Vier Spaziergänge: Flanieren über Münchens Höhen

Die Bergsaison ist vorbei - dann entdecken Sie doch einfach Münchens Höhenwege! Diese vier kurzen bis langen Spaziergänge heben die Laune und sorgen zumindest ein bisserl fürs Bergsteigergefühl
von  Sophie Anfang
Das Maxwerk steht versteckt hinter alten Laubbäumen. Foto: G. Ongyerth
Das Maxwerk steht versteckt hinter alten Laubbäumen. Foto: G. Ongyerth © Gerhard Ongyerth

München ist die Stadt der Hügel, nun ja, München ist nicht Lausanne oder Rio de Janeiro, aber auch hier in der Stadt kann man ein paar Höhenmeter machen - schließlich liegt in den Bergen schon Schnee oder es ist wahnsinnig matschig, weil's geregnet oder frisch getaut hat.

Also bleiben Sie doch an diesem schönen Wochenende in der Stadt und erkunden Sie ihre 111 Stadtberge - so viele hat der Autor Gerhard Ongyerth gezählt. In seinem "Münchner Bergführer" (Franz Schiermeier Verlag, 18,90 Euro) stellt er die Hügel und Bergl vor - und gibt Tipps für Höhenwege und Bergbesteigungen. In der AZ stellen wir vier Touren vor.

Das Buch gibt es direkt beim Verlag (franz-schiermeier-verlag.de), Telefon:  599 477 51, franz.schiermeier@web.de. Erhältlich ist der Bergführer auch im Pop-up-Store der Münchner Buchmacher im Rathaus, Eingang Dienerstraße (Di-Sa, 11-19 Uhr).

Im urbanen Grün

Höhenweg Isarbogen

Start: S-Bahnhof Rosenheimer Platz
Ziel: St.-Emmeramsmühle
Länge: 7 km
Dauer: 1,5 - 2 Stunden

Route: Vor dem Gasteig (1) erreichen wir jenseits der Inneren Wiener Straße die Maximiliansanlagen und erklimmen die Hangkante bei der Kapelle St. Nikolai (2). Sie ist ein Beiwerk des ehemaligen Leprosenkrankenhauses aus dem 14. Jahrhundert. Damals noch weit von der Stadt entfernt, versuchte man hier, Kranke zu pflegen.

Über den anschließenden Meillerweg oder einen von mehreren Hangwegen, zum Beispiel den Hangweg beim Muffatwerk (3), in verschiedenen Höhen gelangen wir 500 Meter weiter an die Maximiliansbrücke. Von der Isar führt von dort ein 21 Meter hoher und bis zu 16 Prozent steiler Hangweg zum Kobell-Denkmal (4) hoch bis zum Beginn der Grütznerstraße.

Wer will, kann über die Max-Planck-Straße (5) auch die 13 Meter aufsteigende stadtseitige Terrasse vor dem Maximilianeum (6) erklimmen oder - nach Unterquerung der Maximiliansbrücke - den immerhin neun Meter hohen Anstieg der Luitpold-Terrassen (7) zum Friedensengel (8) meistern. Östlich des Friedensengels, an der Kreuzung Prinzregentenstraße/Maria-Theresia-Straße, beginnt der 800 Meter lange Wilhelm-Hausenstein-Weg, der uns entlang der Hangkante schließlich zur Kirche St. Georg in Bogenhausen führt.

Wer einen Abstecher zum Achtersee (9) machen möchte, nimmt den nach gut 100 Metern beginnenden, links abzweigenden Rundweg hinunter zum See. Danach steigt man wieder hinauf zum Wilhelm-Hausenstein-Weg (10) und geht weiter in Richtung Bogenhausen.
Vom Bogenhauser Kirchplatz mit der Kirche St. Georg (11) steigen wir den steilen Fußweg zur Steinbachstraße und dem dortigen kleinen Weiher ab. Die Montgelasstraße (12) empfängt einen mit Verkehrslärm.

An der Montgelasstraße ist es weniger grün, dafür urban.
An der Montgelasstraße ist es weniger grün, dafür urban.

Wir steigen diese lange Rampe auf die Hangkante linksseitig bis zur Herzogparkstraße auf. Die dortige Treppenanlage (13) führt über neun Höhenmeter hinunter zum durchgrünten Hangfuß. Wir folgen nun dem Hangweg Montgelasstraße (14). Der mehrfach abknickende Gustl-Waldau-Steig (15) bringt uns wieder nach oben. Über den Simssteig (16), vorbei an einem Holzmarterl, erreicht man den kleinen Paul-Neu-Weg (17).
Man folgt ihm, unterquert die John-F.-Kennedy-Brücke und bleibt im Grünzug, bis der Dingelstedtweg (18) und der Andersenweg (19) passiert werden. Nach knapp drei Kilometern erreichen wir den Michl-Ehbauer-Weg (20).

Ab hier gibt es keinen Weg mehr, der durchgängig am Hangfuß verläuft. Wir steigen daher den Michl-Ehbauer-Weg über 15 Meter zur Oberföhringer Straße auf und folgen dieser nach links, an der Mauerkircherstraße (21) sowie der Pernerkreppe (22) vorbei, bis zur Muspillistraße und der Kirche St. Lorenz.

Der Friedensengel umrahmt von den schönsten Herbstfarben. Fotos: Gerhard Ongyerth
Der Friedensengel umrahmt von den schönsten Herbstfarben. Fotos: Gerhard Ongyerth © Gerhard Ongyerth

In der Straßenkrümmung am Haus Muspillistraße 27 beginnt der romantische Bergsteig Rochus-Dedler-Weg (23) hinunter zur Ringstraße St. Emmeram. Er ist unscheinbar, aber schön, man sollte ihn nicht verpassen. An der Ringstraße (24) angekommen, folgen wir dieser nach links, an der Rampe der Brücke vorbei bis zur Gaststätte St. Emmeramsmühle und der Kapelle St. Emmeram (25).
Wer eine Option für die Rückfahrt sucht, geht oben an der Hangkante in die Oberföhringer Straße, wo es Bushaltestellen gibt. Ein Stück weiter fährt auch die U4.

Der Friedensengel umrahmt von den schönsten Herbstfarben. Fotos: Gerhard Ongyerth
Der Friedensengel umrahmt von den schönsten Herbstfarben. Fotos: Gerhard Ongyerth © Google Maps/Bearb.: anf

An Kirchen und Festwiesen vorbei zu einem schmucken, kleinen Stadtpark

Sendlinger Höhenweg

Start: U3 Thalkirchen
Ziel: Maßmannbergl im Maßmannpark
Länge: 5 km
Dauer: 1,5 Stunden

Gleich zwei Kirchen hat der alte Dorfkern von Sendling mit dem schönen Stemmerhof: vorne die Alte Sendlinger Kirche mit dem Friedhof, auch Alt-St. Margaret genannt, und hinten, etwas versteckt St. Margaret, die kürzlich saniert worden ist. Fotos: Gerhard Ongyerth, alle Karten: Google Maps/Bearb.: anf
Gleich zwei Kirchen hat der alte Dorfkern von Sendling mit dem schönen Stemmerhof: vorne die Alte Sendlinger Kirche mit dem Friedhof, auch Alt-St. Margaret genannt, und hinten, etwas versteckt St. Margaret, die kürzlich saniert worden ist. Fotos: Gerhard Ongyerth, alle Karten: Google Maps/Bearb.: anf © Gerhard Ongyerth

Route: Vom U-Bahnhof Thalkirchen geht es zunächst zur Wallfahrtskirche St. Maria Thalkirchen, sodann die Fraunbergstraße entlang, rechts halten in die Hoeckhstraße hoch zur Plinganserstraße und nachfolgend den acht Prozent steilen Greinerberg (1) hinunter.
Am Hangfuß betreten wir die Grünanlage Neuhofen auf der gegenüberliegenden Straßenseite und folgen dem Alois-Johannes-Lippl-Weg über 900 Meter bis zum Gipfel des Neuhofener Bergs (2).

Die Aussicht von diesem Stadtbalkon mit dem Tempel ist prächtig. Der Alois-Johannes-Lippl-Weg führt weiter zur Plinganserstraße, der wir 400 Meter bis jenseits der Brudermühlstraße (Tunnel und Ausfahrt) folgen. In der Krümmung der Brudermühlstraße führt ein bis zu 23 Prozent steiler Abstieg in die Hangwälder (3) am Freizeitpark Neuhofen.

Am Hangfuß entlang geht es über 400 Meter bis zum Kidlerplatz. Eine Treppenanlage (4) führt dort hoch zur Plinganserstraße. Man geht nun rechts und an der Kreuzung mit der Lindenschmitstraße (5) vorbei.

Die Treppe an der Oberländerstraße überwindet sechs Höhenmeter.
Die Treppe an der Oberländerstraße überwindet sechs Höhenmeter. © Gerhard Ongyerth

Kurz vor der Kirche St. Margaret geht rechts die Treppenanlage der Oberländerstraße (6) nach unten. Wir wenden uns aber nach rechts und sehen die Kirche Alt-St. Margaret (7) am Sendlinger Berg. Der nördliche Eingang zum Kirchhof ist leider immer verschlossen. Man muss um die hohe Friedhofsmauer herumwandern und kann von der Plinganserstraße her schließlich den Eingang in den Kirchhof finden.

Nach der Überquerung der Ampelanlage betreten wir beim Denkmal für den Schmied von Kochel (8) den Grünzug Daunmillerweg/Lipowskystraße (9) und erreichen nach 600 Metern die Bavariabrücke. Hier öffnet sich, auf Höhe der Hans-Fischer-Straße (10) die Weite der Theresienwiese vor der freiliegenden Hangkante mit der Bavaria, Ruhmeshalle und dem dahinterliegenden Bavariapark.

Vor dem Anstieg zum Hügel mit der Bavaria queren wir die Straße Theresienhöhe und suchen im Bavariapark seinen nordwestlichsten Punkt auf mit der Aufschüttung König-Ludwig-Hügel. Auf diesem Aussichtspunkt (11) stand früher ein kleiner Namen gebender Pavillon, heute eine Sitzbank. Zugegeben, man muss etwas suchen, bis man auch dieses Bergl mit Eigennamen entdeckt hat.

Am König-Ludwig-Hügel wacht ein Hirsch (von Theodor Georgii).
Am König-Ludwig-Hügel wacht ein Hirsch (von Theodor Georgii). © Gerhard Ongyerth

Zurück zur Bavaria. Dort hat man das volle Panorama der Innenstadt vor Augen. Von der Theresienhöhe (12) geht der weitere Weg entlang der Hangkante bis zum Ende der Martin-Greif-Straße und dort hoch auf die Fußgängerbrücke zu den Gebäuden des Europäischen Patentamts und weiter über den Hackerberg zur Hackerbrücke (13).

Von der Hackerbrücke aus kann man deutlich die Eingrabungen in die Hangkante erkennen, die für die Abfahrt früher leistungsschwacher Eisenbahnen vom Hauptbahnhof hoch zur und über die Hangkante notwendig war. Sie wurde um zwei bis drei Meter abgetragen und das gewonnene Material im Areal des dadurch erhöht liegenden Hauptbahnhofs aufgeschüttet.
Nun gehen wir an der Arnulfstraße weiter bis zum Augustiner-Keller (14). Das Gelände war 1812 schon eine Bierlagerstätte der Büchl-Brauerei. Wir gehen weiter bis zur Marsstraße.

Interessanterweise befindet sich im Anwesen Marsstraße 46 eine 2,3 Meter hohe Burgfriedenssäule wohl aus dem Jahre 1652. Ihr ursprünglicher Standort was 45 Meter südwestlich im Gelände der Spatenbrauerei.
Über die Spatenstraße, Karlstraße und die Sandstraße erreichen wir die Maßmannstraße und das Maßmannbergl (15). Hier stand bis 1945 eine von Hans Ferdinand Maßmann initiierte Turnanstalt. Da nach dem Zweiten Weltkrieg kein Wiederaufbau erfolgte, blieb die Freifläche erhalten.

Am König-Ludwig-Hügel wacht ein Hirsch (von Theodor Georgii).
Am König-Ludwig-Hügel wacht ein Hirsch (von Theodor Georgii). © Google Maps/Bearb.: anf

Ein netter Spaziergang im künstlichen Park

Ostparkrunde

Start: Süden des Ostparks
Länge: 3 km
Dauer: 40 Minuten

Mit etwas Glück kann man von hier die Alpen sehen. Foto: Gerhard Ongyerth
Mit etwas Glück kann man von hier die Alpen sehen. Foto: Gerhard Ongyerth © Gerhard Ongyerth

Route: Die Gestaltung des hügeligen Reliefs des Ostparks begann in den 60er Jahren mit dem Geländeaushub für den ersten Bauabschnitt der Wohnanlagen der Neuperlacher Entlastungsstadt sowie des U-Bahnbaus. Bund, Stadt und gemeinnützige Bauträger errichteten damals an der Peripherie von München einen Stadtteil für 80.000 Einwohner. Das älteste Element der Kunstlandschaft ist der immer wieder versickernde Hachinger Bach im Westen.

Die Vielfalt des Parks kann man mit einem schönen Rundweg erkunden. Wir starten im Süden im Flachen und erklimmen im Osten von der Sportanlage Perlach-Süd das, wenn man so will, Randgebirge des Ostparks.

Vom Höhenweg führt links eine Treppenanlage steil hoch zum Ostparkpeak, wir überschreiten den Gipfel und steigen über die Südwestflanke zu den Brücken des Sees ab. Wir überqueren zwei Brücken und entspannen etwas, bevor wir am Eisstadion vorbei zurück zum Ausgangspunkt gelangen.
Prunkstück des Parks ist der hohe Rodelberg mit seiner steilen, nach Süden gerichteten Hangflanke. Mitte der 70er Jahre stand im Ostpark übrigens eine Sommer-Skisprungschanze.

Mit etwas Glück kann man von hier die Alpen sehen. Foto: Gerhard Ongyerth
Mit etwas Glück kann man von hier die Alpen sehen. Foto: Gerhard Ongyerth © Google Maps/Bearb.: anf

Mal Münchens Windrad anschauen

Fröttmaninger Berg

Start: Am Fuß des Fröttmaninger Bergs
Höhe: 70 Meter

Einst ein Müllberg, heute eine Spielwiese für Hobby-Mountainbiker. Foto: Gerhard Ongyerth
Einst ein Müllberg, heute eine Spielwiese für Hobby-Mountainbiker. Foto: Gerhard Ongyerth © Gerhard Ongyerth

Die ehemalige Mülldeponie mit zwölf Millionen Kubikmeter Müll entstand 1954 bis 1973. Begrünt ist sie nun ein Naherholungsgebiet.
Vom Fuß des Berges (auf der Stadion-Seite) schlängelt sich ein Fußweg bis zur Spitze hinauf und dann auf der südlichen Seite wieder hinab. Ein kurzer Ausflug mit Aussicht.

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