Viel Klamauk und ein Duell

  Beim Singspiel auf dem Nockherberg stellt schrille Comedy die politischen Aussagen in den Schatten. Der einzige Höhepunkt ist ein bühnenreifer Kampf zwischen Guttenberg und Söder.  
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Die besten Szenen vom Singspiel auf dem Nockherberg.
Daniel von Loeper 10 Die besten Szenen vom Singspiel auf dem Nockherberg.
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Die besten Szenen vom Singspiel auf dem Nockherberg
Daniel von Loeper 10 Die besten Szenen vom Singspiel auf dem Nockherberg

Beim Singspiel auf dem Nockherberg stellt schrille Comedy die politischen Aussagen in den Schatten. Der einzige Höhepunkt ist ein bühnenreifer Kampf zwischen Guttenberg und Söder.

München - Zum Lied der Bayern reicht es nicht ganz. Aber die Coverversion „O Söder mio“ hätte in den bayerischen Charts womöglich gute Chancen. „Ich bin kein Freiherr und mein Betragen war nicht frei von Tadel. O Söder mio, du bist die Hoffnung der CSU“, intoniert Söder, der sich im Singspiel als Nachfolger Guttenbergs sieht.

Ein Notfallplan sei das Singspiel, sagt der Regisseur Alfons Biedermann. Zu rasant hat sich die politische Situation gewandelt in den letzten Wochen. „Jede Szene wurde umgeschrieben“, sagt Biedermann. „Aber es ist besser als vorher.“

Wenn das so ist, liegt’s vor allem an zwei starken Männern: Stephan Zinner als Markus Söder und Stefan Murr als Karl-Theodor zu Guttenberg. Bis zu deren Bühnen-Duell plätschert das Singspiel nämlich ziemlich dahin, wirkt größtenteils klamaukhaft und sehr unpolitisch. Dann Auftritt zu Guttenberg: Mit gold-geknauftem Spazierstock, die Haare gegelt, tritt er als Elder Statesman auf: bereit, auf sein Leben als Teilzeit-Doktor und Kurzzeit-Minister zurückzuschauen.

Ruhig, unscheinbar, ein süffisantes Lächeln auf den schmalen Lippen – und doch wird er sofort zum Liebling des Publikums: Guttenberg at his best sonnt sich im schönen Schein. Ein Rücktritt ist eben nicht sein Ende.

„Du, Chef, schau, der Gutti“, sagt Söder-Double Zinner dann erschrocken zu Seehofer (gespielt von Wolfgang Krebs), „der darf nicht mehr mitspielen!“ Doch, Guttenberg darf – und rettet das ansonsten schwache Singspiel mit Ironie und deftigen Sprüchen. Ohne schwurbelige Schachtelsätze geht bei ihm zwar nichts, aber „deshalb habe ich einen Songtitel geschrieben. Ich habe ihn selbst geschrieben. Und ganz allein.“ Es ist ein Medley aus AC/DC, Chicago, Guns’n’Roses und Metallica, das mit den Worten endet „Yes I am the great pretender“.

Zwar enttarnen Sigmar Gabriel und Christine Haderthauer (Darsteller: Oliver Beerhenke und Angela Ascher) das Lied schnell als Plagiat. Guttenberg gibt zu bedenken: „Ich als junger Familienvater...“ – der Rest ist Geschichte. Guttenberg ist der Fixpunkt, auch in diesem Singspiel. Und sein Abschied löst die Frage aus: Was wird ohne ihn?

Philipp Rösler – der Guttenberg der FDP – möchte von Angie (Corinna Duhr als Merkel) genauso geliebt werden wie der Freiherr. Dessen Gattin Steffi wird zur Ehefrau des Jahres gekürt. Und auch Markus Söder kämpft gegen ihn – und gewinnt. „Ich gehe jetzt“, sagt Guttenberg schließlich und zieht Soldatenhelm und Fliegerbrille an. „Wohin Gutti, wohin?“, fragt Söder. Die Antwort: „Nach Hollywood!“

Söder bleibt zurück und freut sich auf die Bayern-Herrschaft.

Im zweiten Jahr der Autorenschaft des Alfons Biedermann wird klar: Das Singspiel ist jung, knallig und quotentauglich. Es ist aber auch mehr Comedy als Kabarett. Statt Kulissen gibt es Videoprojektionen und Lichteffekte. Hatten sich 2010 die Politiker wenig zu sagen und traten oft solo auf, so lebt das Singspiel heute vom Miteinander der Darsteller: Das Duell Söder – KT oder das Duett von Seehofer und Merkel („Wenn ich einmal Bürger wär’“) sind pikante Höhepunkte.

Doch bleiben die Lacher verhalten. Auch nachdenkliche Momente gibt es. So fragt sich Guttenberg, wie „er ein Leben führen kann, dass man selbst noch respektiert“. Auch Freifrau Stephanie lässt ihre Karriere Revue passieren: „Wir waren die Welt, sie stand uns offen“, singt sie, und KT stimmt mit dem Kinderchor ein: „Das Land leckt blaues Blut.“ Dann wollen sie zurückkommen und als Kanzlerpaar die Monarchie einführen.

Was fehlt, sind harte politische Sprüche, eigentlich das Derblecken, das Ätzende, das aus dem professionellen Lächeln der Politiker in der ersten Reihe ein gequältes werden lässt. „Willst du dich geistig mit mir duellieren?“, fragt Guttenberg den Widersacher Söder – „ich duelliere mich aber nicht mit Unbewaffneten.“ Starke Worte – aber mit wenig politischem Inhalt. Aussagen werden oft von Action übertüncht. Allein des Volkes Stimme, gespielt vom Wutbürger und der Migrantin „deutsche Aische“ (Thomas Müller und Murat Topal), haben eine politische Meinung – sei es zu Stuttgart 21 oder Sarrazin-Debatte. Die wird leider so schrill und albern vorgetragen, dass sie leicht überhört wird.

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