Viel mehr Flüchtlinge: Innere Mission in Not
MÜNCHEN - Die Helfer sind an ihrer Belastungsgrenze angelangt. Sie fordern jetzt mehr Personal
Die Zahl der Flüchtlinge in München ist in den vergangenen Wochen und Monaten sprunghaft angestiegen. Jetzt schlägt die Innere Mission Alarm: „Wir sind am Ende unserer Kräfte angekommen“, sagt Lisa Ramzews, Leiterin des Sozialdienstes für Flüchtlinge und Asylsuchende in der Boschetsrieder Straße. „Wir stehen eigentlich kurz vorm Burnout.“
Zuerst kamen sie aus Afghanistan, dann aus Somalia. Jetzt sind es vor allem Roma aus Serbien und Mazedonien, die den Weg nach München finden. Rund 650 Flüchtlinge leben aktuell in mehreren Einrichtungen in der Stadt.
Bei der Inneren Mission gibt es gerade mal drei Vollzeitstellen für Mitarbeiter, die mit der Beratung und Betreuung befasst sind. Da sind Überstunden programmiert. Der Freistaat Bayern übernimmt den Angaben nach bloß einen Teil der Personalkosten. Für alles andere, wie zum Beispiel Dolmetscher oder Verwaltungskosten, muss der Wohlfahrtsverband nach eigenen Angaben selbst aufkommen. Und die Ausgaben sind zuletzt stark gestiegen.
„Es ist seit längerer Zeit fällig, dass die Staatsregierung durch die Zuschaltung von Personal reagiert“, fordert Klaus Feist von der Inneren Mission München. Konkret geht es um zwei zusätzlich Stellen fürs Fachpersonal, einen Fahrdienst und die Finanzierung einer psychologischen Betreuung. Die ist dringend nötig: Denn viele der Flüchtlinge sind schwer traumatisiert.
Erst im Oktober hatte der starke Andrang an Asylbewerbern einen Eklat zur Folge. 170 Menschen wurden im Container-Lager in der Waldmeisterstraße untergebracht. Das sollte eigentlich nicht mehr genutzt werden – wegen menschenunwürdiger Zustände. Die Skandal-Unterkunft in der Lerchenau wurde dicht gemacht. Die Flüchtlinge verteilte man auf Jugendherbergen und Pensionen.
Ab nächsten Montag wird nun eine neue Wohn-Möglichkeit aktiviert – zumindest für ein halbes Jahr. Teile der Bayernkaserne sollen Asylbewerbern zwischenzeitlich als Unterkunft dienen. Die Innere Mission hat die Räumlichkeiten bereits inspiziert und für „sehr ordentlich“ befunden. Doch was geschieht im Juni? Klaus Feist: „Dann heißt es wieder: Wohin mit den Flüchtlingen?"
Eine langfristigere Verbesserung ist für die 100 minderjährigen Flüchtlinge in Sicht, die derzeit in der Baierbrunner Straße untergebracht sind – obwohl dort offiziell nur Platz für 20 Jugendliche ist. Für sie steht als zusätzliche Erstaufnahmeeinrichtung ein Haus in der Heimeranstraße im Westend in Aussicht.
Julia Lenders
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