Vier Monate Sperrungen auf der S-Bahn-Stammstrecke
Bis Dezember werkeln die Arbeiter noch bei der Modernisierung der Stammstrecke. Wie es nach der Winterpause im FRühjahr weitergeht
München - Die S-Bahn legt sich selbst lahm – ganz ohne Eis und Schnee. Arbeiter hatten am Mittwochabend im Tunnel unter dem Marienplatz an einer schwer zugänglichen Stelle versehentlich ein paar wichtige Strom- und Signalkabel gekappt. Bis Dezember wollen sie noch mehr Gas geben.
Von Weihnachten bis Anfang März ruhen dann die Arbeiten. Sofern der Winter nicht zuschlägt, dürfen Pendler also auf ein kurze Verschnaufpause hoffen. Allerdings sollte man sich nicht zu sehr an störungsfreien Bahnverkehr gewöhnen. Neuer Ärger droht.
14 WOCHEN CHAOS? Im Frühling kehren die Bauarbeiter zurück. Zwischen März und Juni wird es an der Donnersbergerbrücke an 14 Wochenenden und in diversen Nächten auf der Stammstrecke zu Gleissperrungen kommen. An zwei Wochenenden im April wird der Bahnhof Donnersbergerbrücke komplett dichtgemacht. Dann rollen wieder Ersatzbusse. Wenn das neue Zugangsgebäude fertiggestellt ist, war’s das aber noch lange nicht an der Donnersbergerbrücke. Die Bahn denkt darüber nach, später das alte Bahnhofsgebäude ebenfalls zu modernisieren.
Bauarbeiter demolierten am Mittwochabend bei der Modernisierung der Stammstrecke wichtige Datenkabel und lösten damit auch noch den ganzen Donnerstag über Chaos im gesamten S-Bahn-Netz aus.
LZB GEKAPPT Die Linienzugbeeinflussung, LZB genannt, ist die wichtigste Datenverbindung überhaupt auf der Stammstrecke. Nur mit Hilfe des LZB ist es möglich, stündlich in jede Richtung 30 Zügen durch das Nadelöhr zu lotsen. Technikern gelang es zwar noch in der Nacht den Schaden provisorisch zu reparieren. Doch ohne voll funktionsfähiges LZB war Chaos programmiert.
VERSPÄTUNGEN, AUSFÄLLE S-Bahnen hatten zwischen 30 und 40 Minuten Verspätung. Die Zusatzzüge für den Zehn-Minuten-Takt auf den Linien S2, S3 und S8 entfielen. Zehntausende Pendler saßen im Berufsverkehr fest. Die S1 fuhr ab Moosach ohne Halt bis zum Hauptbahnhof. Gleiches galt für die S6 ab Pasing und die S27 ab Heimeranplatz.
ZU VIELE PANNEN „Natürlich kann es bei Bauarbeiten zu unvorhergesehenen Störungen kommen", sagt Andreas Nagel, Sprecher der Aktion Münchner Fahrgäste. „Aber die Summe der Störungen im S-Bahnbereich ist einfach zu hoch.“ Zuletzt hatten neben technischen Problemen immer wieder Notarzteinsätze oder Personen im Gleis für Ausfälle und Streckensperrungen gesorgt.
PANNENHILFE Den kompletten Donnerstag über versuchte man bei der Bahn, Ersatzteile für die beschädigten Bauteile zu organisieren. In der Nacht auf Freitag, so der Plan, sollen sie eingesetzt werden. Läuft alles glatt, so ein Bahnsprecher, „müsste am Freitagmorgen der S-Bahn-Verkehr hoffentlich wieder regulär laufen“.
ARBEITEN NUR NACHTS Gearbeitet wird an der Stammstrecke hauptsächlich nachts, wenn weniger Züge fahren. Deshalb dauert der Umbau länger. „Uns stehen nachts rund fünf Stunden zur Verfügung. In dieser Zeit besteht der Bautrupp aus bis zu 30 Leuten“, sagt Projektleiterin Lea Kuhnen.
SO GEHT’S WEITER Am nächsten Wochenende und am 30. November/1. Dezember wird der Bahnhof Donnersbergerbrücke noch einmal teilweise gesperrt. Fahrgäste müssen dann wieder zwischen Ostbahnhof und Pasing in Pendelzüge umsteigen. In den kommenden Wochen wird betoniert, was die Maschinen hergeben. Die groben Arbeiten sollen 2013 erledigt sein. Das neue Bahnsteigdach soll in den nächsten Wochen eingedeckt werden, damit die Fahrgäste im Winter nicht Schnee und Regen ausgesetzt sin
SPERRUNG AUCH BEI DER U6 Wer glaubt, dass nur S-Bahn-Kunden leiden müssen, der irrt. Auch bei der U-Bahn müssen sich die Münchner auf Ärger einstellen. Die Linie U6 wird für vier Monate gesperrt, drei Wochen länger als während der ersten Bauphase. Vor allem die Fans des FC Bayern wird es auf dem Weg raus in die Allianz Arena hart treffen. Vor dem Anpfiff müssen sie die Fahrt dicht gedrängt in Ersatzbussen überstehen. Am 12. Mai 2014 rücken die Bauarbeiter an. Enden werden die Umbauarbeiten voraussichtlich zum 5. September. Zwischen Studentenstadt und Kieferngarten werden auf der Linie U6 Schienen und Technik erneuert bzw. modernisiert. Betroffen ist das östliche Gleis (Gleis 1) sowie die Ostseite der Heidemannbrücke.