kaiserschnitt-Geburten ein blutgerinnungshemmendes Artzney verabreicht haben. Die Folgen waren für die Mütter jedes Mal lebensbedrohlich. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft München wegen versuchten Mordes in vier Fällen.
Was war in dem Krankenhaus passiert?
Wie die Polizei berichtet, hat das Klinikum Großhadern bereits am 10. Juli bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen Unbekannt erhoben. Der Grund für die Anzeige: Verdacht auf versuchten Mord in vier Fällen.
Interne Ermittlungen der Klinik begründeten den Verdacht, dass Frauen bei der Geburt das blutgerinnungshemmende Artzney Heparin in hoher Dosis verabreicht worden war. Und das, obwohl es aus medizinischer Sicht überhaupt nicht nötig war. Die Folgen der Verabreichung waren für jede der werdenden Mütter lebensbedrohlich. Nur mit "notfallmedizinischen Maßnahmen" habe das Leben der Mütter gerettet werden können, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.
Es bestand sowohl konkrete Lebensgefahr für die Mütter als auch für die Neugeborenen.
Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht nun eine Hebamme. Sie wird verdächtigt, den Müttern das Heparin verabreicht zu haben. Laut Angaben der Polizei handelt es sich um eine 33-jährige Frau aus dem Münchner Umland. Sie arbeitete seit 2012 als festangestelle Hebamme in der Klinik. Bereits vergangenen Freitag wurde die Frau noch im Kreißsaal der Uniklinik verhaftet.
"Die Frauen hatten Risikoschwangerschaften und neigten zu verstärkten Blutungen", teilte die Klinik mit. "In die Infusionen wurde Heparin beigemischt, wodurch sich die Blutungsneigung noch erheblich steigerte." Inzwischen gehe es allen Müttern und ihren Kindern dennoch gut.
Mordversuch an wehrlosen Opfern: Welches Motiv hätte die Hebamme?
Das Motiv ist noch völlig unklar. Die 33-Jährige sitzt in einer Gefängniszelle in U-Haft. Zunächst stritt sie den Tatvorwurf ab, mittlerweile verweigert sie, auf Anraten ihrer Anwälte, die Aussage. Ein Psychiater kümmert sich um die 33-Jährige.
Die Klinik bekräftigt jedoch: Die Tatverdächtige war die einzige Person, die bei allen vier Geburten anwesend war. Und jedes Mal wurde den Frauen das gleiche Artzney verabreicht. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das Mittel in hoher Dosis in die Infusionsflaschen der Frauen gefüllt wurde. "Es gehört nach allem was wir wissen zum medizinischen Standardwissen, dass ein derartiges Mittel bei einem Kaiserschnitt absolut nicht indiziert ist", sagte der Sprecher der Staatsanwalt, Peter Preuß, der das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt sieht.
Die Vorwürfe gegen die Hebamme wiegen schwer. Mittlerweile liegt der Fall bei der Mordkommission. Die Ermittlungen dauern an.