Verurteilte NSU-Unterstützer als Zeugen vor Gericht

Vor drei Jahren wurden Ralf Wohlleben und André E. als Unterstützer des Terror-Trios NSU verurteilt. Nun soll es ein Wiedersehen vor dem Oberlandesgericht München geben.
az/dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
3  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Ein Schild mit der Aufschrift "Angeklagter Wohlleben" steht im Gerichtssaal auf einem Tisch.
Ein Schild mit der Aufschrift "Angeklagter Wohlleben" steht im Gerichtssaal auf einem Tisch. © picture alliance/Peter Kneffel/dpa/Archivbild

München - Fast auf den Tag genau drei Jahre nach dem Urteil im NSU-Prozess müssen die damaligen Angeklagten Ralf Wohlleben und André E. wieder vor dem Oberlandesgericht München erscheinen. Das Gericht hat die beiden Männer als Zeugen im Prozess gegen eine Heilpraktikerin aus Franken geladen, die als mutmaßliche Rechtsterroristin angeklagt ist und einen Anschlag auf Kommunalpolitiker und Muslime geplant haben soll.

Geladen sind die beiden für den 15. Juli, wie Gerichtssprecher Florian Gliwitzky sagte. Sie sollen mit der Angeklagten in Kontakt gestanden haben. Ermittler berichteten vor Gericht, dass die Mittfünfzigerin sowohl per Post als auch persönlich den Austausch mit Ralf Wohlleben und André E. gepflegt habe.

Hat Heilpraktikerin Anschläge geplant?

Die Heilpraktikerin aus Lauf bei Nürnberg ist angeklagt, Grußkarten mit Todesdrohungen und Munition an Lokalpolitiker und einen Moscheeverein verschickt zu haben. Danach soll sie untergetaucht sein mit dem Ziel, Anschläge zu begehen. Die Anklage lautet daher unter anderem auf Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat.

Hinweise auf eine Verbindung zwischen ihr und dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) vor der Festnahme Beate Zschäpes gebe es nicht, hatten mehrere Zeugen vor Gericht ausgesagt. Die Angeklagte habe den Kontakt wohl von sich aus im Rahmen der sogenannten Gefangenenhilfe aufgenommen. Dort engagierte sich die Frau nach Erkenntnissen des bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz bei der Betreuung rechtsextremer Inhaftierter.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Ihre Anwälte Nicole Schneiders und Wolfram Nahrath gelten als Szene-Anwälte und verteidigten auch schon Wohlleben im NSU-Prozes. Für den Auftritt der verurteilten NSU-Unterstützer vor Gericht sind jeweils nur 30 Minuten angesetzt. Es ist gut möglich, dass sie die Aussage verweigern. Das Gericht lud die beiden auf Antrag der Nebenklage.

Urteile des NSU-Trios noch nicht rechtskräftig

Am 11. Juli 2018 waren - nach mehr als fünf Jahren - die Urteile im NSU-Mammutverfahren gefallen. Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe wurde wegen der rassistisch motivierten Mordserie der Terrorzelle zu lebenslanger Haft verurteilt, Ralf Wohlleben bekam als Waffenbeschaffer des NSU-Trios zehn Jahre Haft, André E. wurde wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung zu zwei Jahren verurteilt. Die Urteile gegen sie sind - ebenso wie das gegen Zschäpe - noch nicht rechtskräftig. Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe muss noch über die Revision entscheiden.

Der rechtsextremistische NSU hatte zwischen 2000 und 2007 in Deutschland zehn Menschen ermordet. Zschäpe ist die einzige Überlebende des Trios. Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos hatten sich das Leben genommen.

© dpa-infocom, dpa:210703-99-243899/4

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
3 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • SL am 04.07.2021 14:27 Uhr / Bewertung:

    Vor allem sollten die Totalversager aus den Polizei-und Sicherheitsbehörden bezüglich NSU endlich vor Gericht stehen

  • Heinrich H. am 04.07.2021 11:56 Uhr / Bewertung:

    Solange Deutsche Gerichte es nicht schaffen, solche Gerichtssitzungen nach spätestens 2 Jahren zu beenden ( ein Staat darf auch Gesetze ändern ) solange werden diese Verbrecher auf kosten des Deutschen Steuerzahler unterstützt ( warum, sie sind doch gegen diesen Staat..???? )das sind Menschen die diesen Staat verhöhnen und davon provitieren, auch eine Demokratie sollte sich zu wehren wissen und nicht 5 Jährige Prozesse führen, die dann alle andere Prozesse Blockieren, so stelle ich mir Recht und Ordnung nicht vor !

  • Der wahre tscharlie am 03.07.2021 15:20 Uhr / Bewertung:

    Gott sei Dank nicht nur ich, sondern auch andere Leute sind schon lange der Überzeugung, dass es in der "Rechten Szene" ein Netzwerk gibt.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.